Nationalelf

Gladbach: Als Virkus Blaswich und ter Stegen trainierte

Gladbachs Sport-Geschäftsführer im Interview

Als Virkus zwei Nationaltorhüter trainierte: "Bei dem Gedanken geht mir das Herz auf"

Haben eine gemeinsame Vergangenheit: Roland Virkus (li.) und die beiden Nationaltorhüter Janis Blaswich und Marc-André ter Stegen.

Haben eine gemeinsame Vergangenheit: Roland Virkus (li.) und die beiden Nationaltorhüter Janis Blaswich und Marc-André ter Stegen. IMAGO/Schüler

Herr Virkus, was war Ihre erste Reaktion, als Sie gehört haben, dass nicht nur Marc-André ter Stegen für die Nationalmannschaft nominiert wurde, sondern auch Janis Blaswich, ein weiterer früherer Schützling von Ihnen in Gladbacher Jugendzeiten?

Roland Virkus (56): Pure Freude für die beiden. Marc-André und Janis gemeinsam bei der Nationalmannschaft - bei diesem Gedanken geht mir einfach das Herz auf. Aus meiner Sicht ist Janis belohnt worden für seine harte Arbeit in den vergangenen Jahren. Er hat sich diese Chance mit seinen Leistungen absolut verdient.

Haben Sie Blaswich seit der Nominierung gesprochen?

Wir hatten Gelegenheit für ein kurzes Telefonat. Einen schöneren Anlass, um mal wieder in Kontakt zu treten, konnte es kaum geben. Ich habe ihm gratuliert und alles Gute gewünscht.

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Wie war das damals, als Blaswich und der ein Jahr jüngere ter Stegen um den Platz im Tor konkurrierten?

Ich zog Marc-André hoch, weil er mit seinem Talent alles mitbrachte, um auch schon im älteren Jahrgang mitzuspielen. Konkurrenten im eigentlichen Sinne waren die beiden auch nur bedingt. Zum einen herrschte zwischen ihnen ein total fairer Wettbewerb. Zum anderen fanden wir einen Weg, beide zu fördern. Wenn Janis spielte, stand Marc-André im tieferen Jahrgang zwischen den Pfosten. So kamen beide zu ihren Einsätzen und ihrer Spielpraxis. Man muss an dieser Stelle unbedingt Uwe Kamps erwähnen, der damals als Torwarttrainer auch für den gesamten Nachwuchsbereich zuständig war und intensiv mit ihnen gearbeitet hat. Uwe Kamps hat für beide gekämpft, es musste also ein Konstrukt gefunden werden, um beiden ihre Spielzeiten zu ermöglichen.

Ter Stegens Weg an die Spitze war im Prinzip schon in jungen Jahren vorgezeichnet. Wie sah es mit Blaswichs Perspektive aus?

Auch bei Janis herrschte die Meinung vor: Das kann etwas werden. Sein Torwartspiel, die Größe und Reichweite, auch das Fußballerische, da brachte er in der Gesamtheit schon viel mit. Trotzdem denke ich, dass er die entscheidenden Schritte erst in etwas höherem Alter gemacht hat. Seine Entscheidung, in die Niederlande zu Heracles Almelo zu gehen, war goldrichtig. In Gladbach hatte er im Profibereich auch wieder Marc-André vor der Nase, später Yann Sommer. Dann muss man einfach mal raus aus der Mühle, um die nächsten Entwicklungsschritte gehen zu können. In Almelo arbeitete Janis mit Frank Wormuth zusammen, der ihn schon kannte und unterstütze. Diese Zeit hat ihn enorm weitergebracht.

Leipzig ist dann aber noch einmal ein anderes Kaliber.

Man muss den Leipzigern ein Kompliment aussprechen, dass sie den Mut hatten, dem Jungen zu vertrauen. Das war eine sehr gute Entscheidung, für alle Seiten. Janis hat schnell sehr stabil gehalten, Spiele gewonnen und alles unter dem Aspekt, dass die Ansprüche in Leipzig schon sehr hoch sind. Genau deshalb ist die Nationalmannschaftsnominierung auch verdient: Weil er einfach Leistungen zeigt, die eine Einladung rechtfertigen.

Wie ist Ihre Meinung zur Diskussion um die Nummer 1 im deutschen Tor: Soll der Bundestrainer bei der EM auf ter Stegen setzen?

Eins steht fest: Auf der Torhüterposition hat der deutsche Fußball kein Problem. Wir haben überragende Torhüter, da wird der Bundestrainer entscheiden, wer am besten zu seinen Vorstellungen passt. Wenn am Ende Marc-André sein erstes internationales Turnier als Nummer 1 spielen dürfte, würde mich das aus persönlicher Sicht freuen. Es gibt nur einen Grund, warum er bisher bei Großturnieren nicht zum Zug kam: Er hatte noch einen anderen Weltklassetorhüter vor sich. Das ist die Crux als Torhüter.

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