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NFL: Darum haben die Dolphins auf den Rekord verzichtet

"Dafür sind wir nicht ins Spiel gegangen"

Nach 70 Punkten aufgehört: Darum haben die Dolphins auf den Rekord verzichtet

Dolphins-Strahlemänner unter sich: Quarterback Tua Tagovailoa und Head Coach Mike McDaniel (re.).

Dolphins-Strahlemänner unter sich: Quarterback Tua Tagovailoa und Head Coach Mike McDaniel (re.). IMAGO/ZUMA Wire

Siebzig! So viele Punkte drückten die Miami Dolphins den Gästen aus Denver an diesem Sonntag zu NFL-Week 3 beim 70:20-Schützenfest.

Damit erreichten die furios aufspielenden Mannen aus Florida beinahe den Allzeitrekord der Washington Redskins (heute Commanders) vom 27. November 1966, als ein 72:41 über die New York Giants gelungen war.

Das Interessante beim jetzigen Kantersieg der Dolphins: Die 70 Zähler waren im vierten Quarter von Rookie-Running-Back De'Von Achane mit einem Lauf über stolze 67 Yards acht Minuten vor Ablauf der Uhr erreicht worden. Zeit genug also, um die alte Marke aus Washington zu übertreffen oder gar zu pulverisieren.

73 Punkte? "Das hätte nicht zu meiner Sicht auf die Dinge gepasst"

Doch Miamis Mannschaft wollte nicht mehr, bei einer späten Field-Goal-Chance aus absolut machbarer Entfernung kniete Ersatz-Quarterback Mike White vielmehr ab. Obwohl zu diesem Zeitpunkt vor allem die lautstarken Fans im Hard Rock Stadium den Rekord lautstark mit "Three more points!" eingefordert hatten.

Doch Head Coach Mike McDaniel, mal wieder lässig mit Sonnenbrille an der Seitenlinie unterwegs, entschied sich dagegen - und erklärte im Anschluss an das Spiel gegenüber den US-Medien seine Beweggründe: Es gehe für ihn in solchen Momenten schlicht nicht darum, "Punkte zu jagen".

Und weiter: "Ich versuche, meine Entscheidungen mit der Bedeutung zu durchdenken, die sie haben. Und hier fühlte es sich an, als würde man Punkte und einen Rekord jagen. Dafür sind wir nicht ins Spiel gegangen. Das hat keinen Einfluss auf das Gesamtergebnis der Saison. In zehn von zehn Fällen kniest du in solch einer Spielsituation ab. Dass es für uns dieses Mal einen erreichbaren Rekord gab, war zwar cool. Aber das war nicht die Botschaft, die ich senden wollte. Es hätte einfach nicht zu meiner Sicht auf die Dinge gepasst." Dafür erntete McDaniel im Anschluss auch Respekt und Anerkennung - und sicherlich ein paar warme Worte von Denvers Cheftrainer Sean Payton.

"Niemand hat den Fuß vom Gas genommen"

Ein paar Rekorde regnete es beim 70-Punkte-Blowout für die Broncos um Russell Wilson (306 Yards, ein Touchdowns, eine Interception) dennoch - und zwar in erster Linie natürlich den für die meisterzielten Punkte der eigenen Franchise-Geschichte.

Darüber hinaus avancierten sie durch den einen Touchdown-Pass von Ersatzspielmacher White und den abermals grandiosen Auftritt von Star-Quarterback Tua Tagovailoa (309 Yards, vier TD-Pässe, keine Int.) zum ersten Team der NFL-Geschichte mit fünf Pass-TDs und fünf Rush-TDs. Denn neben dem unglaublichen Auftritt vom pfeilschnellen Rookie-Läufer Achane mit 18 Carries für 203 Yards und zwei Scores erreichte sein Running-Back-Partner Raheem Mostert mit 13 Carries neben "nur" 82 Yards gleich drei Touchdowns.

Insgesamt kamen die Fins mit ihrer brachialen Offense um Star-Receiver Tyreek Hill (157 Yards, ein TD) auf insgesamt 726 Total Yards - NFL-Rekord.

Miami Dolphins

Die Miami Dolphins haben bislang mächtig Spaß an dieser Saison - und insgesamt schon 130 Punkte erreicht (kein anderes Team kommt derzeit auch nur auf 100). IMAGO/Icon Sportswire

Noch ein paar Worte zu Tagovailoa: Der 25-jährige Hawaiianer, der vergangene Saison gleich mit mehreren Gehirnerschütterungen gefehlt und für Schlagzeilen gesorgte hatte, befindet sich absolut auf MVP-Kurs. Der Spielmacher steht mit seinem Team nicht nur bei einer blitzsauberen 3:0-Bilanz, er hat auch schon über 1000 Passing Yards erreicht (1024, nur Minnesotas Kirk Cousins hat mit 1075 mehr), bringt über 70 Prozent seiner Pässe an und erreicht im Schnitt pro angebrachtem Pass 14,2 Yards. Das ist der Top-Wert der Liga aktuell.

70 Punkte seien für ihn allerdings auch etwas nicht Alltägliches: "Das kann ich mit nichts vergleichen, was ich bislang gesehen hab oder gar Teil davon war. Doch es zeugt davon, was für ein widerstandsfähiges und kompetitives Team wir sind. Niemand hat den Fuß vom Gas genommen." Zumindest nicht, bis Head Coach McDaniel eingeschritten ist.

mag

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