Vom Milliardengeschäft ist sie in ihren Anfängen so weit entfernt wie die Erde von der Sonne. Aber jene, die seit vielen Jahren für die Einführung einer deutschen Eliteliga gekämpft hatten, sind von Stolz erfüllt an diesem 24. August und prophezeien dem deutschen Fußball einen mächtigen Sprung nach vorne.
Franz Kremer, der Präsident des 1. FC Köln, gilt als eine der Triebfedern der Entwicklung hin zum Professionalismus, gemeinsam mit Bundestrainer Sepp Herberger will er nun ernten, was er über Jahre gesät hat. Der eine Meisterschaften, der andere Nationalspieler in Hülle und Fülle.
Sein FC führt nach dem 1. Spieltag und einem 2:0-Sieg beim 1. FC Saarbrücken die erste Tabelle der neuen Liga an, niemand weiß, dass an diesem Tag der zukünftige Meister gegen einen der beiden Absteiger (der andere ist Preußen Münster) gespielt hat. Kölns Erfolgsgaranten heißen Hans Schäfer und Wolfgang Overath, der eine steht für die erfolgreiche Vergangenheit, der andere für eine goldene Zukunft. Die nicht so golden wird, wie es in der Premierensaison den Anschein macht.
Das Nürnberger "Sportmagazin" und der in Köln erscheinende kicker begrüßen die Liga standesgemäß mit Umfangerweiterung (von 24 auf 32 Seiten) und Preiserhöhung von 60 auf 80 Pfennige. Dafür gibt es Spielberichte, Stimmen aus den Kabinen und gute Ratschläge. Dr. Friedebert Becker warnt als kicker-Herausgeber vor einer überzogenen Erwartungshaltung an die Liga, Ludwig Ströter warnt im "Sportmagazin" davor, Fußballspiele an Samstagen um 20 Uhr abends auszutragen: "Nicht wenige Fußballanhänger wollen sonntags noch zu ihren Regionallisten. Gibt das Unfrieden im Hause, wenn der Herr und Gebieter um Mitternacht vom Fußball kommt und sonntags um 14 Uhr wieder zum Fußball aufbricht. Von den Stammtischdiskussionen am Sonntagmorgen über die Samstag-Spiele ganz abgesehen!"
Frank Lußem
1964: Was sonst noch geschah ...
Spaniens Fernando Olivella stemmt die Europameister-Trophäe in die Höhe. imago images
Meister: 1. FC Köln
Pokal: 1860 München (nach 2:0 gegen Eintracht Frankfurt)
Fußballer des Jahres: Uwe Seeler (Hamburger SV)
DDR: Chemie Leipzig (Meister), SC Aufbau Magdeburg (Pokalsieger nach 3:2 gegen Chemie Leipzig), Torschützenkönig: Gerd Backhaus (BSG Lokomotive Stendal, 15 Tore), Fußballer des Jahres: Klaus Urbanczyk (SC Chemie Halle)
Europapokal der Landesmeister: Inter Mailand (nach 3:1 gegen Real Madrid)
Messe-Pokal (Vorläufer UEFA-Cup): Real Saragossa (nach 2:1 gegen FC Valencia)
Europapokal der Pokalsieger: Sporting Lissabon (nach 1:0 im Wiederholungsspiel gegen MTK Budapest)
Europameisterschaft in Spanien: Sieger Spanien (nach 2:1 gegen Sowjetunion)
Olympische Spiele in Tokio: Ungarn (Gold), Tschechoslowakei (Silber), DDR (Bronze, 3:1 gegen Ägypten - das Land firmierte seit 1958 als Vereinigte Arabische Republik in zeitweiser Konföderation mit dem Königreich Nordjemen und Syrien) - in zwei innerdeutschen Ausscheidungsspielen hatte sich die DDR-Auswahl gegen die bundesdeutsche Amateur-Auswahl durchgesetzt
