Regionalliga

Ziegner: "Keine Angst vor dem Ligakrösus"

Zwickau gegen Leipzig: Duell der Giganten

Ziegner: "Keine Angst vor dem Ligakrösus"

Gipfeltreffen: Am Samstag spielt der FSV Zwickau (2.) gegen Tabellenführer RB Leipzig.

Gipfeltreffen: Am Samstag spielt der FSV Zwickau (2.) gegen Tabellenführer RB Leipzig. imago

Wenn am kommenden Samstag Aufsteiger Zwickau im heimischen Sportforum "Sojus" die vor der Saison zum haushohen Favoriten auserkorenen Gäste von RB Leipzig empfängt, kommt es zu einem echten Gipfeltreffen - der Zweite trifft auf den Ersten. Doch die Tabellenkonstellation allein spiegelt den Reiz dieses Duells bei Weitem nicht ausreichend wider. Beide Teams sind in verschiedenen Bereichen absolute Ligaspitze.

Gastgeber Zwickau sammelte in seinen bisherigen sechs Heimspielen beachtliche 16 Punkte und musste erst einen einzigen Gegentreffer hinnehmen. Die Leipziger hingegen präsentierten sich bislang als stärkstes Auswärtsteam, holten beeindruckende 19 Punkte aus sieben Partien.

Stabilste Defensive gegen torhungrigste Offensive

Zusätzlich treffen im Sachsenderby die stabilste Defensive und die torhungrigste Offensive aufeinander. Die Westsachsen kassierten bisher erst vier Gegentreffer, wurden dabei noch nie öfter als einmal bezwungen. Im Gegensatz dazu steht bei RB die mit Abstand stärkste Offensivreihe (Zwickau belegt hier mit 22 Treffern Platz zwei) auf dem Platz, bereits 33 Treffer erzielte der Tabellenführer bislang und blieb dabei noch nie torlos. Darüber hinaus hat sich mittlerweile auch die anfangs noch etwas anfällige Leipziger Defensive stabilisiert, in den vergangenen sechs Partien gab es nur noch zwei Gegentore.

Der Zwickauer Trainer Torsten Ziegner (35) betonte nach dem 5:0-Sieg seiner Elf am vergangenen Wochenende in Torgelow: "Wichtig war auch, dass wir erneut zu null gespielt haben." Er weiß, dass gerade für den Aufsteiger die Defensivleistung entscheidend sein kann. Auch deshalb blickt er selbstbewusst in Richtung Topspiel am Samstag. "Klar ist RB das Maß aller Dinge in dieser Liga. Wir haben keine Angst vor dem Ligakrösus. Wenn es bei uns optimal läuft, können wir auch gegen den Tabellenführer drei Punkte holen", sagt Ziegner und will mit seinen Schützlingen den "Roten Bullen" die erste Saisonniederlage beibringen.

Trainer Torsten Ziegner

Zum Zunge schnalzen? FSV-Trainer Torsten Ziegner hofft auf einen starken Aufrtitt seines Teams. imago

Ein weiterer Schauplatz eröffnet sich beim Blick auf die Torjägerliste. Zwickaus Mittelstürmer Steffen Kellig (31) traf in seinen elf Partien achtmal, seine Quote wird nur vom Leipziger Angreifer Daniel Frahn (25) überboten. Für den RB-Kapitän stehen bereits zwölf Tore in zwölf Spielen zu Buche. Während sich Frahn schon von Saisonbeginn an treffsicher zeigte, benötigte Zwickaus Aufstiegsheld Kellig (letzte Saison 18 Treffer in der Oberliga NOFV-Süd) ein wenig Anlaufzeit, erzielte allerdings in den vergangenen vier Partien satte fünf Treffer.

"Duell auf Augenhöhe"

Bei den am Mittwoch ausgetragenen Viertelfinalspielen im Sachsenpokal wurden beide Torjäger von ihren Trainern geschont. Der Zwickauer Kellig kam beim souveränen 4:1-Sieg über den Landesligisten Gelb-Weiß Görlitz erst in der 80. Minute ins Spiel, Frahn dagegen kam beim Leipziger Erfolg (3:0) beim Görlitzer Ligakonkurrenten Bischofswerdaer FV wegen einer Grippe genauso wie zahlreiche andere Stammkräfte gar nicht zum Einsatz. Beim Hit am Samstag werde er jedoch notfalls "auch mit Kopf unterm Arm auflaufen". Angesprochen auf den Konkurrenten aus Zwickau stellt Frahn derweil anerkennend fest: "Die spielen eine tolle Saison, das wird ein Duell auf Augenhöhe."

Übrigens: Sollte RB in Zwickau unentschieden spielen oder gar gewinnen, dann ist dem Team von Trainer Alexander Zorniger der inoffizielle Titel des Herbstmeisters schon jetzt nicht mehr zu nehmen. Kaufen könne man sich davon zwar bekanntlich nichts, dennoch mache sich dieser Titel laut Frahn "optisch und gefühlsmäßig gut".

Daniel Frahn

Zwölf Tore in zwölf Spielen: RB-Stürmer Daniel Frahn. imago

Zwei Klubs in unterschiedlichen Welten

Und obwohl sich Zwickau bislang überraschend stark präsentiert, so trifft eben noch immer Aufsteiger auf Staffelfavorit. Strukturell und finanziell trennen beide Klubs Welten. Die Leipziger sind der unangefochtene Ligakrösus und unternehmen mittlerweile mit aller Macht den dritten Versuch, in die 3. Liga aufzusteigen. Ganz anders dagegen sieht es beim FSV Zwickau aus: Hier herrschen halbprofessionelle Bedingungen, fast alle Spieler sind neben dem Fußball noch voll berufstätig. Vom Aufstieg redet auch trotz des überaus gelungenen Saisonstarts aktuell noch niemand, alle sind sich im Klaren darüber, mit RB Leipzig einen schier übermächtigen Konkurrenten zu haben. Und doch schielt man beim FSV schon jetzt zumindest mit einem Auge nach oben. In zwei bis drei Jahren, so sagen es Trainer und auch Spieler, wolle man den Aufstieg anpacken.

Aber dennoch ist klar: Mit einem Sieg über den großen Favoriten RB könnte Zwickau den Druck auf den Tabellenführer erhöhen und den Leipzigern schon in dieser Spielzeit näher rücken, als diesen lieb ist.

Gerd Dassler, Guido Schäfer, Hauke Hohensee