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Japan spielt erneut Schicksal: Kuntz in der Türkei entlassen

60-Jähriger erweitert Kreis der potenziellen Flick-Nachfolger

Japan spielt erneut Schicksal: Kuntz in der Türkei entlassen

Ist seinen Job als türkischer Nationaltrainer los: Stefan Kuntz.

Ist seinen Job als türkischer Nationaltrainer los: Stefan Kuntz. IMAGO/Seskim Photo

Der frühere U-21-Trainer des DFB trat seinen Posten als Nationaltrainer der Türkei fast exakt vor zwei Jahren an - am 19. September 2021 unterschrieb der heute 60 Jahre alte Ex-Profi beim türkischen Verband einen Vertrag bis zur EM 2024. Eine offizielle Bestätigung der Meldung lag am Sonntagnachmittag weder vom türkischen Verband noch von Kuntz vor.

Nach einer EM 2021 mit drei Vorrunden-Niederlagen gegen Italien, Wales und die Schweiz sowie einem desaströsen 1:6 in der WM-Qualifikation gegen die Niederlande unter Trainer Senol Günes stieg Stefan Kuntz ein und absolvierte am 8. Oktober mit einem 1:1 gegen Norwegen sein erstes Spiel an der Linie.

Verpasste WM-Quali in den Play-offs gegen Portugal

Die WM-Teilnahme schien noch möglich, doch musste sich die Kuntz-Elf letztlich im Play-off zum Turnier in Katar den starken Portugiesen mit 1:3 beugen.

Wie beim gerade erst gefeuerten deutschen Bundestrainer Hansi Flick erwies sich auch das Jahr 2023 für Kuntz als wenig erbaulich. Die Kritik schwoll deutlich an, auch wenn er insgesamt eine Bilanz von zwölf Siegen in 20 Partien (bei fünf Niederlagen) aufweisen konnte und damit die zweitbeste aller türkischen Nationaltrainer (Punkteschnitt 1,95) hinter Fatih Terim.

2:4 gegen Japan als letztes Spiel - Löw ein Kandidat?

Das Fass zum Überlaufen brachte wie bei Flick eine bittere Niederlage gegen Japan. Die deutsche Nationalelf verlor 1:4 gegen die Asiaten - und damit Flick seinen Job. Die Türkei unterlag Japan mit 2:4 - ebenso das Ende für Kuntz.

Unter den möglichen Nachfolge-Kandidaten für Kuntz in der Türkei taucht laut der regierungsnahen Nachrichtenagentur DHA der Name von Joachim Löw auf. Der ehemalige, langjährige Bundestrainer (Juli 2006 bis 30. Juni 2021) kann zwei türkische Stationen auf Klubebene vorweisen, auch wenn die letzte schon über 20 Jahre zurückliegt. In der Spielzeit 1998/99 trainierte er Fenerbahce, holte mit dem Klub aus Istanbul den Pokal, verpasste aber nach errungener Herbstmeisterschaft den Titel. Das zweite Engagement mit Adanaspor währte nur etwas mehr als zwei Monate (20. Dezember 2000 bis März 2001), ehe Löw beim abtiegsgefährdeten Klub zurücktrat. 

Neben Löw soll auch Abdullah Avci ein Kandidat sein, der Trabzonspor zum Meistertitel geführt hatte, aber im März zurückgetreten war.

Kuntz ein günstigerer Flick-Nachfolger?

Durch die Kuntz-Entlassung ergibt sich möglicherweise für den DFB nun eine weitere konkrete Option für die Flick-Nachfolge, denn zu seinen Zeiten als U-21-Coach (August 2016 bis September 2021) war Kuntz beim deutschen Fußball-Verband sehr geschätzt. Er führte unter anderem die U 21 zu zwei EM-Titeln (2017, 2021) und bewies dabei ein gutes Händchen für Talente, auch wenn seine Olympia-Mission 2021 in der Vorrunde scheiterte.

Auf jeden Fall wäre er für den finanziell klammen DFB im Gegensatz zum Topkandidaten Julian Nagelsmann oder dem Niederländer Louis van Gaal die deutlich günstigere Lösung.

bst

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