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Erneute Gehirnerschütterung: Wie geht es mit Dolphins-Quarterback Tua weiter?

Spieler wird nicht vom Feld zitiert

Erneute Gehirnerschütterung: Wie geht es mit Dolphins-Quarterback Tua weiter?

Steht schon wieder im "concussion protocol" und sorgt somit für Debatten: Dolphins-Quarterback Tuanigamanuolepola "Tua" Tagovailoa.

Steht schon wieder im "concussion protocol" und sorgt somit für Debatten: Dolphins-Quarterback Tuanigamanuolepola "Tua" Tagovailoa. IMAGO/USA TODAY Network

Neun von zwölf Pässen hatte Tua Tagovailoa am "Christmas Day" beim wichtigen Duell mit den noch auf die Play-offs hoffenden Green Bay Packers angebracht - für sagenhafte 229 Yards plus einen Touchdown-Wurf auf Jaylen Waddle, der allein schon 84 Yards hatte.

20:13 hatte Miami dadurch zur Pause im Hard Rock Stadium geführt - und am Ende mit 20:26 verloren. Was allen voran mit dem Dolphins-Spielmacher zu tun hatte. Denn tatsächlich schaffte Tua nach dem Gang in die Katakomben keine 100 Yards mehr, auch keinen Touchdown und leistete sich mit hanebüchenen Fehlwürfen drei Interceptions. Drei dicke Geschenke für die Packers (7:8), die mit diesem Sieg ihre eigenen Chancen in der NFC weiter stark verbesserten und die der Fins (8:7) in der AFC verschlechterten.

Mit dem Helm auf den Hinterkopf geknallt

Was in den ersten Stunden auch schon teilweise scherzhaft von Fans vermutet worden war, kristallisierte sich in den letzten Tagen dann immer mehr heraus. Tua warf wohl nicht einfach nur Fehlwürfe, er tat dies bei nicht mehr voller Fitness - auch wenn es von Teamseite hieß, dass er im Anschluss keine Anzeichen gehabt und sogar noch Interviews mit den Medien geführt hatte. Inzwischen wurde bestätigt, dass sich der gebürtige Hawaiianer nach Anzeichen am Tag danach und aufgrund einer wohl Ende der ersten Hälfte gegen Green Bay erlittenen Gehirnerschütterung im "concussion protocol" befindet. Tua war hier nach einem normalen Tackling unglücklich mit dem Helm auf dem Hinterkopf geknallt - was aller Voraussicht nach der Auslöser für die erneute Verletzung am Kopf und Gehirn sein dürfte.

Das zieht nun sehr viele Fragen, die gerade auch unter Football-Experten auf sämtlichen Kanälen diskutiert werden, nach sich. Haben die unabhängigen Ärzte den Quarterback während des Packers-Spiel genau genug untersucht? Warum hat das Trainer- und/oder Ärzteteam der Dolphins nicht reagiert - eben weil passtechnisch fast nichts mehr herumgekommen war? Und warum meldete sich Tua selbst nicht?

Tua fällt erst einmal aus

Klar nämlich ist: Bereits zum zweiten Mal in dieser Saison steht Tagovailoa auf dem "concussion protocol". Zuvor hatte er im Spiel gegen Cincinnati Ende September (Week 4) eine Gehirnerschütterung erlitten - und das nur wenige Tage, nachdem er in einem vorangegangenen Spiel gegen die Buffalo Bills einen harten Treffer kassiert hatte. Er sprach im Anschluss selbst von einer Erinnerungslücke - und obendrein führte der der Vorfall zu einer NFLPA-Untersuchung über den Umgang des Teams mit Tagovailoa, woraufhin die NFL ihre Regeln für das Gehirnerschütterungsprotokoll änderte.

Hier finden Sie eine komplette Zusammenfassung dieses ersten Falls bezüglich Tua: Gehirnerschütterung, Diskussionen, NFL-Anpassung - Die Akte Tua Tagovailoa

Damals hatte Tua im Übrigen nur zwei Spiele verpasst, griff daraufhin wieder ins Geschehen ein. Auch dafür hagelte es Kritik an behandelnden Medizinern und daran, dass der Erfolg in diesem Sport von den Trainern, Managern und Bossen über menschliche Einzelschicksale gestellt werden würde. Denn die Gefahr von zu vielen Gehirnerschütterungen ist bekannt und kann neben anderen Kurz- und Langzeitschäden allen voran die degenerative Krankheit CTE (Chronische traumatische Enzephalopathie) hervorrufen. Diese kann in frühen Jahren bei betroffenen Menschen etwa chronische Kopfschmerzen, Persönlichkeitsveränderungen, Gedächtnisbeeinträchtigungen oder Depressionen verursachen. Eine Behandlung gibt es nicht direkt, festgestellt werden kann CTE nur nach dem Tod - und wird seit Jahren in der National Football League nach öffentlichem Druck auch weit ernster genommen.

Wie Miamis Head Coach Mike McDaniel offiziell mitgeteilt hat, könne er mit seinem Team nicht genau sagen, wann Tua sich die Gehirnerschütterung zugezogen hat. Sicher ist vorerst: Ersatz-Quarterback Teddy Bridgewater wird das nächste und zugleich in Sachen Play-offs sehr wichtige Spiel bei den New England Patriots (7:8) am kommenden Sonntag (19 Uhr MEZ) im Zuge von Week 17 bestreiten.

Gedanken ans Karriereende?

Ob der Linkshänder danach noch einmal in dieser Football-Saison zurückkehren wird, ist unklar. Und auch darüber hinaus wird mit Interesse beobachtet werden, wie die Liga diese Geschichte behandeln wird - und ob Tua selbst sogar drastische Maßnahmen ergreift. Denn ehemalige Stars wie Cornerback Charles Woodson, Super-Bowl-Sieger 2011 mit den Packers, legen dem Spielmacher schon ein frühes Karriereende nahe: "Er muss langfristig an sich denken und genau überlegen, ob er dieses Spiel noch weiter ausüben will."

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