Es sind schwierige Zeiten, durch die der italienischen Spitzenklub Napoli aktuell geht. Rein sportlich sind die Partenopei in der Serie A abgerutscht, haben nur 20 Punkte aus 13 Spielen generiert, sind Siebter, haben schon 15 Punkte Rückstand auf Tabellenführer Juventus - und sind seit sechs Pflichtspielen ohne Sieg (fünf Remis).
Das alles hat auch zu Nebenkriegsschauplätzen geführt, angefangen bei einem Disput zwischen dem aktuell verletzten Kapitän Lorenzo Insigne (Ellenbogenprobleme) und Trainer Carlo Ancelotti. Das alles sei aber längst wieder zu den Akten gelegt. Doch damit nicht genug: Vor einiger Zeit hat das Team ein vom Präsidenten anberaumtes Kurztrainingslager boykottiert, so einen Streit mit der Vereinsführung vom Zaun gebrochen - und allen voran Patron Aurelio de Laurentiis erzürnt. Und: Anhänger der Süditaliener haben einige Spieler des Klubs bedroht wie attackiert, was sogar Maßnahmen wie Personenschutz nach sich gezogen haben soll.
Kurzum: Aktuell ist Napoli ein Pulverfass, auf dem auch der noch auf der Trainerbank sitzende Carlo Ancelotti nicht mehr sicher sein soll. Indes sind auch die Spieler belangt worden für ihr verweigerndes Verhalten - so soll Allan eine Strafe von 200.000 Euro und Insigne eine Strafe von 350.000 Euro aufgebrummt bekommen haben, während andere Akteure wohl 25 Prozent ihres Gehalts abgeben müssen. Weiter heißt es, dass die Lohnzahlung für Oktober eingefroren sei. Die gesamte Teamstrafe belaufe sich auf 2,5 Millionen Euro.
Ancelotti und der Tennisspieler-Vergleich
Mitten in diese Phase kommt nun noch das Gastspiel beim amtierenden Champions-League-Sieger Liverpool am Mittwochabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker.de). Sicherlich eine Chance fürs Team, gleichwohl aber auch eine schwere Aufgabe - zumal die Reds sich selbst für die verdiente 0:2-Pleite am 1. Spieltag revanchieren wollen und selbst wie die Neapolitaner auch noch gar nicht weiter sind.
Ancelotti hat die Gelegenheit auf der Pressekonferenz in jedem Fall dafür genutzt, für Ruhe zu sorgen. Sein Kommentar zur aktuellen Klubsituation: "Es gibt im Klub keine Front gegen die Mannschaft, es existiert keine interne Kriegsführung. Wir analysieren alle einfach nur die Situation und das, warum es zuletzt nicht so geklappt hat mit dem, was wir eigentlich fußballerisch erwarten. Und das betrifft vor allem die Serie A, denn in der Champions League sind wir in der Spur. Wir haben nun zwei Matchbälle - einen schweren in Liverpool (und einen gegen Genk; Anm.d.Red.) - und große Tennisspieler tüten das Match direkt mit dem ersten ein. Das haben auch wir vor."
Ancelotti spricht über "Auslöser", "Mist" und Telefonate
Im Anschluss ging "Carletto" sogar noch weiter ins Detail: "Das Team ist sehr konzentriert auf dieses Spiel. Das, was diesem Kader aktuell fehlt, ist ein Auslöser, um aus diesem schwierigen Moment herauszukommen und das volle Potenzial wieder auf den Platz zu bringen. Dieser magische Moment, der uns fehlt, könnte morgen Abend sein."
Seit sechs Pflichtspielen ohne Sieg: Napoli um Dries Mertens (links) und José Callejon. imago images
Die medialen Diskussionen sollen das Team dabei nicht kümmern: "Dass wir zuletzt einen Presse-Boykott ausgesprochen haben, hat uns bei der Konzentration auf den Fußball geholfen - und genauso hat es die Sendezeit verringert, in der zu viele Leute zu viel Mist erzählt haben. Die Atmosphäre im Team nämlich ist weitaus entspannter als viele Leute denken. Und dass unser Präsident Aurelio de Laurentiis nicht mit uns nach Liverpool kommt, liegt daran, dass er schon eine weite Reise nach Los Angeles absolviert hat. Aber er ist nah dran am Team und nah dran an mir. Er ruft mich jeden Tag an. Und so lange er die Telefonrechnung zahlt, ist das völlig ok."
Auch die ausgesprochenen Strafen für die Spieler kümmere das Team aktuell nicht mehr, so Ancelotti, der frühere Bayern-, Milan- oder Chelsea-Trainer: "Wie ich schon gesagt habe, gehört das alles schon der Vergangenheit an. Was geschehen ist, ist geschehen. Und ich kann versichern, dass sich die Mannschaft ausschließlich auf Liverpool fokussiert und auf das, was wir auf dem Platz zeigen wollen." Und das soll wieder schneller, technisch feiner Napoli-Fußball sein - für was das Team seit Jahren mit Spielern wie Dries Mertens, José Callejon oder Abwehrboss Kalidou Koulibaly steht.
Klopp lobt Neapel in den höchsten Tönen
Und wofür auch Liverpools Trainer Jürgen Klopp den italienischen Erstligisten schätzt: "Der größte Fehler von uns wäre, zu glauben, dass wir schon gewonnen hätten. Napoli ist ein sehr, sehr gefährlicher Gegner - und sehr stark. Sie haben zweimal in Folge daheim gegen uns gewonnen und uns schon einen harten Fight in Anfield geliefert. Das werden sie auch morgen wieder tun. Denn sie sind ein sensationell gutes Fußballteam - unabhängig davon, dass sie in den letzten Wochen nicht die Ergebnisse eingefahren haben."
