Das Halbfinal-Rückspiel im Camp Nou war bereits das zweite Aufeinandertreffen zwischen den beiden Teams binnen vier Tagen nach dem 2:0-Sieg der Katalanen am Wochenende in der Liga. Barça-Coach Ronald Koeman hoffte auf einen ähnlichen Auftritt, schickte die gleiche Elf ins Rennen - und wurde von dieser nicht enttäuscht.
Barça dominiert die Anfangsphase: Dembelé trifft traumhaft
Die Katalanen dominierten die passiven Gäste in der Anfangsphase fast schon nach Belieben. Dembelé (6.), Busquets (10.) und Lenglet (12.) hatten bereits Möglichkeiten, ehe die Überlegenheit im verdienten Führungstreffer mündete: Dembelé musste ein Dribbling links im Strafraum eigentlich schon abbrechen, wurde dann aber gar nicht mehr richtig angegangen und traf von der Strafraumgrenze mit einem herrlichen Schuss ins linke Eck - nach der 0:2-Niederlage im Hinspiel das erhofft frühe Tor.
Für das bis dahin komplett überforderte Sevilla fungierte der Gegentreffer als Weckruf, die Gäste kamen nun etwas besser in die Zweikämpfe, boten Barça den erwarteten defensiven Widerstand und meldeten sich durch Vidal (17.) und Luuk de Jong (30.) zumindest einmal bei ter Stegen an. Das deutlich gefährlichere Team blieb aber Barcelona, nach zwei tollen Angriffen über Messi rettete jeweils Acuna in höchster Not (32., 33.).
Alba spektakulär an die Latte - Ter Stegen hält Barça am Leben
Aber: Zur Pause brauchte Barça weiterhin ein Tor - und nach dem Seitenwechsel wurden die Angriffsbemühungen nicht gerade zwingender. Sevilla verlegte sich nun fast ausschließlich aufs Verteidigen und erledigte das äußerst konzentriert. Die Gäste standen extrem gut organisiert, machten vor allem das Zentrum dicht. Messi gelang es nicht, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken und über außen blieb Barcelona weitgehend ungefährlich.
Erst als Koeman Griezmann einwechselte und Dembelé daraufhin auf den Flügel zog (63.), fand Barcelona wieder Mittel - und hatte gleich die Großchance auf das 2:0: Nach Dembelés gefühlvoller Flanke gelang Alba eine spektakuläre Volley-Abnahme, die nur an die Latte krachte (67.). Der nun wiedergefundene Schwung wäre aber um ein Haar schnell wieder verraucht: Nach einem Sevilla-Konter foulte Mingueza den eingewechselten Ocampos, der den potenziellen Matchball aber kläglich liegen ließ und den fälligen Strafstoß schwach und unplatziert trat. Ter Stegen hielt den Ball sogar fest - und Barça damit am Leben (73.).
In allerletzter Sekunde: Piqué erzwingt die Verlängerung
Seine Vorderleute rannten nun noch einmal an und zogen in den letzten Minuten ein echtes Powerplay auf. Sevilla verteidigte weiterhin unermüdlich, warf sich in alles hinein - und kassierte doch noch den späten Gegentreffer: Eine zunächst abgewehrte Ecke machte Griezmann noch einmal scharf, flankte perfekt in die Mitte und fand den Kopf von Piqué, der die Blaugrana in allerletzter Sekunde noch in die Verlängerung rettete (90.+4).
Braithwaite trifft entscheidend - Sevillas Frust entlädt sich beim Schiedsrichter
Doppelt bitter für Sevilla: Unmittelbar vor Piqués Treffer hatte Fernando die Gelb-Rote Karte gesehen, die Andalusier mussten die Verlängerung in Unterzahl bestreiten. Und der nächste Tiefschlag für Sevilla folgte kurz nach Wiederanpfiff. Der eingewechselte Braithwaite erwischte eine Maßflanke von Alba per Kopf und stellte auf 3:0 (95.) - nun brauchte plötzlich Sevilla ein Tor.
Nach einem vermeintlich strafbaren Handspiel von Lenglet witterten die Gäste die Chance auf den zweiten Elfmeter des Tages und damit eben dieses erlösende Tor - und als Schiedsrichter Sanchez Martinez nach Rücksprache mit dem VAR nicht auf den Punkt zeigte, brannten bei einigen Sevilla-Spielern die Sicherungen durch. Der Referee zückte wegen der bitterlichen Beschwerden dreimal Gelb für Akteure auf dem Platz sowie Rot für Sportdirektor Monchi und den bereits ausgewechselten Luuk de Jong (103.).
Danach hielt Barcelona den Ball weitgehend weg vom eigenen Gehäuse. Sevilla kämpfte sich mit zehn Mann zumindest noch zu einer Chance, doch ter Stegen hielt Koundés Aufsetzer sicher fest - und damit auch die Final-Teilnahme (119.). Der Endspiel-Gegner wird am Donnerstag zwischen UD Levante und Athletic Bilbao ermittelt. Zunächst geht es für Barcelona in der Liga am Samstag (21 Uhr) gegen Osasuna weiter - und dann am Mittwoch (21 Uhr) im Champions-League-Rückspiel gegen Paris Saint-Germain. Auf Sevilla wartet am Samstag (16.15 Uhr) Aufsteiger Elche, ehe am Dienstag (21 Uhr) das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen den BVB ansteht.