Champions League

Dortmunds Statement-Sieg: "Die Kadersituation, die wir immer wollten"

BVB macht in Newcastle "wichtige Schritt nach vorne"

Dortmunds Statement-Sieg: "Das ist die Kadersituation, die wir immer wollten"

Strahlende Gesichter: Özcan, Hummels & Co. feiern den 1:0-Sieg in Newcastle.

Strahlende Gesichter: Özcan, Hummels & Co. feiern den 1:0-Sieg in Newcastle. IMAGO/Pro Sports Images

Aus Newcastle berichtet Matthias Dersch

Man weiß nicht genau, was Gregor Kobel noch machen muss, um einmal bei einem Champions-League-Spiel als "Man of the Match" ausgezeichnet zu werden. Auch am Mittwochabend war der Schweizer Schlussmann im Kasten von Borussia Dortmund mal wieder leer ausgegangen - dabei hatte er mit drei starken Paraden den Grundstein für den immens wichtigen 1:0-Erfolg des BVB bei Newcastle United gelegt.

Den silbernen Pokal als besten Spieler erhielt dennoch Donyell Malen, der vermutlich selbst nicht genau wusste, warum eigentlich. Denn der Niederländer spielte zwar vor allem in der ersten Hälfte auffällig, doch die Glanzlichter beim Statement-Erfolg im Nordosten Englands setzten andere: der wieder einmal herausragende Kobel etwa oder Torschütze Felix Nmecha und Innenverteidiger Nico Schlotterbeck, der den Treffer des Tages zunächst durch eine beherzte Balleroberung und später dann durch einen cleveren Rückpass eingeleitet hatte.

"Wir haben uns in der Gruppe zurückgemeldet"

"Wir haben es vor allem in der ersten Hälfte sehr, sehr gut gemacht", lobte Kobel seine Mannschaft. Ganz ähnlich klangen die Äußerungen bei Trainer Edin Terzic: "Wir haben eine fantastische erste Hälfte gespielt. Damit haben wir uns diesen Sieg verdien, mit der zweiten haben wir ihn verteidigt", sagte der 40-Jährige und bilanzierte zufrieden: "Das Ergebnis ist extrem wichtig für uns. Wir haben uns dieser Gruppe zurückgemeldet." Mit nun vier Punkten aus drei Spielen rangiert der BVB hinter Paris (sechs Punkte) und Newcastle (ebenfalls vier Punkte) auf Rang drei (auch wenn er den direkten Vergleich gegen die Magpies nach jetzigem Stand gewonnen hat) und hat nun in der eigenen Hand, ob - wie vor der Saison geplant - in der Königsklasse überwintert wird.

Zweimal darf die Borussia noch zuhause ran: gegen Newcastle und gegen Paris, dazwischen geht es zum Gruppenvierten AC Mailand, der am Mittwoch in Paris mit 0:3 verlor. "Der Sieg tut richtig gut in dieser Gruppe. Die Mannschaft hat einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht", lautete dann auch das Fazit von Sportdirektor Sebastian Kehl, dem die Freude über den erkämpften Auswärtserfolg ins Gesicht geschrieben stand.

Der Druck vor der Partie war groß

Groß war vor der Partie der Druck auf dem BVB gewesen. Nicht nur, weil es in der Königsklasse bislang nicht wie gewünscht lief (0:2 in Paris, 0:0 gegen Mailand). Sondern auch, weil die positiven Ergebnisse in der Liga (fünf Siege in Serie) immer mit einem "Aber" verwunden waren: Sie gelangen allesamt gegen Mannschaften, die nicht zur Spitzengruppe zählten. Da tat der Sieg in Newcastle, bei einem echten Topteam, doppelt gut. "Das", sagte Kehl, "gibt uns Selbstvertrauen und es wird uns helfen, weiterzuwachsen."

Gleich vom Anpfiff weg präsentieren sich die Dortmunder gewillt, ein Ausrufezeichen zu setzen. Zielstrebig, mutig und extrem engagiert lieferten sie sich in den ersten zehn Minuten einen Schlagabtausch mit den von ihrem leidenschaftlichen Publikum angepeitschten Gastgebern, die nur ein Tempo kannten: Vollgas. Nach Großchancen auf beiden Seiten kehrte anschließend zwar etwas mehr Ruhe ein, doch der BVB blieb voll drin, biss sich in der Defensive in die Zweikämpfe und sorgte mit Gegenangriffen für Entlastung. Aus einem dieser Angriffe entsprang schließlich die Führung durch Nmecha. Noch dazu zu einem psychologisch wertvollen Zeitpunkt kurz vor dem Pausenpfiff (45.). Der frühere Wolfsburger belohnte sich durch sein erstes Pflichtspieltor für den BVB selbst für den Aufwärtstrend der vergangenen Wochen und bedankte sich artig bei Vorbereiter Schlotterbeck: "Ich bin dankbar, dass er mich gesehen und einen guten Rückpass gespielt hat. Gott sei Dank habe ich den Ball reingemacht."

Ob Can in Frankfurt spielen kann, ist offen

Der Treffer reichte zum Sieg für den BVB - auch weil in der Schlussphase noch zweimal die Latte für den bereits geschlagenen Kobel aushalf. "Man sagt ja so schön: Das Glück muss man sich erarbeiten", sagte der Schweizer mit einem breiten Grinsen im Gesicht, das verriet, dass ihn der entgangene "Man of the Match"-Pokal weit weniger störte als ihn der Sieg freute. Auch weil er ein Gefühl bestärkte, dass er ohnehin seit Jahresanfang in sich trägt: "Wir wissen, dass wir jeden schlagen können. Das zeigen wir schon seit dem Anfang dieses Jahres. Jetzt gilt es für uns, weiter auf dem Weg zu bleiben, weiter Punkte zu sammeln."

In der Champion League, aber natürlich auch in der Bundesliga, wo am Sonntag Eintracht Frankfurt auf den BVB wartet. Bis dahin dürften sich die personellen Fragezeichen, die die Dortmunder in Newcastle beschäftigten, gelöst haben: Julian Ryerson fehlte in England erkrankt, der Norweger dürfte bis Sonntag aber ebenso eine Option sein wie Julian Brandt, der sich vor dem Anpfiff aufgrund von Wadenproblemen abmeldete. Ob dies auch für Emre Can gilt, der in der ersten Hälfte aufgrund eines Schlags auf den Oberschenkel ausgewechselt werden musste, ist noch offen; der Kapitän gab immerhin hinterher selbst leichte Entwarnung. Doch der BVB bewies in Newcastle, dass auch Ausfälle kein unüberwindbares Hindernis darstellen: Für Can kam Salih Özcan ins Spiel - und fügte sich nahtlos ein. "Das ist die Kadersituation, die wir immer wollten", sagte Kehl. "Das wird uns helfen, in allen drei Wettbewerben unsere Ziele zu erreichen."

Und vielleicht springt ja irgendwann dann auch einmal eine Auszeichnung als Spieler des Spiels für Kobel heraus.

jpe

Fußball: Champions League, Newcastle United - Borussia Dortmund, Gruppenphase, Gruppe F, 3. Spieltag im St. James' Park, Dortmunds Felix Nmecha jubelt nach seinem Tor zum 0:1.

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