John Degenkolb zeigte einen ganz starken Auftritt bei Paris-Roubaix und war lange in der Spitzengruppe um die Superstars der Szene, Mathieu van der Poel und Wout van Aert, dabei. Dann passierte es aber auf der letzten der 29 Kopfsteinpflasterpassagen rund 16 Kilometer vor dem Ziel: Der Sieger von 2015 wurde Opfer eines Rennunfalls.
Degenkolb befand sich auf der rechten Seite der Fahrbahn, die beiden Teamkollegen van der Poel und der später Zweitplatzierte Jasper Philipsen berührten sich leicht und am Ende damit auch den Deutschen, der neben dem Kopfsteinpflaster zu Fall kam.
Sturz verhindert besseres Ergebnis
"Da war ich schon im Graben, und Mathieu hat sich durchgedrückt. Am Ende war kein Platz mehr für mich und ich bin in die Zuschauer am Straßenrand gekracht", sagte Degenkolb: "Es ist schwer, eine Chance ungenutzt zu lassen, aber ich bin mit dem heutigen Ergebnis zufrieden."
Am Ende der rund 257 Kilometer wurde der DSM-Profi bei der schnellsten Ausgabe des Klassikers der Geschichte (46,841 km/h) starker Siebter, 2:35 Minuten nach dem Sieger van der Poel.
Einen Tag später spürte Degenkolb noch die Folgen seines Ritts durch die "Hölle des Nordens", die sowohl von den steten Einschlägen des Kopfsteinpflasters, aber auch von der maximalen Verausgabung und nicht zuletzt vom Sturz herrührten.
Der ersten Enttäuschung über das tragische Ende einer herausragenden Fahrt bei der 120. Ausgabe der "Königin der Klassiker" wich Stolz über das Erreichte. "Es war ein höllisches Rennen. Vielleicht eines der besten seit Jahren", sagte Degenkolb, der nach aufmunternden Gesprächen mit dem Team, Freunden und Familie Frieden mit dem Rennen machte: "Es war schnell, hart und hat Spaß gemacht."
Auf dem vorletzten Pavé-Abschnitt passierte es: John Degenkolb stürzt. IMAGO/Panoramic International
Degenkolb und Paris-Roubaix: Eine besondere Beziehung
Auch wenn er seinen Triumph vor acht Jahren nicht wiederholen konnte, flogen dem 34-Jährigen die Sympathien zu, nicht zuletzt weil er die Attacken des favorisierten Duos van der Poel und van Aert teils im Alleingang abfing.
Respekt und Anerkennung hat sich Degenkolb in der "Hölle des Nordens" aber nicht nur wegen seiner Leistungen auf dem Rad verdient. Weil er einst das Junioren-Rennen von Paris-Roubaix mit einer Crowdfunding-Aktion rettete, wurde ihm der 3,7 km lange Pave-Sektor 17 zwischen Hornaing und Wandignies gewidmet.
Als Führender durchs eigene Pavé-Stück
Am Ostersonntag fuhr "Dege" als Führender der hochkarätigen Spitzengruppe in den "Secteur John Degenkolb". "Es war", sagte er hinterher, "ein unvergesslicher und emotionaler Moment". Auch ohne weitere Pflastersteintrophäe zählte Degenkolb zu den Gewinnern.