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NFL, Super Bowl: Rams schlagen Bengals und feiern Donald

Super Bowl LVI (56) im teuren SoFi Stadium geht an Los Angeles

Später Touchdown lässt Bengals trauern: Die Rams krönen sich und feiern Maschine Donald

Feierstimmung im "Rams House": Los Angeles' Team feiert den Super-Bowl-Sieg im eigenen SoFi Stadium.

Feierstimmung im "Rams House": Los Angeles' Team feiert den Super-Bowl-Sieg im eigenen SoFi Stadium. Getty Images

Es war nicht nur ein Ende, sondern auch ein Start fast wie gemalt für die Los Angeles Rams, die im heimischen und lautstarken SoFi Stadium zwar zunächst direkt nach Kick-off zum Punt ansetzen mussten. Doch nach einem schwach ausgespielten vierten Versuch der Bengals der Mittellinie, als deren Hoffnungsträger Joe Burrow seinen freien Mitspieler Tee Higgins nicht gesehen hatte, starteten die Spieler von Head Coach Sean McVay (36) durch.

Ausgerechnet Beckham eröffnet den Super Bowl

Der erst vor der Saison aus Detroit geholte Matthew "Matt" Stafford fand zunächst Top-Receiver Cooper Kupp für mächtig Raumgewinn, ehe ein feiner 17-Yard-Pass rechts in die Endzone zum eigentlich gut gedeckten Odell Beckham Jr. flog. Der inmitten der Saison mächtig unzufrieden von aus Cleveland gekommene Star-Receiver und Ex-Giant fing aber klasse und ermöglichte seinen Farben so die 7:0-Führung. Dies war zugleich sein siebter Touchdown im Dress der Rams - so viele hatte Beckham gesamt (!) in seiner Zeit bei den Browns zwischen 2019 und 2021.

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In der Folge kam zwar auch Cincy erstmals richtig auf, weil Burrow seinen ehemaligen LSU-College-Kollegen Ja'Marr Chase für 46 Yards fand. Weil aber bei diesem Drive letztlich nur ein Field Goal zum 3:7 von Rookie-Kicker Evan McPherson aus 29 Yards die Folge war und die im heimischen SoFi Stadion offiziell als Auswärtsteam geführten Rams erneut mit Stafford und Beckham marschierten, deutete sich immer mehr die klare Dominanz von L.A. an. Erst recht, als Kupp von Stafford rechts hinten komplett freistehend den nächsten Score markierte (elf Yards). Da machte es für den Moment auch nichts, dass im Anschluss der Extrapunkt nicht klappte. 13:3 lagen die Rams so Anfang des zweiten Viertels vorn.

Trickspielzug und Interception!

Zur Wahrheit gehörte aber auch, dass die "Bengalischen Tiger" im chinesischen Jahr des Tigers nach vielleicht etwas nervösem Beginn immer besser reinfanden und nach dem zweiten kassierten Touchdown einen weiteren guten Drive aufzogen. Dieses Mal sogar mit perfektem sowie äußerst frechem Ende: Nach einem Toss zurück zu Running Back Joe Mixon dachten viele zunächst an ein Laufspiel, doch stattdessen brach der Läufer ab, verwandelte sich sozusagen in einen Quarterback und warf perfekt zu Tee Higgins (sechs Yards) - ein Trickspiel zum 10:13.

Knie verdreht: Beckham muss runter

Das berühmte Momentum schwang somit etwas auf die Seite des AFC-North-Vertreters, zumal es aus Sicht Los Angeles' direkt noch einen personellen Rückschlag gab: Beckham vertrat sich bei einem nicht ganz perfekten Stafford-Pass, hielt sich sofort das linke Knie, musste lange behandelt und schließlich mit Kreuzbandrissverdacht vom Feld und ab zu Untersuchungen gebracht werden. Kurios: 2020 hatte sich der 29-Jährige schon mal das Kreuzband gerissen - damals im Trikot der Browns und ebenfalls bei einem Spiel gegen die Bengals.

Doch damit nicht genug: Cincinnatis Safety Jessie Bates erkannte bei einem Third Down, dass Stafford eine weite Bombe werfen wollte - und verbuchte in der eigenen Endzone mit einem starken Catch die Interception. Das war zugleich der erste Fehler in diesem großen Finale des bis dato richtig starken Rams-Quarterbacks. Spätestens damit war wieder richtig Spannung drin im 56. Super Bowl - und zugleich klar, dass Cincy mit mächtig frischem Selbstvertrauen mit dem knappen 10:13-Rückstand in die Pause ging.

Snoop Dogg & Co. heizen ein

Snoop Dogg

Teil der diesjährigen Halbzeitshow: Rapper Snoop Dogg. AFP via Getty Images

Während der kurzen Unterbrechung richtete sich der Fokus aber zunächst auf die heiß erwartete Halbzeitshow, die erstmals komplett im Zeichen von Hip-Hop, Rap und R&B stand. Für die Musik sorgten hier Snoop Dog, Eminem, Dr. Dre, Kendrick Lamar und Mary J. Blige. Sie alle wurden den Erwartungen auch gerecht, lieferten eine große Show vor den Augen von Stars wie Heidi Klum, Usain Bolt, LeBron James, Jeff Bezos, Charlize Theron, Matt Damon, Kevin Hart oder auch Jim Carrey ab. Inklusive Überraschungsauftritt von 50 Cent.

