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BVB im eSport: "Entertainment bleibt der wichtigere Faktor"

Zwischen Skepsis und Innovationstreiber Corona

Wird BVB im eFootball kompetitiver? "Entertainment bleibt der wichtigere Faktor"

Warum der BVB im eFootball auf Unterhaltung setzt.

Warum der BVB im eFootball auf Unterhaltung setzt. IMAGO/Kirchner-Media

2016. Mit dem FC Schalke 04 und dem VfL Wolfsburg gab es bereits zwei deutsche Bundesligisten, die eigene Teams im eSport stellten. Der Hamburger SV, die TSG 1899 Hoffenheim und der FC Ingolstadt waren zudem in Vorbereitung auf den Einstieg.

Beim BVB zeigte sich auf der damaligen Mitgliederversammlung Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke skeptisch gegenüber einem eSport-Engagement im Ligabetrieb oder in Spielen wie League of Legends. "Wir empfinden es für uns nicht als authentisch und 'echt'. Andere Klubs werden dies naturgemäß anders bewerten", hieß es unter anderem.

Rund vier Jahre später, Anfang Januar 2020, gab es schließlich doch die Initialzündung, wie Jannis Jersch, Manager Digital beim BVB, verriet. Der Konsolen- und Spielehersteller PlayStation klopfte an die Tür der Geschäftsstelle. In Planung sei ein Fanturnier, da das Unternehmen die Haltung des Vereins zum Thema eSport kannte.

"Bei uns kam die Idee gut an, da unsere Fans im Mittelpunkt standen. Außerdem konnten wir herausfinden, wie viele BVB-Fans Lust haben, sich bei einem vom Verein organisierten Turnier miteinander und gegeneinander zu messen." Die Resonanz des Wettbewerbs war positiv: 11.000 BVB-Fans aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen teil. Als Highlight fand das Finale mit den besten 16 im Dortmunder SIGNAL IDUNA PARK statt.

Pandemie als Innovationstreiber

Ein Meilenstein, der zum "Nachdenken" anregte. "Wie relevant dann das Thema ist", zeigte die Bundesliga-Home-Challenge. Denn was zum Zeitpunkt des Fanturniers wohl niemand ahnte: Nur wenige Monate später zwang die Corona-Pandemie die Gesellschaft in die Knie.

Geschäfte, Restaurants und weitere Einrichtungen mussten schließen - auch der Sport pausierte. Angesichts dessen veranstaltete die Deutsche Fußball-Liga die Home-Challenge. An vier Spieltagen maßen sich Profis und eSportler von 29 Klubs der 1. und 2. Bundesliga sowie ein Schiedsrichter-Team an der Konsole.

"Obwohl wir kein Setup hatten und auch keine große Erfahrung, wollten wir die Liga unterstützen." Über eine Agentur entstand schließlich der Kontakt zum BVB-affinen Erné Embeli und Eldin 'Eldos' Todorovac, die von Achraf Hakimi und Leonardo Balerdi unterstützt wurden.

Auch nach diesem Turnier waren die Verantwortlichen von der Resonanz und Reichweite überrascht. Gleichzeitig entstand die Blaupause für den angesprochenen eigenen Weg des BVB im eFootball: "Eben dieser Spaß-Charakter, es geht hier primär nicht kompetitiv gegeneinander, sondern wir machen eine unterhaltsame Veranstaltung mit einem Mix aus Fußballprofi und Influencer, hat uns von der Idee gefallen."

"Ich mag nicht schon wieder das vielbemühte Bild von Corona als großem Digitalisierungstreiber malen. Aber natürlich war der BVB in einer Situation, wo uns als Verein der allerwichtigste Berührungspunkt weggebrochen ist: Ein Stadion, in dem 81.365 Menschen mindestens jedes zweite Wochenende zusammenkommen und eine gute Zeit haben", ergänzt Alexander Mühl, Direktor Marketing und Digitalisierung.

Für den Verein stand dementsprechend die große Frage im Vordergrund: "Wie schaffen wir neue Begegnungspunkte mit unseren Fans?" Mit den Erfahrungen der beiden genannten Veranstaltungen haben wir eine Chance gesehen und uns gesagt: Lasst uns die ergreifen."

Unterhaltung: Was macht den BVB-Fans Freude?

Eine Chance, aber kein Selbstläufer, denn: "Wie müssen wir es angehen, damit es bei unseren Fans größtmögliche Resonanz und Akzeptanz findet? Wenn man das auf eFootball bezieht, war die Frage: Haben unsere Fans Spaß daran, dass der BVB in einem eFootball-Wettbewerb spielt, der dann auch klar im Fokus steht? Oder schätzen es die Fans eher, wenn der BVB mit seinen Inhalten die Schnittmenge zwischen Gaming und Fan-Kultur bespielt? Wir haben das intensiv mit unseren Fans diskutiert, in Letzterem dann mehr Potential gesehen und fühlen uns durch die Entwicklung sehr bestärkt."

Die Zukunft gestaltet sich dennoch offen. Für Jersch werden Veranstaltungen mit Wettbewerbscharakter an Relevanz gewinnen, allerdings "bleibt Entertainment für den BVB der wichtigere Faktor". Auch sportliche Wettkämpfe "dürften über unterhaltsame Formate aus meiner Sicht noch besser in der Zielgruppe ankommen".

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Trotz aller Unterhaltung gibt es auch beim BVB Wettkampfstrukturen. Der Kader umfasst neben Content-Creator Erné den bereits benannten 'Eldos' und Dennis 'Denninho' Malcherczyk als eFootballer - Stefan Gajduk begleitet die Akteure als Coach. Regelmäßig gibt es Trainingslager, darüber hinaus dürfen die Spieler als BVB-Vertretung an Einzelwettbewerben wie zum Beispiel den VBL Open teilnehmen.

Ob die schwarz gelben Farben künftig auch bei der Club Championship teilnehmen, bleibt offen. Das wolle man in den kommenden Monaten mitteilen. Klar scheint aber, dass der BVB gewisse Anforderungen stellt.

Sven Grunwald

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