Amateure

Robin Balters: Sein erstes Jahr bei den Kansas City Roos

Über den Teich: Abenteuer College-Soccer

Balters: Mehr Emotionen, mehr Verantwortung - und ein knappes Scheitern

Der Eindruck täuscht: Für Robin Balters (Mitte) gab es nicht nur Regen- sondern auch Sonnentage.

Der Eindruck täuscht: Für Robin Balters (Mitte) gab es nicht nur Regen- sondern auch Sonnentage. Kansas City Roos

Die ersten Monate liefen für mich echt gut. Klar, es war eine Anpassung nötig - neues Team, neuer Trainer, neue Spielidee -, aber das Team hat es mir auch einfach gemacht. Ich habe schnell Anschluss gefunden und mich speziell im Sommer gut entwickelt. Dadurch, dass ich ja im 'Spring'-Semester gekommen war, gab es zunächst weniger sportlichen Druck. Es war meiner Meinung nach also der richtige Zeitpunkt.

Es war insgesamt eine 'okaye' Saison mit vielen Up und Downs. Wir haben gebraucht, um uns als Team zu finden, weil wir wieder viele neue Spieler, viel Rotation im Kader hatten. So hat am Anfang immer etwas gefehlt. Am Ende aber haben wir uns nach der 'Regular Season', also der Ligaphase, doch relativ souverän als Viertplatzierter für das 'Conference-Tournament' qualifiziert, auch wenn wir quasi den letzten Platz dafür ergattert haben.

Zu meiner persönlichen Rolle im Kader: Am Anfang der Saison wurde mir noch kommuniziert, dass ein anderer Keeper die Nummer 1 sein wird. In der Vorbereitung konnte ich aber echt Druck auf ihn aufbauen. Es hat zunächst zwar nicht gereicht für den Stammplatz, aber ich habe gespürt, dass es keine endgültige Entscheidung war. Ich habe also weiter gut trainiert, und nach der anfänglich schwierigen Phase des Teams hat sich der Coach dann für mich entschieden. Da konnte ich mich dann endlich zeigen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich alles gespielt, hatte zwischenzeitlich auch mal drei Partien ohne Gegentor. Es lief für mich persönlich echt super: Mehr Spaß, mehr Emotionen - man ist dann noch mehr Teil der Mannschaft.

Im Conference-Finale knapp gescheitert

Das Turnier der letzten Vier fand in Tulsa statt, bei den Golden Hurricanes, dem letztjährigen Gewinner der 'Regular Season'. Als Vierter haben wir gegen den Ersten Denver gespielt, ein richtig gutes Team dieses Jahr. Zweimal hatten wir gegen die Pioneers in der Ligaphase unglücklich verloren, das war also eine große Aufgabe, die wir aber mit viel Höhen und Tiefen gemeistert haben: Wir lagen erst 0:2 zurück, haben dann 3:2 geführt, aber dann noch das 3:3 kassiert. Im Elfmeterschießen haben wir dann doch noch gewonnen - da konnte ich dann auch drei Elfmeter halten, das war eine coole Erfahrung.

Thema

Das Finale nur zwei Tage später ging dann gegen die Omaha Mavericks, den Drittplatzierten der 'Regular Season'. Nach einem unglücklichen Elfmeter-Rückstand ziemlich früh haben wir das Spiel eigentlich dominiert, viel Druck gemacht, hatten aber kein Glück im Abschluss. Es hat am Ende also nicht gereicht - es war einfach eines dieser Spiele, in denen man gedacht hat: Das darf man eigentlich nicht verlieren. Damit haben wir es knapp verpasst, uns für das große nationale NCAA-Turnier zu qualifizieren (hier treffen unter anderem alle Conference-Sieger aufeinander, um den jährlichen College-Meister zu ermitteln, Anm.d.Red.). Unsere Saison war damit also zu Ende.

Stress und Struktur

Zum Akademischen: Ich habe wieder erfahren, wie das ist mit den ganzen Trips - durch die ganze Nation zu fliegen, wenn nebenbei noch Uni ansteht: Ich habe immer versucht, es so zu regeln, dass ich vor den anstehenden Reisen weit mit den anstehenden Aufgaben war, habe das auch möglichst deutlich kommuniziert. Wir haben von der Athlethen-Abteilung einen Brief bekommen, den wir anfangs an alle Lehrer weitergeleitet haben. Die wussten dann auch: Von da bis da sind wir weg. Das war alles gut organsiert, und ich habe zum Glück Lehrer erwischt, die darauf auch Rücksicht genommen, die mir so teilweise noch das ein oder andere Extra-Video zugeschickt haben.

Es lief also im Großen und Ganzen gut, war nur manchmal etwas stressig: Du fliegst nach Santa Barbara nach Kalifornien und musst bei deinen Abgabefristen auch diese andere Zeitzone wieder beachten. Es erfordert eben Struktur, aber das ist in Deutschland ja auch nicht anders.

Mein Fazit: Der Uni-Wechsel war super für mich. Es war einfach mein Traum, Division-I-Soccer zu spielen. Durchs Land zu reisen für den Fußball - das ist eine super Erfahrung. Es gab Zeiten, da waren wir an jedem Wochenende woanders. Das Umfeld ist nochmals besser als an meiner alten Schule. Und ich kann nochmals mehr Verantwortung übernehmen, jetzt, da ich mich durchgesetzt habe. Man wächst hier weiter an seinen Aufgaben!

Jan Mauer