Bayern-Trainer Sebastian Hoeneß, der nach seiner 4. Gelben Karte an diesem Tag von oben aus zusehen musste, baute seine Startelf im Vergleich zum 1:1 in Braunschweig und dem zugleich fünften Ligaspiel ohne Niederlage in Folge auf stolzen sechs Positionen um. Im Detail bedeutete das: Mert Yilmaz, Senkbeil, Köhn, Stiller, Kern und Tillman begannen anstelle von Stanisic (Gelb-Rot), Feldhahn, Jeong, Will (allesamt auf der Bank), Zaiser und Arp (jeweils nicht im Kader).
Zwickaus Coach Joe Enochs reagierte indes auf das wichtige wie am Ende auch sehr deutliche 5:1 gegen Halle, mit dem sich die Sachsen etwas Luft im akuten Abstiegskampf verschafft hatten, mit fünf Wechseln: Coskun, Könnecke, Viteritti, Hauptmann und Wegkamp durften anstelle von Godinho (Knieprobleme), Reinhardt, Huth (jeweils 5. Gelbe Karte), Miatke und Lange (beide auf der Bank) ran ans Werk.
Debütant Tillman scheitert direkt
Als beste Drittliga-Mannschaft des Jahres 2020 hatten sich die Münchner natürlich immenses Selbstvertrauen in den letzten Wochen erspielt - und sich, obwohl man wegen Bundesliga-Rekordmeister Bayern nicht aufsteigen darf, neue Ziele gesetzt. Trainer Hoeneß: "Nun peilen wir den Rekord von Hermann Gerlands Mannschaft aus der Saison 2008/2009 an. Damals holten die Amateure 59 Punkte und wurden Fünfter. Wir wollen jetzt 60 Punkte einfahren."
Und genau mit diesem Selbstverständnis begann die Mannschaft auch an diesem Dienstag im Zuge der englischen Woche: Schon nach wenigen Sekunden tauchte Tillman (18, erster Einsatz im Profibereich) vor dem gegnerischen Gehäuse auf. Der Debütant vergab aber, schoss den Ball drüber. Doch damit steckte der FCB direkt die Ansprüche ab und machte mit Nachdruck klar, wer der Favorit war: Tillman scheiterte in der Folge an Brinkies (12.), Bundesliga-Neuling Batista Meier verzog knapp (20.) und wurde geblockt (28.). Kurz vor der Pause scheiterte zudem noch Kern mit einem Kopfballversuch (45.+1).
3. Liga, 31. Spieltag
Und weil es noch weitere kleinere Möglichkeiten gab, wäre ein 1:0 nach 45 Minuten hochverdient gewesen - allein es fiel nicht. Zwickau blieb über weite Strecken harmlos, Frick vergab noch die beste Chance (31.).
Joker Musiala zeigt die vermisste Kaltschnäuzigkeit
Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich nichts an dem bereits bestehenden Eindruck, dass der FCB II hier an diesem Abend hochüberlegen war. Nach einem nicht gegebenen Elfmeter und reichlich Frust im Münchner Lager (Handspiel von Frick, 52.) brachte allerdings auch ein freistehend vor dem Tor postierter Wriedt den Ball per Kopf nicht im Netz unter (55.).
Vom FSV kam offensiv bis auf eine Kopfballmöglichkeit für Schröter (67.) nichts, man begnügte sich vielmehr mit Abwehrarbeit und dem Hoffen auf die Nullnummer. Doch mit der Hereinnahme von Musiala, der erst seinen dritten Drittliga-Einsatz feierte (57.), gewann Bayern II endlich das, was lange Zeit vermisste wurde: die Kaltschnäuzigkeit. Der 17-jährige Offensivmann vollendete erst nach Zuspiel von Jeong eiskalt halbhoch ins rechte Eck (75.), ehe er mit einem abgefälschten Schuss auch noch das finale 2:0 auf die Anzeigentafel brachte (85.). Klar, dass er im Anschluss ausgiebig gefeiert wurde.
Die zweite Garde der Münchner, die weiterhin stark unterwegs in der 3. Liga ist, spielt bei Waldhof Mannheim am kommenden Sonntagabend um 17 Uhr. Die Zwickauer sind ebenfalls sonntags (14 Uhr) zuhause gegen die SpVgg Unterhaching gefordert.