Nordost

Zwickaus Konsolidierung: "Allenfalls ein Teilziel"

Abstiegskampf erst einmal kein Thema mehr

Beuchold über Zwickaus Konsolidierung: "Allenfalls ein Teilziel"

Zwickaus Geschäftsführer André Beuchold.

Zwickaus Geschäftsführer André Beuchold. Verein

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Die allerletzten Abstiegssorgen, so sie denn nach den Erfolgen der letzten Wochen überhaupt noch bestanden, sollten sich nach dem 2:1 bei der BSG Chemie Leipzig beim FSV Zwickau endgültig verflüchtigt haben. Es ist aber nur eine Etappe auf dem nach wie vor mühsamen Weg des Drittliga-Absteigers auf dem Weg hin zur sportlichen und wirtschaftlichen Konsolidierung, wie Geschäftsführer André Beuchold (37) betont. "Was wir bisher erreicht haben, kann allenfalls als Teilziel betrachtet werden. Es warten noch viele Aufgaben, um den Verein wieder dahin zu bringen, dass man guten Gewissens sagen kann, jetzt ist die 3. Liga nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich darstellbar."

Beuchold, der hauptberuflich als kaufmännischer Geschäftsführer in einem Zwickauer Stahlunternehmen angestellt ist, begleitet sein Amt wie die restlichen Mitstreiter ehrenamtlich. Beuchold verbindet mit dem FSV Zwickau das gleiche, wie viele andere Anhänger. Seit seinem ersten Stadionbesuch in der Saison 1996/97 - Zwickau spielte damals 2. Bundesliga - erlebte er, wie die Westsachsen peu à peu aus dem Profifußball in den Amateurbereich heruntergereicht wurden, zwei Insolvenzen inbegriffen. Der mit dem Drittliga-Aufstieg 2016 erreichten Rückkehr in den bezahlten Fußball folgten sieben Spielzeiten in der dritthöchsten Klasse.

In der Retrospektive eine zu kostspielige Angelegenheit, denn den Verein drückten zum Zeitpunkt des Abstiegs im vergangenen Sommer rund drei Millionen Euro Verbindlichkeiten. Beuchold: "Im Rückblick muss man so ehrlich sein, dass Drittliga-Fußball unter den seinerzeitigen Gegebenheiten am Standort Zwickau nicht kostendeckend darstellbar gewesen ist." Nach dem Absturz in die Viertklassigkeit drohte aufgrund der Überschuldung eine Insolvenz mit einhergehender Streichung aus dem Vereinsregister. Dazu stand der Verein nach diversen Rücktritten in den Vereinsgremien praktisch führerlos da.

Was wir bisher erreicht haben, kann allenfalls als Teilziel betrachtet werden. Es warten noch viele Aufgaben.

André Beuchold, Geschäftsführer FSV Zwickau

Bei all diesen Voraussetzungen waren Personen, die Verantwortung übernehmen, die Ärmel hochkrempeln und den Karren aus dem Dreck ziehen wollten, rar gesät. Beuchold war einer, der sich der Aufgabe stellte. Dass der 37-Jährige aus der aktiven Fanszene kommt, sorgte für eine gewisse Aufmerksamkeit - und gute Verzahnung mit der Anhängerschaft. So gelang es mittels eines Crowdfundings binnen eines Vierteljahres über 500.000 Euro für die klamme Vereinskasse zu generieren.

Dazu konnte der Zuschauer-Zuspruch trotz Abstiegs ausgebaut werden. Gegenwärtig besuchen im Schnitt 5.410 Zuschauer die Heimspiele in der GGZ-Arena - so viele wie noch nie seit deren Eröffnung vor bald acht Jahren. "Ein großer Dank gilt unseren Fans, Sponsoren und Partnern, die ihr Engagement trotz des Abstiegs beibehalten haben. Ich denke, die Menschen rund um den Verein haben registriert, dass wir sehr demütig an unsere Aufgaben herangegangen sind. Man spürt, welchen Anklang der bodenständige Ansatz findet. Dazu kommen die jungen Wilden auf dem Platz an und sorgen für ordentlich Spektakel, wie die Spiele gegen Lok, Jena, Hertha II oder Erfurt zeigten. Die Handschrift des Trainers Rico Schmitt kommt auch mehr und mehr zum Tragen und steht für attraktiven Fußball", betont Beuchold.

Die Mobilisierung der Fans gelingt auch durch ihre direkte Einbindung. So wird zum Beispiel die Gestaltung der Spielankündigungen von der Fanszene mit beeinflusst. Beuchold: "Wir wollen neue Impulse setzen und die Leute auf dem eingeschlagenen Weg mitnehmen." Für das Heimspiel gegen den Berliner AK am Freitagabend haben sich die Vereinsbosse etwas Besonderes einfallen lassen. In Anlehnung an die Gründung des Vorgängervereins und DDR-Meisters von 1949/50, Horch Zwickau, genau am Freitag vor 75 Jahren, hat der Verein ein Sondertrikot aufgelegt, mit dem die Schwäne auch auflaufen werden und unterstreichen wollen, woran es für Geschäftsführer Beuchold keinerlei Zweifel gibt: "Wir sind halt ein geiler Verein!"

Michael Thiele

BSG Aktivist Schwarze Pumpe, Turbine Halle und Co.: DDR-Teams früher und heute