Basketball

Bauermann über Welp: "Er war mit seiner Spielweise 15 Jahre voraus"

Erfolgstrainer über seinen ehemaligen Spieler und Assistenten

Bauermann über Welp: "Er war mit seiner Spielweise 15 Jahre voraus"

Gemeinsam bei der Nationalmannschaft: Christian Welp (li.) und Dirk Bauermann.

Gemeinsam bei der Nationalmannschaft: Christian Welp (li.) und Dirk Bauermann. imago images

Herr Bauermann, wenn Sie heute an Christian Welp denken - was kommt Ihnen in Erinnerung?

Seine ganz unverbrämte Direktheit und Authentizität. Er hat nicht viel geredet. Aber wenn er seine Meinung geäußert hat, war er sehr ehrlich, sehr direkt, sehr offen.

Welp wird immer als sehr zurückhaltender Mensch beschrieben, der aber ein totaler Teamplayer war. Trifft es das?

Absolut. Deshalb habe ich ihn damals auch als Assistenztrainer zur Nationalmannschaft (2004, Anm. d. Red.) geholt. Er war auf der einen Seite sehr ruhig, auf der anderen Seite hatte er eine Art, die bei den Spielern sehr gut ankam. Er war wie ein Fels in der Brandung. Es hat mich fasziniert, dass er als Spieler immer konzentriert Leistung gebracht hat, egal ob wir mit Leverkusen in einem Europaliga-Spiel gespielt haben oder in der Vorbereitung bei einem Regionalligisten. Die Leistung war immer gleich. Er hatte eine hohe Verlässlichkeit, was zu Respekt bei Spielern und Trainern geführt hat.

Sie haben ihn Anfang der 1990er Jahr nach Leverkusen geholt, zuvor war er in der NBA für San Antonio aktiv. Was zeichnete ihn als Spieler aus?

Ich glaube, dass Christian mit seiner Spielweise 15 Jahre voraus war. Heute will man gerne Center haben, die auch von außen punkten, passen können und ein ganz anderes Spielverständnis haben. Vor 25 Jahren mussten sie eher nur Rebounds holen und den Block stellen. Ich glaube, Christian wäre heutzutage nicht mehr nach Europa zurückgekommen, weil er mit seinen Fertigkeiten und seiner Spielintelligenz sicher in der NBA geblieben wäre. Nur war seine Spielweise damals nicht so nachgefragt. Er hat in Leverkusen ganz wesentlich dazu beigetragen, dass wir mehrmals in Folge die Meisterschaft gewinnen konnten.

2005 gewannen Sie als Nationalcoach mit Welp in Ihrem Trainerteam die EM-Silbermedaille. War es denn schwer, ihn im Vorfeld von der Aufgabe zu überzeugen?

Ganz leicht war es nicht. Er hatte damals in den USA gelebt und war dort sehr verwurzelt. Ich glaube, am Ende hat ihn die Aufgabe doch gereizt, die Nationalmannschaft, der internationale Wettbewerb. Überreden musste ich ihn nicht, aber für ihn war schon ganz wichtig zu wissen: 'Was willst du von mir und welche Rolle habe ich im Trainerstab?' Als ich das relativ klar definiert habe, ging es schnell. Wir hatten eine tolle Zeit.

Hatten Sie auch später noch Kontakt?

Wir haben immer wieder mal telefoniert. Aber man musste auf ihn zugehen. Es gibt solche Menschen, die sich super freuen, wenn man anruft, und nach ein paar Minuten tauen sie richtig auf.

Wissen Sie, ob er auch zu anderen Weggefährten, zum Beispiel ehemaligen Mitspielern, Kontakt hielt?

Er hatte vor allem Freunde aus der Leverkusener Zeit wie Heimo Förster und Achim Kuczmann. Ihm war Vertrauen sehr wichtig. Und Vertrauen baut sich immer sehr langfristig auf, nur über etwas längere Zeit kam man so an ihn heran. Und nur dann hat er sich auch geöffnet.

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Interview: Frederik Paulus