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Auch Jogi Löw geht in Wembley aufs Knie - Viel Beifall von den Rängen

Deutsche und englische Nationalspieler setzen ein Zeichen

Auch Löw geht in Wembley aufs Knie - Viel Beifall von den Rängen

Ein weiteres Zeichen für Toleranz, Respekt und Vielfalt: Englische und deutsche Spieler sind auf die Knie gegangen.

Ein weiteres Zeichen für Toleranz, Respekt und Vielfalt: Englische und deutsche Spieler sind auf die Knie gegangen. Getty Images

Es ist angekündigt und schließlich am Dienstagabend kurz vor dem Länderspielklassiker England gegen Deutschland umgesetzt worden: Sowohl englische als auch deutsche Nationalspieler sind im mit vielen tausend Fans besetzten Wembley-Stadion auf die Knie gegangen, um bei dieser Europameisterschaft ein weiteres Zeichen für mehr Toleranz, Respekt und Vielfalt zu setzen - die Regenbogen-Debatte war da nur ein Beispiel.

Doch nicht nur das: Neben Manuel Neuer hat sich auch Englands Kapitän Harry Kane für dieses Spiel eine Regenbogen-Kapitänsbinde übergestriffen. UEFA-Schiedsrichter Danny Makkelie aus den Niederlanden schloss sich der Aktion des Kniens an. Und auch Bundestraner Joachim Löw hat mitgemacht, genauso wie viele weitere Personen an den Seitenlinien. Von den Rängen gab es jede Menge Applaus. Der englische Fußballverband FA postete beim Kurznachrichtendienst Twitter ein Bild der Geste mit dem Text: "Zwei Teams. Eine Botschaft." Auch der DFB stellte eine wortgleiche Nachricht ins Netz. Der Hashtag #Kniefall trendete bei Twitter während des Spiels.

Der bei Champions-League-Sieger Chelsea unter Vertrag stehende Timo Werner ist der erste Akteur gewesen, der im Mittelkreis um 16.59 Uhr Ortszeit aufs Knie gesunken ist. Es ist ein weiteres historisches Zeichen für mehr Vielfalt gewesen - und gegen Rassismus.

Ob dieser Paradigmenwechsel im Fußball aber auch bis in die Wurzeln etwas verändert, müssen vor allem Verbände wie die UEFA erst noch beweisen. Dem Vorwurf von öffentlichkeitswirksamen PR-Aktionen bleiben sie - bei so manchem guten Willen - ausgesetzt. Gerade in Zeiten von Social Media, wo ein Regenbogen-Tweet schnell abgesetzt ist.

Rüdiger: Symbolik allein reicht nicht

"Wir stehen für Toleranz und gegen jegliche Art von Diskriminierung und wollen uns solidarisch zeigen mit der Nationalmannschaft von England", hatte DFB-Kapitän Neuer im Vorfeld über den ersten Kniefall der DFB-Auswahl überhaupt gesagt. "Wir ziehen da gerne mit und mussten nicht lange darüber nachdenken." Es sei aber wichtig, dass es "dann nicht bei reiner Symbolik bleibt, sondern sich alle Beteiligten auch im Alltag an diese Werte halten und sie vermitteln", hat dazu noch Antonio Rüdiger im Interview mit dem "Spiegel" ergänzt. Rassismus-Experte Gerd Wagner zielt in dieselbe Richtung. "Es ist wichtig, dass da nachhaltig etwas passiert. Nutzen die Verbände nur die internationale Bühne - oder wird das Anliegen bis auf die unteren Ligen im Amateurfußball runtergebrochen?", so der 62-Jährige von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) in Frankfurt am Main.

22 Profis auf den Knien - im Fußball seit längerem vor allem bekannt aus der englischen Premier League. Dieser Akt hat sich nach dem gewaltsamen Tod des US-Amerikaners George Floyd im Mai 2020 und auch schon vorher nach dem NFL-Ausschluss des schwarzen Ex-Quarterbacks Colin Kaepernick verbreitet.

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mag/dpa

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