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1963 - Geburtsstunde der Bundesliga

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1963 - Geburtsstunde der Bundesliga

So sehen die Gründungsväter der Bundesliga aus: Hans Paßlack, Dr. Willi Hübner, Franz Kremer, Ludwig Franz, Walter Baresel und Hermann Neuberger (von links).

So sehen die Gründungsväter der Bundesliga aus: Hans Paßlack, Dr. Willi Hübner, Franz Kremer, Ludwig Franz, Walter Baresel und Hermann Neuberger (von links). picture-alliance

Der bis heute größten Reform in der Geschichte des 1900 gegründeten DFB kam revolutionärer Charakter zu. Vor allem der Norden der Republik war gegen die neue Liga. Die Mehrheit der Funktionäre ging das große Abenteuer jedoch in großer Vorfreude an. Der damalige kicker-Herausgeber Dr. Friedebert Becker gratulierte den Gründern der Bundesliga, "die nun endlich bei uns dem Fortschritt zum Durchbruch verhalfen. Der DFB holte den bedrohlichen Vorsprung des Auslandes auf, das längst seine Elite in einer Spitzenklasse zusammengeschlossen hat".

Und die Fußballanhänger fieberten dem ersten Spieltag der Bundesliga euphorisch entgegen. Trefflich beschrieb der kicker das Meinungsbild in der Republik: "Woche für Woche sehen wir die Besten der Besten aufeinanderprallen. Woche für Woche herrscht hier oder da Endspielstimmung. Woche für Woche hält uns eine Tabelle in Atem, die immer wieder zur Parade der Elite ganz Deutschlands aufruft."

Der Vater der Bundesliga hieß Franz Kremer. Der erste Präsident des 1. FC Köln erhob am Tag der Gründung stolz das Sektglas und sagte: "Jetzt zieht wieder Sauberkeit in den deutschen Fußball ein. Jetzt sind wir wieder Herren im eigenen Haus. Praxis und Gesetz waren zu weit voneinander entfernt. Wir haben die Bundesliga fünf Minuten nach 12 eingeführt, aber es ist noch nicht zu spät."

46 der insgesamt 74 Vereine aus den fünf Oberligen Berlin, Nord, Süd, Südwest und West bewarben sich für die 16 Plätze in der neuen Liga. Nach einem komplizierten Schlüssel inklusive geografischer Vorgaben wurden die Gründungsmitglieder ausgewählt. In den Oberligen gewachsene Freundschaften zerbrachen dabei, so wie die zwischen Aachen und dem Meidericher SV (heute MSV Duisburg) oder zwischen Eintracht Frankfurt und Kickers Offenbach. Mönchengladbach oder Bayern München, die Platzhirsche der 1970er Jahre, schauten dagegen in die Röhre.

Los ging es am 24. August 1963 mit diesen Klubs: HSV, Werder, BVB, 1. FC Köln, Schalke, Eintracht Frankfurt, Nürnberg, Saarbrücken, Hertha, Braunschweig, Preußen Münster, Meidericher SV, Kaiserslautern, 1860, VfB und KSC.

Rainer Franzke

1963: Was sonst noch geschah ...

Meister: Borussia Dortmund (nach 3:1 gegen den 1. FC Köln)

Pokal: Hamburger SV (nach 3:0 gegen Borussia Dortmund)

Fußballer des Jahres: Hans Schäfer (1. FC Köln)

DDR: SC Motor Jena (Meister), BSG Motor Zwickau (Pokalsieger nach 3:0 gegen Chemie Zeitz), Torschützenkönig: Peter Ducke (FC Carl Zeiss Jena, 19 Tore), Fußballer des Jahres: Manfred Kaiser (SC Wismut Karl-Marx-Stadt)

Europapokal der Landesmeister: AC Mailand (nach 2:1 gegen Benfica Lissabon)

Messe-Pokal (Vorläufer UEFA-Cup): FC Valencia (gegen Dinamo Zagreb)

Europapokal der Pokalsieger: Tottenham Hotspur (nach 5:1 gegen Atletico Madrid)