Int. Fußball

Bellingham wieder nur Zweiter: Gavi ist "Golden Boy" 2022

Pedri reicht die Krone innerhalb Barcelonas weiter

Bellingham wieder nur Zweiter: Gavi ist "Golden Boy" 2022

Er ist auch Europas bester U-21-Spieler in diesem Jahr: Gavi.

Er ist auch Europas bester U-21-Spieler in diesem Jahr: Gavi. imago images

Den Rahmen hätte man vielleicht nicht besser wählen können. 27 gemütliche Grad in Palermo und in einem Palazzo des 19. Jahrhunderts direkt am Meer die internationale und nationale Presse zur Enthüllung des Gewinners der 20. Ausgabe des Golden Boy. Da schaute sogar Palermos Bürgermeister, Roberto Lagalla vorbei, auch wenn er dieses Mal nicht zur Wahl stand.

Seit 2003 vergibt "Tuttosport" den Preis für den besten europäischen U-21-Spieler Europas. In der Vergangenheit gewannen spätere Top-Stars wie Leo Messi, Kylian Mbappé oder Erling Haaland und solche, die ihr Versprechen nicht unbedingt immer hielten - wie Mario Götze, Mario Balotelli oder der allererste Gewinner, Rafael van der Vaart.

Camavinga wird Dritter, Musiala "nur" Vierter

50 europäische Journalisten, darunter der kicker, und eine Reihe von Ex-Stars wie Lothar Matthäus oder Andriy Shevchenko votierten auch in diesem Jahr und die Hoffnung lag auf zwei Bundesliga-Spielern: Dortmunds Jude Bellingham und Bayerns Jamal Musiala, die es verdientermaßen neben Gavi (Barcelona) und Eduardo Camavinga (Real Madrid) unter die letzten vier Kandidaten geschafft hatten.

Am Ende triumphierte Gavi, während Bellingham wie im vergangenen Jahr den zweiten Platz belegte, Musiala wurde Vierter. Der Bürgermeister nickte sportlich, auch wenn der bekennende Juventus-Fan lieber einen Turiner ganz vorne gesehen hätte. Doch dazu muss der kränkelnde Rekordmeister erst einmal wieder in die gewohnte Erfolgsspur finden. Immerhin holte sich das Juve-Talent Fabio Miretti den Titel "Best Italian Golden Boy". Ganz ohne Juventus geht es für das Turiner Blatt freilich nicht.

Und nachdem José Mourinho und Carlo Ancelotti die Trainer-Trophäen eingeheimst hatten, Paolo Maldini die des besten Sport-Chefs, holte sich Karim Benzema den "Golden Player Man", ein Titel, der jedem Austin-Powers-Film Ehre gemacht hätte. Einen Hauch Deutschland gab es schließlich in Person der Wolfsburgerin Jule Brand als "Best European Golden Girl".

Und als Siziliens Aushängeschild, die Pasta alla Norma, vom Nebenraum lockte und die Sonne weiter das Meer streichelte, war für einige Minuten auch in Palermo alles irgendwie "golden". Alles freilich nur eine Blase der Sorglosigkeit hier im Süden. Gutverdienende goldene Jungs aus Spitzenklubs, eine Top-Herberge, die sich beim Zuhören des lauten, breiten Foyer-Gezwitschers offensichtlich nur gut situierte US-Amerikaner leisten können (Übernachtungs-Preis um die 600 Euro) und gegen 15 Uhr reisten die nationalen und internationalen Journalisten wieder gen Nord, West und Ost.

Die Palermitani bleiben, wie die Probleme mit 7,3 Prozent der Stadt unterhalb der Armutsgrenze. Und ganz am Ende war es für goldene Boys und die Fußball-Blase fernab der Realität womöglich dann doch der falsche Rahmen.

Oliver Birkner

Bellingham ist "Golden Boy" 2023: Das sind seine Vorgänger