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1969 - Nürnbergs Absturz ins Nichts

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1969 - Nürnbergs Absturz ins Nichts

Pure Trauer: Der 1. FC Nürnberg ist als Meister abgestiegen.

Pure Trauer: Der 1. FC Nürnberg ist als Meister abgestiegen. picture alliance

Warum auch nicht. Sicher, der Club hatte seine Leistungsträger Gustl Starek (zum FC Bayern), Charly Ferschl und Franz Brungs (beide Hertha BSC) ziehen lassen; vor allem der Verkauf des Mittelstürmers, der in der Meistersaison stolze 25 Tore erzielt hatte, für nicht einmal 200.000 Mark Ablöse löste heftiges Kopfschütteln aus am Valznerweiher. Doch Merkel hatte gleichzeitig 13 neue Spieler verpflichtet; aus der "Bauernkapelle" wolle er "ein Sinfonierorchester" formen, erklärte der Österreicher im Juli 1968.

Ein knappes Jahr später, am 7. Juni 1969, war das Unfassbare Wirklichkeit geworden. Die Bundesliga hatte den dramatischsten Abstiegskampf aller Zeiten erlebt; drei Spieltage vor Schluss zitterten noch neun Mannschaften. Am Ende trennten den Zweiten, Alemannia Aachen, vom Letzten, Kickers Offenbach, ganze zehn Punkte, und der zweite Absteiger neben den Hessen hieß - 1. FC Nürnberg.

Viele Club-Spieler gingen hemmungslos weinend vom Feld

Ein viel zu spät, Ende März, vollzogener und zudem halbherziger Trainerwechsel - Merkel, der den Bodenkontakt nach dem Titelgewinn gänzlich verloren hatte, wurde zunächst durch seinen Assistenten Robert Körner ersetzt, ehe mit Kuno Klötzer ein gestandener Fußballlehrer kam - und das Eingreifen des großen Idols Max Morlock als moralische Stütze konnten den Club nicht mehr retten. 8:4 Punkte in den sechs Spielen unter Klötzer reichten nicht aus, um den Absturz ins Bodenlose zu verhindern. Nach dem 0:3 beim 1. FC Köln im letzten Saisonspiel verließen viele Club-Profis hemmungslos weinend das Müngersdorfer Stadion.

Titelverteidigung? Zum einzigen Mal in der Geschichte der Bundesliga war der Meister abgestiegen.

Harald Kaiser

1969: Was sonst noch geschah ...

Meister: Bayern München

Pokal: Bayern München (nach 2:1 gegen Schalke 04)

Fußballer des Jahres: Gerd Müller (Bayern München)

Torschützenkönig: Gerd Müller (Bayern München, 30 Tore)

DDR: FC Vorwärts Berlin (Meister), 1. FC Magdeburg (Pokalsieger nach 4:0 gegen FC Karl-Marx-Stadt), Torschützenkönig: Gerd Kostmann (Hansa Rostock, 18 Tore), Fußballer des Jahres: Eberhard Vogel (FC Karl-Marx-Stadt)

Europapokal der Landesmeister: AC Mailand (nach 4:1 gegen Ajax Amsterdam)

Messe-Pokal (Vorläufer UEFA-Cup): Newcastle United (gegen Ujpest Budapest)

Europapokal der Pokalsieger: Slovan Bratislava (nach 3:2 gegen FC Barcelona)