NFL-Play-offs
NFL-Play-offs Spielbericht
NFL-Play-offs

Das alte Lied: Mahomes und die Chiefs stehen erneut im Super Bowl

NFL, Championship Game der AFC: Baltimore scheitert am Titelverteidiger

Das alte Lied: Mahomes und die Chiefs stehen erneut im Super Bowl

Die Erfolgsgeschichte kennt keine Pause: Patrick Mahomes und die Chiefs stehen erneut im Super Bowl.

Die Erfolgsgeschichte kennt keine Pause: Patrick Mahomes und die Chiefs stehen erneut im Super Bowl. Getty Images

Der erste Super-Bowl-Teilnehmer ist also gefunden! Mit einem 17:10 setzten sich die Kansas City Chiefs in einem hochintensiven Duell mit den Baltimore Ravens durch und zogen damit abermals in das große Finale der National Football League in seiner 58. Auflage (LVIII) ein, das in der Nacht vom 11. auf den 12. Februar in Las Vegas im hochmodernen Allegiant Stadium, der Heimstätte der Raiders, steigen wird.

Bereits während des Aufwärmprogramms war die Stimmung etwas hochgekocht. Weil sich Ravens-Kicker Justin Tucker im Chiefs-Bereich vorbereitet und gedehnt hatte, war ein kleiner Streit sowohl mit Kansas Citys Star-Quarterback Patrick Mahomes als auch mit seinem kongenialen Partner Travis Kelce die Folge. Der Tight End, der nach durchwachsener Saison vergangene Woche beim 27:24 in Buffalo wieder in die Spur und gleich zu zwei Touchdowns gekommen war, hatte hier sogar Helm und Zubehör Tuckers weggeworfen. Eine kleine Keilerei beim Treffen der Teamkapitäne kurz vor dem Kickoff hatte sich auch noch zugetragen.

Ein erster Vorgeschmack also auf dieses mit Hochspannung erwartete AFC Championship Game zwischen den in der Regular Season bärenstarken Ravens und den zur rechten Zeit wieder aufdrehenden Chiefs nach deren Randthemen wie etwa Pop-Sängerin Taylor Swift, Frustmomenten mit Receivern und der altbekannten Mahomes-Magie.

Stress, 7:0 und 7:7

mehr zur NFL

Und genauso intensiv sollte es direkt im ersten Viertel weitergehen: Die Abwehr des Titelverteidigers (38:35 vor einem Jahr gegen die Eagles) sorgte direkt mal für ein überraschendes "three-and-out", während Mahomes einen zauberhaften ersten Drive orchestrierte. Am Ende dieser zehn Plays für 86 Yards folgte vom Top-Spielmacher, der mit seinen Farben bereits zum sechsten (!) Mal in Folge im AFC-Endspiel stand (erstmals auswärts), ein herausragender Touchdown-Pass auf Tight End Kelce für 19 Yards.

7:0 stand es somit, was Baltimore im ersten AFC-Final-Heimspiel der Franchise-Geschichte (seit 1996) nicht lange auf sich sitzen ließ. Lamar Jackson, der Anführer der Ravens-Offense, fand nun selbst erstmals so richtig ins Spiel, traf richtige Entscheidungen und wand sich um ein eigentlich schon gesetztes Tackling von Chiefs-Linebacker Leo Chenal. Es folgte ein toller Heber rechts in den Lauf von Rookie-Receiver Zay Flowers, der den Touchdown-Catch zum Ausgleich lockerleicht eintütete.

Pacheco legt nach - und Jackson verliert das Ei

Travis Kelce

Die Kombination Patrick Mahomes und Travis Kelce (hier bei seinem Touchdown-Jubel zum anfänglichen 7:0) funktionierte in Baltimore immer wieder stark. IMAGO/UPI Photo

Was zudem früh auffiel: Die beiden Quarterbacks fanden oft Mittel und Wege, sich gerade noch mit einer klugen Aktion zu retten. Jackson, der zwischendurch auch mal einen abgefälschten Pass selbst wieder über viele Yards gefangen hatte, wich häufig mit seiner Flinkheit heranrauschenden Defense-Maschinen wie Chris Jones aus, während sich Mahomes mit klugen Seitwärtsbewegungen in der Pocket Zeit erkaufte und einige Male im letzten Moment Pässe beim stark fangenden Kelce anbrachte. Zu Beginn des zweiten Viertels tat der zweimalige Super-Bowl-Sieger Selbiges, nur um dann selbst bei "3rd&3" fürs neue First Down zu laufen. Kurz darauf war das 14:7 perfekt, dieses Mal durch Isiah Pacheco. Der Running Back nutzte das starke Verhalten seiner Offensive Line aus, um einen langen Drive mit dem TD abzuschließen.

