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Bundesligisten profitieren: Warum Leeds so viele Spieler verleiht

Eine riskante Fehlplanung?

Bundesligisten profitieren: Warum Leeds so viele Spieler verleiht

Gehen allesamt nicht mit Leeds in die Championship, sondern lieber in die Bundesliga: Robin Koch, Maximilian Wöber und Brenden Aaronson (v.li.).

Gehen allesamt nicht mit Leeds in die Championship, sondern lieber in die Bundesliga: Robin Koch, Maximilian Wöber und Brenden Aaronson (v.li.). imago images (3)

Zwölf Millionen Euro ließ sich Leeds United im vergangenen Januar die Verpflichtung von Innenverteidiger Maximilian Wöber kosten, jetzt steht schon wieder die Trennung bevor: Der Österreicher, der zwar auf Anhieb Stammspieler wurde, den Premier-League-Abstieg aber auch nicht verhindern konnte, zieht es zu Borussia Mönchengladbach - auf Leihbasis natürlich.

Denn daran haben sich die Fans und der neue Trainer Daniel Farke längst gewöhnt: Verlässt ein Spieler in diesem Sommer Leeds, geht er nie so ganz. Wöber wird nach Robin Koch (Eintracht Frankfurt), Brenden Aaronson (Union Berlin), Rasmus Kristensen, Diego Llorente (beide AS Rom) und Ex-Bayern-Profi Marc Roca (Real Betis) bereits der sechste verliehene Spieler dieser Transferperiode sein, der dritte in die Bundesliga. Was hat es damit auf sich?

Trainer Farke ohne Garantien: "Das ist vor meiner Zeit hier passiert"

Wie bei jedem Klub stehen auch in den Verträgen der Leeds-Profis Klauseln, die im Falle eines Abstiegs greifen. Der Verein sichert sich etwa mit Gehaltskürzungen gegen verminderte Einnahmen in der Zweitklassigkeit ab, während Spieler nach guten Konditionen für einen Wechsel streben, um Status und Marktwert zu erhalten. Das kann eine Ausstiegsklausel für einen fixen Transfer sein - oder eben für eine Leihe.

Und genau dieses Recht räumte Leeds, das schon in der Saison 2021/22 um ein Haar abgestiegen wäre, offenbar Neuzugängen bei der Unterschrift flächendeckend ein. "Momentan gibt es keinerlei Garantien, weil die Vertragssituation so ist, wie sie ist", sagte Farke unlängst. "Das muss man respektieren. Das ist vor meiner Zeit hier passiert."

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Leeds kommt diese Politik zwar einerseits entgegen, weil zahlreiche Spieler zumindest in der kommenden Saison von der Gehaltsliste verschwinden und so beim Erfüllen von Financial-Fairplay-Vorgaben helfen. Außerdem besteht die theoretische Chance, dass sich die verliehenen Profis so gut entwickeln, dass ihr Marktwert in einem Jahr - trotz dann um ein Jahr verkürzter Vertragslaufzeit - höher ist, als er nun nach dem Abstieg ist oder nach einem Jahr in der Championship wäre. Bei einem direkten Wiederaufstieg könnten einige Leihkräfte auch sportlich für Leeds noch einmal interessant werden.

Andererseits jedoch gab der Klub durch die vielen Klauseln das Heft des Handels an die betroffenen Spieler ab. Und, noch schlimmer: Er verzeichnet trotz dieser namhaften Abgänge fast keine Ablöse-Einnahmen, von geringen Leihgebühren - Frankfurt etwa zahlt 500.000 Euro für Koch - einmal abgesehen. Das schränkt auch die Optionen auf der Zugangsseite erheblich ein. Bislang kam nur Ethan Ampadu, der zuletzt vom FC Chelsea an Spezia Calcio verliehen war.

Die neuen FIFA-Regularien bremsen Leeds' Leih-Politik

Dabei hat Leeds nach dem Besitzerwechsel eigentlich große Pläne. Der Absturz in die Zweitklassigkeit hatte den zuvor ausgehandelten Kaufpreis Berichten zufolge allerdings um fast 400 Millionen Euro fallen lassen. "Der Abstieg und der Sommer danach sind ein ziemlich vernichtendes Urteil über die Personalentscheidungen der Vergangenheit", kommentierte "The Athletic".

Immerhin: Viele weitere Leihgeschäfte müssen die Fans nicht mehr fürchten. Die FIFA hatte im November die Regularien dahingehend verschärft, dass Klubs ab dem 1. Juli 2023 auf internationaler Ebene maximal noch sieben Spieler gleichzeitig verleihen dürfen, ab dem 1. Juli 2024 nur noch sechs. Ausgenommen sind lediglich Spieler unter 21 Jahren, die vom Klub ausgebildet wurden. Das trifft auf Leeds' Leihgaben nicht zu.

Schon am 6. August startet der dreimalige englische Meister gegen Cardiff City in die neue Championship-Saison. Farkes Kader dürfte auch dann noch einem Provisorium gleichen.

jpe