Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß, der 33 Tage nach seiner Premiere in der Bundesliga sein internationales Debüt an der Seitenlinie gab, rotierte nach der 0:1-Pleite gegen Borussia Dortmund ordentlich durch, wechselte auf insgesamt vier Positionen: Startelfdebütant Sessegnon, Grillitsch, Baumgartner und Dabbur starteten anstatt Skov, Geiger, Samassekou und Bebou, die allesamt zunächst auf der Bank Platz nahmen.
Belgrads Trainer Dejan Stankovic veränderte seine Startformation nach dem 1:1 im Derby bei Partizan an drei Stellen: Milunovic, Gajic und Spiridonovic begannen für Gobeljic, Ben und Gavric (alle Bank).
Europa League, 1. Spieltag
Hoffenheim macht Druck, dann flacht das Spiel ab
Hoeneß reagierte auf die zahlreichen Ausfälle, die vor allem die Defensive betrafen, mit einer durchaus unerwarteten Systemumstellung auf 4-4-2. Hoffenheim nutzte das Überraschungsmoment, um nach dem Anpfiff für ordentlich Betrieb zu sorgen. Die Kraichgauer setzten die Gäste aus Serbien bereits früh unter Druck und verbuchten über Rudy (2.) und Baumgartner erste Annäherungsversuche (4.).
Mit der Zeit ließ der Offensivdrang aber etwas nach und das Spielgeschehen verlagerte sich in die neutrale Zone. Hoffenheim war aber nach wie vor um Kontrolle bemüht und hatte auch die größeren Feldvorteile. Das einzige Manko: Wirklich vielversprechende Chancen kamen dabei nicht herum. Das lag primär daran, dass es der Hoeneß-Elf im letzten Drittel oftmals an Tempo und entscheidender Präzision fehlte. Der andere Grund waren die Serben, die in der Gefahrenzone engmaschig verteidigten, ihrem Kontrahenten dadurch kaum Raum zur Entfaltung gaben und einige Abschlüsse blockten. In der 23. Minute ging Sanogo dem Ball im eigenen Strafraum energisch nach und erwischte Gacinovic, der daraufhin zu Boden ging. Der Pfiff blieb allerdings aus - strittige Entscheidung!
Dabbur trifft nur Aluminium
Gegen Ende des unter dem Strich sehr zähen ersten Durchgangs kam wieder etwas Tempo in die Partie. Der serbische Rekordmeister, zuvor nur sporadisch in der Gefahrenzone gesichtet, näherte sich dem Führungstreffer plötzlich mit großen Schritten an, Falcinelli verpasste eine Hereingabe nur um Haaresbreite (34.) und Spiridonovic machte aus einer Direktabnahme deutlich zu wenig, schoss Akpoguma aus sieben Metern an (40.). Der Schlusspunkt sollte aber den Gastgebern gehören - und zugleich die beste Möglichkeit der ersten Hälfte sein: Dabbur war nach Steilpass von Rudy links im Sechzehner durch, tunnelte Borjan, ließ aber letztlich nur den Pfosten klirren (44.).
Musste in der letzten halben Stunde von den Rängen dirigieren: Belgrads Trainer Dejan Stankovic. getty images
Grillitsch und Hoffenheim im Glück
Die Pfeife schrillte, der zweite Durchgang war eröffnet. Bei Hoffenheim standen zwei Akteure nicht mehr auf dem Platz: Gacinovic und Grillitsch. Die Auswechslung Letzteren hatte einen kuriosen Grund - er verließ den Platz und das Stadion, um der Geburt seines Kindes beizuwohnen. Zurück zum Sportlichen: Hoffenheim erwischte auch nach dem Seitenwechsel den etwas besseren Start, es waren aber die Gäste, die zuerst aufhorchen ließen. In der 46. Minute netzte Erakovic ein, stand aber im Abseits, etwas später war Falcinelli auf und davon, wurde aber aufgrund eines strittigen Foulspiels an Posch zurückgepfiffen (54.). Danach flachte die Partie wie auch im ersten Abschnitt enorm ab - allerdings nur für etwas weniger als zehn Minuten.
Baumgartner mit der Führung
Denn dann wuchtete Baumgartner eine butterweiche Flanke von Rudy aus dem Zentrum unter die Latte und brachte die TSG mit seinem ersten Europapokal-Treffer in Front (64.). Die Führung für Hoffenheim sorgte bei Belgrads Trainer Stankovic für einen Wutausbruch, weil er die vorausgegangene Grätsche von Akpoguma als Foul bewertet hat. Der 42-Jährige kassierte dafür vom Unparteiischen Alejandro Jose Hernandez Hernandez erst die Gelbe Karte; kurzerhand zückte der spanische Referee auch noch die Rote und verwies den Trainer des Innenraums.
Belgrad ging volles Risiko in der Schlussphase, drückte auf den Ausgleich und sollte auch noch seine Chancen bekommen, doch Sanogo fehlte bei zwei Kopfbällen nach Ecke die Präzision (69./73.). In der dritten Minute der Nachspielzeit schoss Dabbur lässig zum 2:0 ein und nahm den Druck vom Kessel. Somit blieb Hoffenheim zum ersten Mal in dieser Saison ohne Gegentreffer, durfte den erst zweiten Sieg auf internationaler Bühne feiern (fünf Remis, acht Niederlagen) und rehabilitierte sich nach zwei Pleiten in der Bundesliga.
Für beide Teams geht am Sonntag in ihrer jeweiligen Liga weiter: Belgrad empfängt Javor Ivanjica (16 Uhr), die Sinsheimer sind in Bremen zu Gast (18 Uhr).