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"Asoziale Kritik": ZDF verteidigt Reporterin Neumann

Sender reagiert auf heftige sexistische Beleidigungen

"Asoziale Kritik": ZDF verteidigt Reporterin Neumann

Ziel heftiger Beleidigungen: ZDF-Reporterin Claudia Neumann.

Ziel heftiger Beleidigungen: ZDF-Reporterin Claudia Neumann. picture alliance

Die Social-Media-Verantwortlichen des ZDF hatten am Freitag besonders viel Arbeit. Reihenweise mussten sie Kommentare löschen, die sich auf erschreckende Weise gegen Claudia Neumann richteten. Ihr "Vergehen": Sie hatte das EM-Spiel zwischen Italien und Schweden (1:0) kommentiert. Dafür wurde sie mit üblen sexistischen Sprüchen übersät.

Der Sender will den Shitstorm, der schon nach ihrem ersten EM-Einsatz über Neumann hinweggefegt war, nicht einfach hinnehmen. "Claudia Neumann hat das Spiel kompetent kommentiert. Wir waren sehr zufrieden!", verteidigte sie ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz am Samstag. "Asoziale Kritik in den sozialen Netzwerken ist für uns kein Maßstab für eine objektive Bewertung." Er sei "erschüttert" über das Ausmaß der beleidigenden Reaktionen.

Neumann, die erste Frau, die im deutschen Fernsehen ein Spiel einer Männer-EM kommentiert hat, traf das alles nicht unvorbereitet. "Wenn jemand per se die Frauenstimme bei Fußball-Kommentaren ablehnt, ist eine neutrale Beurteilung kaum möglich", hatte sie vor Turnierbeginn gegenüber der dpa erklärt. Laut Gruschwitz sei sie "da ganz entspannt".

Neumann kommentiert kein EM-Spiel mehr - wie geplant

Trotzdem wird Neumann kein weiteres EM-Spiel mehr live kommentieren - allerdings nicht wegen der "asozialen Kritik": Dass sie zwei Einsätze bekommen werde, sei von "vornherein so geplant gewesen, das haben wir auch klar kommuniziert", erklärt Gruschwitz. Es gebe "keine Diskussion", dass Neumann nicht zum letzten Mal ein Männer-Spiel begleitet hat. Gruschwitz: "Diese Frau steht ihren Mann."

jpe/sid/dpa