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"Chance für jüngere Spieler": Flick plant vorerst ohne Müller

Bundestrainer sieht Nationalspieler beim Binden-Thema "von außen getrieben"

"Chance für jüngere Spieler": Flick plant vorerst ohne Müller

Hat klare Vorstellungen vom Re-Start der deutschen Nationalmannschaft: Bundestrainer Hansi Flick. 

Hat klare Vorstellungen vom Re-Start der deutschen Nationalmannschaft: Bundestrainer Hansi Flick.  Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Drei Monate sind inzwischen seit dem deutschen Ausscheiden in der WM-Gruppenphase vergangen. Drei Monate, die Bundestrainer Hansi Flick genutzt hat, um dem schwachen Abschneiden seiner Mannschaft in Katar auf den Grund zu gehen. "Wir haben die WM intensiv aufgearbeitet und analysiert und sind dabei hart mit uns ins Gericht gegangen", sagt der 58-Jährige im Interview mit dem kicker (Montagsausgabe).

Neben sportlichen Gründen - wie einer fehlenden Effizienz vor dem gegnerischen Tor und einer zu geringen Stabilität der Defensive - sieht Flick auch in den Debatten um die "One-Love"-Binde eine Ursache für den frühen Knock-Out - ohne es als Ausrede anführen zu wollen. "Wir sind, wenn man alles zusammenrechnet, verdient ausgeschieden. Und dafür gibt es sportliche Gründe. Dennoch gilt: Die Spieler, für die eine Teilnahme an einer WM das größte ist, sind bei dieser Thematik zumindest teilweise von außen getrieben worden", sagt Flick.

Die Schlussfolgerung für den Bundestrainer in Sachen EM 2024: "Für die Zukunft heißt das, dass wir uns fragen müssen, welche Themen aufkommen können. Und ob und inwieweit wir zulassen, dass diese Themen der Mannschaft aufgedrückt werden." Er selbst habe vor der WM intern auf eine Beendigung des Themas gedrängt: "Ich habe klar gesagt: Wenn wir in den Oman fliegen, steht der Fußball im Mittelpunkt. Was danach passiert ist, war einfach zu viel."

Ich habe klar gesagt: Wenn wir in den Oman fliegen, steht der Fußball im Mittelpunkt. Was danach passiert ist, war einfach zu viel.

Hansi Flick

Mit Blick auf die Heim-EM im Sommer 2024 will der Bundestrainer die deutsche Öffentlichkeit durch "Leidenschaft und eine positive Mentalität" wieder von der Nationalmannschaft überzeugen: "Das Wichtigste ist, dass wir guten Fußball zeigen, leidenschaftlichen Fußball. Wenn der Fan merkt, dass wir für Deutschland alles geben und mit Herz spielen, kann die Stimmung schnell wieder umschwingen", sagt Flick, der dabei auch auf die positive Wirkung der deutschen Talente setzt: "Wenn zum Beispiel Jamal Musiala oder Florian Wirtz am Ball sind, geht ein Raunen durchs Stadion."

Der Auftakt 2023 für die DFB-Auswahl

Flick lässt Müller zunächst außen vor

Die beiden Youngster sollen bis EM zu den Stützen der deutschen Elf zählen. Auf Routinier Thomas Müller dagegen wird Flick vorerst verzichten: "Thomas Müller wird bei den nächsten beiden Maßnahmen nicht dabei sein. Das ist mit ihm besprochen, ich möchte jüngeren Spielern bei der Nationalmannschaft eine Chance geben. Das bedeutet aber nicht, dass er für die EM kein Thema ist", sagt der frühere Bayern-Trainer. Platz schaffen möchte er durch den Verzicht auf Müller unter anderem für Kai Havertz. "Kai ist ein genialer Fußballer, sehr reflektiert und in seiner Persönlichkeit sehr erwachsen. Unsere Aufgabe ist, dabei zu helfen, dass solche Spieler dann den nächsten Schritt machen und auch in der Nationalmannschaft Verantwortung übernehmen", so Flick.

kicker - Hans-Dieter Hansi Flick

Flick exklusiv: "Müssen es schaffen, dass Spieler Leistung auf den Platz bekommen"

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Dem derzeit verletzten Manuel Neuer traut der Bundestrainer die Rückkehr zur alten Klasse zu. "Ich bin überzeugt davon, dass er an seine Leistungsgrenze kommt, wenn er wieder zu hundert Prozent fit wird." Marc-André ter Stegen sei aber nicht nur der Platzhalter für den 36-jährigen Keeper: "Der Leistungsgedanke steht im Vordergrund. Es ist nichts in Stein gemeißelt - Manu weiß das."

Flick über Völler: "Er weiß, welche Hebel er bedienen muss"

Unterstützung erhält Flick in den 15 Monaten bis zur EM vom neuen Sportdirektor Rudi Völler. Die Zusammenarbeit mit dem früheren Stürmer und Teamchef der Nationalmannschaft schätzt der Bundestrainer, der zuvor eng mit dem nach der WM aus dem Amt geschiedenen Oliver Bierhoff zusammenarbeitete: "Rudi war in den vergangenen Jahrzehnten eine feste Größe im deutschen Fußball. Er hat Erfahrung, er weiß, welche Hebel er bedienen muss", sagt Flick und betont: "Mir macht der Austausch mit ihm Spaß, wir sind auf einer Wellenlänge."

Hansi Flick in der kicker-Redaktion zu Besuch

Hansi Flick in der kicker-Redaktion zu Besuch - eingerahmt von den Redakteuren Oliver Hartmann (li.), Jörg Jakob, Matthias Dersch und Frank Linkesch (vo. li.). Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Am kommenden Freitag wird der Bundestrainer bekanntgeben, mit welchem Personal er die ersten beiden Testspiele nach der WM - am 25. März trifft die DFB-Elf in Mainz auf Peru, am 28. März in Köln auf Belgien - bestreiten möchte. Im Juni folgen die nächsten drei Testspiele. Das erste davon - und damit das 1000. Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft - soll nach kicker-Informationen gegen die Ukraine stattfinden.

Matthias Dersch, Oliver Hartmann

Lesen Sie das gesamte Interview mit Bundestrainer Hansi Flick in der aktuellen Montagsausgabe des kicker - oder ab Sonntagabend im eMagazine.

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