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Haare raufen oder Zunge schnalzen bei Jeong

Südkoreanischer SC-Stürmer zu Saisonbeginn dreimal in der Startelf

Bei Jeong rauft sich Streich die Haare - oder schnalzt mit der Zunge

Woo-Yeong Jeong nach seiner vergebenen Großchance.

Woo-Yeong Jeong nach seiner vergebenen Großchance. imago images/Beautiful Sports

Nach einer guten halben Stunde, die Freiburger führten mit 1:0 gegen Dortmund, konterte der Sport-Club und Kapitän Christian Günter legte den Ball von links flach in den Strafraum. Woo-Yeong Jeong stand unbedrängt etwa vier Meter vor dem Tor, schoss den Ball mit rechts aber weit am vorbei und fasste sich an den Kopf. Das wird möglicherweise auch sein Trainer getan haben, wie schon zuvor manchmal im ersten Saisonspiel gegen Bielefeld. "Manchmal raufe ich mir die Haare, manchmal schnalze ich auch mit der Zunge", sagte Christian Streich nach dem 0:0 bei der Arminia über Jeongs noch etwas schwankende Leistungen. "Er ist ein junger Kerl, er ist noch nicht fertig, aber er ist ein toller Kicker, ein super Typ und er spielt nicht umsonst bei uns."

Mit einem "richtig tollen Spiel" im DFB-Pokal in Würzburg habe es sich der 21-Jährige verdient, wieder von Beginn an zu spielen, erklärte Streich, unabhängig von Taktik und Gegner, denn "er braucht auch das Vertrauen". Das hat er ihm in Bielefeld gegeben, und auch wieder im ersten Heimspiel der Saison gegen den BVB, obwohl Jeong auf der Alm nicht ganz so überzeugen konnte wie zuvor im Pokal. Gefallen haben seinem Trainer vor allem die vielen Tempoläufe und Sprints. Gegen Dortmund spielte er allerdings nicht wie in den ersten beiden Pflichtspielen auf der rechten Seite, sondern als hängende Spitze - so wie beim letzten 2:1-Sieg gegen die Borussia im Februar, als er das 1:0 schoss und damit eins seiner vier Saisontore.

Anspruch auf Startelfeinsatz

Auch diesmal hatte er Anteil an einem Treffer. Mit einer Flanke in den Strafraum, die Lucas Höler mit dem Kopf ablegte, bereitete er das Tor von Roland Sallai vor. Nach den 90 Minuten in Würzburg war Jeong in den beiden Bundesligaspielen jeweils rund 70 Minuten auf dem Platz (kicker-Note jeweils 4,5) und lieferte dabei vor allem wertvolle Pressingarbeit ab. Sein Anspruch ist es, auch weiterhin möglichst viele Startelfeinsätze zu bekommen. "Öfter spielen als zuletzt und viele Tore schießen", nannte er im Trainingslager in Schruns seine Ziele. Das sah auch SC-Sportvorstand Jochen Saier so, der von ihm einforderte, "nach dem Talentstatus den nächsten Schritt zu machen".

Bei 26 Bundesligaeinsätzen gehörte er vergangene Saison siebenmal zur Anfangsformation. Streich hat weiterhin Nachsicht mit ihm, auch wenn er manchmal nicht weiß, "warum er den Fünf-Meter-Pass drei Meter zu weit spielt, weil er technisch eigentlich so gut ist". Körperlich könne er zwar noch zulegen, aber er "macht tolle Sachen und ist fußballerisch gut". Jetzt wird Jeong darauf hoffen, trotz der vergebenen Großchance auch im Baden-Württemberg-Derby am Samstag in Stuttgart wieder das Vertrauen des Trainers zu bekommen.

Daniela Frahm