Cincy dreht das Spiel - Foul nicht gesehen

Viel wichtiger waren aus sportlicher Sicht aber die Fragen: Wie fanden sich die Rams nach der Pause und ohne Beckham zurecht? Und konnten die Bengals an die starken Phasen im zweiten Quarter anknüpfen und L.A. das Leben weiter schwer machen?

Die Antwort: Die Bengals machten nahtlos da weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatten. Und zwar richtig gewaltig: Zunächst warf Burrow direkt beim ersten Spielzug eine weite Bombe links in den Lauf von Higgins, der den Touchdown für stolze 75 Yards verbuchte und dabei mit einem klaren wie aber auch in Realgeschwindigkeit nicht leicht zu erkennenden Facemask-Vergehen davonkam. Doch nicht nur das! Direkt im Anschluss sollte beim ersten Angriff der Rams eine weitere Interception von Stafford passieren. Es lief plötzlich alles für Cincinnati. So auch wenig später ein Lauf von Burrow zum neuen First Down bei 4th&1. So viel klappte in diesen Minuten.

Cincinnati Bengals

Drehten zwischenzeitlich mächtig auf: die Bengals. Getty Images

Erst ein mächtiger "Sack" von Star-Verteidiger Aaron Donald, der einen Gegenspieler und Burrow bei einem Third Down eiskalt überwältigte, brachte Los Angeles' Truppe ohne Beckham wieder etwas gutes Gefühl zurück - auch wenn die Bengals bei diesem Drive dennoch mit einem Field Goal aus 38 Yards auf 20:13 erhöhten. Kicker McPherson (22) stellte damit sogleich einen NFL-Play-off-Rekord von Legende Adam Vinatieri ein - 14. Field Goal verwandelt. Dennoch kamen die Kalifornier in dieser Phase zurück - dank eines Field Goals von Matt Gay zum 16:20, folgenden provozierten Punts der führenden Mannschaft aus Cincinnati inklusive und eines Sacks von Von Miller.

Donald stoppt Burrow und krönt sich und sein Team

Das vierte Quarter stand an - und die Spannung war zum Greifen. Offensiv war aber für längere Zeit nicht mehr viel geboten, vielmehr dominierten die beiden Defenses schier nach Belieben. Punts am laufenden Band waren die Folge, Von Miller landete erneut einen "Sack". Rams-Quarterback Stafford fand derweil gar nicht mehr rein, hatte nach dem Verlust von Beckham deutlich abgebaut.

Vier Minuten vor Ablauf der Uhr war somit immer noch ein 16:20-Rückstand angesagt, doch hier nun lief die Offense wieder an. Mit cleveren Spielzügen wurden etliche First Downs erreicht, darunter auch nach einem klugen Lauf bei 4th&1 von Kupp und starke Pässe auf Kupp. Weil aber eben zu Spielbeginn beim 13:3 der eine Extrapunkt misslungen war, brauchte das Team nun einen Touchdown. Ein Field Goal genügte nicht. So kam es nach ein paar Strafen gegen Cincy für Los Angeles ein Yard (!) vor der Endzone zum Showdown - und hier lief es glatt zu einem Touchdown. Stafford warf nach dem Snap lässig rechts raus zu Kupp, der lockerleicht fing und das 23:20 einstrich.

Aaron Donald (vorne)

Der gefeierte Mann nach einem finalen Stopp und dem Super-Bowl-Sieg: Rams-Aushängeschild Aaron Donald. Getty Images

Das Schicksal lag fortan in den Händen der Bengals, die mit 1:25 Minuten auf der Uhr und zwei verbliebenen Auszeiten über 75 Yards marschieren beziehungsweise mit reichlich Burrow-Pässen vorankommen mussten. Hier wurde der junge Spielmacher seinem Spitznamen "Joe Brrr" oder "Joe Cool" aber nicht mehr gerecht, das Märchen des Zigarrenliebhabers und das Märchen der gesamten Bengals-Organisation fand hier nämlich ein Ende. Kein Geringerer als Rams-Ass Donald stoppte Burrow mit einem Pressure bei 4th&1- und krönte seinen famosen Auftritt mit dem alles entscheidenden Play bei diesem dramatischen Ende eines hochspannenden NFL-Finals.

Zuvor war bekannt geworden, dass der dreimalige Defensive Player Of The Year Donald womöglich mit nur 30 Jahren seine Karriere beenden könnte, wenn er den Super Bowl gewänne. Der siegbringende Spielzug war also womöglich der letzte seiner unvergleichlichen Laufbahn.

Los Angeles avancierte zum Nachfolger der Tampa Bay Buccaneers und gewann wie die Bucs vor einem Jahr den Super Bowl im eigenen Stadion. Doch nicht nur das: Staffords Wechsel vor der Saison zu den Rams zahlte sich direkt größtmöglich aus, der 34-Jährige krönte sich in Jahr eins nicht nur mit den ersten Play-off-Siegen seiner Karriere - sondern eben auch mit der Trophäe. Sein Trainer Sean McVay wurde zum jüngsten Super-Bowl-Siegertrainer der Geschichte mit 36 Jahren (jünger als Steelers-Coach Mike Tomlin 2009).

Zum Thema: "Ich wollte das so sehr": Tritt Rams-Star Aaron Donald nun zurück?

mag

Bilder: Bombastbau SoFi Stadium, Eminems Knie und Donalds finale Top-Aktion