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1943 - Ein Fußballwunder aus dem Nichts

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1943 - Ein Fußballwunder aus dem Nichts

Im vom Krieg gezeichneten Deutschland findet 1943 die letzte Ausgabe des Tschammerpokals statt. Der Sieger kommt aus Österreich - doch für die eigentliche Überraschung sorgt der Zweitplatzierte.

Das vorerst letzte Pokalfinale: Hamburgs Keeper Willy Jürissen (li.) sichert den Ball gegen einen Vienna-Angreifer. picture alliance

Durch die sich immer weiter ausbreitenden Folgen des Zweiten Weltkriegs stand 1943 auch die Fortführung des Pokalwettbewerbs auf der Kippe. Letztlich wurde der Tschammerpokal noch ein neuntes und letztes Mal ausgetragen. Das Finale am 31. Oktober 1943 in Stuttgart sollte somit für neun Jahre das letzte Pokalspiel in Deutschland bleiben, ehe der DFB-Pokal ins Leben gerufen wurde.

Dass sich am Ende mit dem First Vienna FC ein österreichischer Verein den Titel holte, war längst zur Normalität geworden. Viel überraschender war der Finalgegner der Wiener: der Luftwaffensportverein (LSV) Hamburg - ein Klub, der ein Jahr vor dem Endspiel noch gar nicht existiert hatte.

Erst im Dezember 1942 war der LSV als Soldatenmannschaft ins Leben gerufen worden, verpflichtete Spieler aus dem gesamten Reichsgebiet, eilte im Pokal von Sieg zu Sieg und bis ins Finale. Dort gingen die Hamburger sogar mit 1:0 in Führung, mussten sich in einem dramatischen Spiel aber mit 2:3 nach Verlängerung geschlagen geben. Pikant: Den Siegtreffer für die Wiener erzielte Rudolf Noack - ein waschechter Hamburger, der sich beim HSV Kultstatus erarbeitet hatte, ehe er als Soldat nach Wien versetzt worden war. Für den First Vienna FC lief er nur als Gastspieler auf.

Dass der knappe Endspielerfolg für den haushohen Favoriten verdient gewesen war, daran ließ der kicker keine Zweifel. "Die Vienna spielte besser, spielte reifer, spielte schöner, (...) hatte mehr körperliche Kraft und mehr kämpferische Ausdauer", heißt es in der damaligen Analyse. Nicht zu vernachlässigen sei aber "die Leistung der Unterlegenen, die sozusagen aus einem Nichts das kleine Fußballwunder schufen." Weniger als ein Jahr später war der kurze Höhenflug des LSV Hamburg aber wieder vorbei. Wie alle Militärmannschaften musste er auf Weisung der Heeresleitung den Spielbetrieb einstellen - nach einem nicht einmal zweijährigen Bestehen.

Michael Bächle