Doch nicht nur das: Die sicherlich beste Defense, die Mahomes in seiner NFL-Karriere bis dato zur Verfügung hatte, schlug wenig später erstmals richtig zu. Nach einem Snap hielt Jackson den Ball zu lange in der Hand, sodass der im Rücken anrennende Defensive End Charles Omenihu das Ei letztlich rausschlug und sein Mitspieler George Karlaftis den Fumble sicherte.

Defensive Coordinator Steve Spagnuolo, Head Coach Andy Reid & Co. konnten sich für diesen Turnover auf die Schultern klopfen - die Offense wusste dieses Geschenk jedoch nicht auszunutzen. Bei "4th&1" schaffte Läufer Pacheco kein neues First Down nahe der Endzone, so durfte Baltimore wieder ran. Hier gab es allerdings auch keine Punkte, es musste abermals gepuntet werden, weil die Chiefs-Abwehr bei "3rd&9" eine Hand zwischen einen Pass von Jackson bekam und so entscheidend abfälschte. In diesem Takt ging es weiter, Defense-Football mit Punts war angesagt - bis Kansas Citys Kicker Harrison Butker nach einem von Strafen belasteten Drive sowie erneut guten Kombinationen zwischen Mahomes und Kelce (am Ende 116 Yards und ein Touchdown) via Field Goal aus 52 Yards das 17:7 zur Pause herstellte.

Mahomes' eindrucksvolle Statistik

Das Besondere an diesem Zehn-Punkte-Vorsprung: In seiner Laufbahn war Mahomes mit seinen Teams 40-mal mit zehn oder mehr Zählern nach zwei Vierteln in Führung gelegen - und hatte nur dreimal verloren. Nun stand also Nummer 41 an, wobei die Ravens ihm natürlich noch in die Suppe spucken wollten. Doch irgendwie war der Wurm drin in Baltimores Angriff, auch bis weit ins dritte Quarter gelang nichts.

Snead ärgert Flowers und die Ravens gewaltig

Noch schlimmer wurde es aus Sicht der Hausherren im lautstarken M&T Bank Stadium zu Beginn des finalen Viertels. Denn nachdem Jackson vor allem mit Würfen auf Rookie Flowers seine Mannen stark nach vorn in die Redzone geführt hatte, hechtete sich der Passempfänger mit dem Ei in der Hand aus kürzester Distanz Richtung Endzone - und dann wurde ihm Zentimeter vor dem schier sicheren Touchdown der Ball von Cornerback L'Jarius Sneed aus der Hand geschlagen. Fumble in die Endzone und somit Ballverlust waren die Folge.

Chiefs-Cornerback L'Jarius Sneed (#38)

Schock für Baltimore: Chiefs-Cornerback L'Jarius Sneed (#38) hat soeben einen Touchdown verhindert. IMAGO/USA TODAY Network

Das Ganze wurde garniert mit dem Fakt, dass Mahomes mit einem Vorsprung von zehn oder mehr Punkten im vierten Viertel bis hierhin 52-mal als Gewinner vom Feld gegangen war und nur einmal verloren hatte - in Week 2 2021 gegen die von Jackson geführten Ravens.

Und siehe da: Baltimore verspührte noch Hoffnung auf das erfolgreiche Comeback, stoppte die Offense von Kansas City direkt und schob nach dem folgenden Punt wieder stark nach vorn. Dabei wurde über den vor der Saison extra geholten Routinier Odell Beckham Junior (Giants, Browns und Champion mit den Rams) auch tief in der eigenen Hälfte ein Fourth Down erfolgreich ausgespielt. Doch dann das: Jackson warf einen viel zu ungenauen sowie arg risikobehafteten Pass in die Endzone - und Safety Deon Bush bedankte sich mit der Interception. Damit war die Messe gelesen, die Chiefs drehten etwas an der Uhr, während die Ravens 2:34 Minuten vor Schluss nur noch ein Field Goal von Tucker aus 43 Yards zum 10:17-Anschluss hinbekamen. Mahomes & Co. spielten die Zeit letztlich souverän runter, auch weil der Star bei "3rd&9" einen unglaublich starken Pass auf den schnellen Receiver Marquez Valdes-Scantling für ganze 32 Yards anbrachte.

Die Championship GAmes im Überblick

Und damit zog der nach den überstandenen Problemen wiedererstarkte Titelverteidiger durch ein 17:10 in Baltimore - Mahomes' (241 Yards, ein TD, kein Turnover) erst zweites Play-off-Auswärtsspiel nach vergangener Woche in Buffalo (27:24) - schon wieder in den Super Bowl ein. Das bereits zum vierten Mal in den letzten fünf Jahren (zwei Siege und eine Niederlage gegen Tom Bradys Buccaneers). Lange und traurige Gesichter derweil bei den so ambitionierten Ravens um Star-Spielmacher Jackson (272 Yards, TD, INT und Fumble). Die Fehler (Fumble von Flowers kurz vor dem Score) machten den Unterschied.

Markus Grillenberger

Extreme Play-off-Dürrephasen in der NFL: Wer hat am längsten gewartet?