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25:0 und unzufrieden: "Skandal" im Special-Olympics-Fußball

Fußballturnier der Special Olympics World Games

25:0 im Halbfinale und alle unzufrieden: "Skandal" im Special-Olympics-Fußballturnier

Jubel mit fadem Beigeschmack: das Team "Special Olympics Deutschland 1".

Jubel mit fadem Beigeschmack: das Team "Special Olympics Deutschland 1". picture alliance/dpa

Aus Berlin berichten Paul Bartmuß und Thomas Müller

    Drei Tage von Sonntag bis Dienstag nahmen sich die Fußballer Zeit, um in Klassifizierungsspielen das eigene Leistungsniveau mit dem der globalen Konkurrenz zu vergleichen. Schließlich soll trotz des ganz natürlichen Leistungsgefälles im Behindertensport ein fairer und ausgeglichener Wettkampf entstehen.

    Dass dies gerade am Anfang der Klassifizierung nicht immer möglich ist und es zu außergewöhnlichen Ergebnissen kommen kann, liegt in der Natur der Sache. Manche Teams sind dem Gegner athletisch und technisch weit überlegen. Der deutsche Verband hält seine Trainer und Athleten in den Teamsportarten dazu an, in solchen Fällen ein klein wenig den Fuß vom Gas zu nehmen und durchzuwechseln. Es muss schließlich kein Gegner erniedrigt oder vorgeführt werden.

    Fair-Play-Ansatz wird zum "Verhängnis"

    Diese dem Fair-Play-Gedanken entsprechende Aktion wurde dem Team "Special Olympics Deutschland 1" nun zum "Verhängnis". Aufgrund des schlechteren Torverhältnisses musste das deutsche Team auf dem Weg in die höhere Leistungsklasse Ägypten den Vortritt lassen. Diesen wollten die Nordafrikaner jedoch gar nicht. Der Trainer der ägyptischen Auswahl sah sein Team in der Leistungsklasse zwei, die deutsche Auswahl klar stärker. Gemeinsam suchten die beiden Special-Olympics-Nationalverbände das Gespräch mit dem Weltverband. 

    In 14 Jahren Special Olympics habe ich so etwas noch nicht erlebt.

    Tom Hauthal

    Doch der Ausrichter hielt an seinem Verfahren fest und entsprach nicht dem deutschen und ägyptischen Wunsch im Sinne ausgeglichener Partien. Die Folge daraus zeigte sich am Donnerstag beim Halbfinale der Leistungsgruppe zwei. "In 14 Jahren Special Olympics habe ich so etwas noch nicht erlebt", sagte Deutschlands Sportdirekter Tom Hauthal dem kicker.

    Denn in dieser Leistungsgruppe ist Deutschland 1 klar überlegen. Das Halbfinale (!) gegen die Schweiz endete mit 25:0. Dabei ließ die deutsche Auswahl in den zweimal 20 Minuten sogar noch einige Chancen ungenutzt. Beim Stand von 6:0 für seine Auswahl konnte es Hauthal nicht mehr mit ansehen. 

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    Auch Athlet Vincent Grüneberg berichtete dem SID nach dem Spiel von "gemischten Gefühlen". "Gegen eine Mannschaft 25:0 zu gewinnen, ist nicht der Olympische Gedanke. Wir hätten in die Gruppe A gemusst, das ist ein Skandal", so der Stürmer, der drei Treffer beisteuerte.

    Dass die deutsche Mannschaft nach dem Frust der Eingruppierung weiter nach vorn spielte und nicht aufhörte mit dem Toreschießen, mochte hinterher bei allem Mitleid mit den Schweizern kaum jemand monieren. Dafür waren die Spieler ja schließlich auf den Platz gekommen. Im Finale (Samstag, 13 Uhr) geht es für Deutschland gegen Uganda um Gold

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    "Wir kämpfen die halbe Nacht gemeinsam mit den Ägyptern dafür, dass die Einstufungen getauscht werden, aber beim Weltverband bleibt man leider stur", so Hauthal. "In anderen Disziplinen klappt die Klassifizierung hier wunderbar. Jetzt sehen sie das Ergebnis. Vielleicht findet dadurch auch beim Special-Olympics-Fußball mal ein Umdenken statt." Denn so bleibt ein fader Beigeschmack.

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