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1968 - Die zweite Auswechslung kommt

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1968 - Die zweite Auswechslung kommt

War an einem Novum der Bundesliga direkt beteiligt: Dortmunds Gerd Peehs.

War an einem Novum der Bundesliga direkt beteiligt: Dortmunds Gerd Peehs. imago images

Es lief die 73. Minute in der Partie zwischen dem BVB und Borussia Mönchengladbach, Herbert Laumen hatte die Gäste soeben mit 2:1 in Führung gebracht. Heimtrainer Oswald Pfau reagierte und nahm einen Wechsel vor: Gerd Peehs kam für Reinhold Wosab.

Da elf Minuten zuvor schon Wilhelm Sturm für Friedrich Lehmann ins Spiel gekommen war, gab es nun ein Novum in der noch jungen Bundesligageschichte: Die Dortmunder wechselten zum zweiten Mal in ein und derselben Partie aus. Der DFB hatte diese Möglichkeit erst im Sommer 1968 geschaffen, schließlich hatte das "Experiment" der ersten Auswechslung in der Spielzeit 1967/68 bestens funktioniert.

Damals war HSV-Torwart Erhard Schwerin am 1. Spieltag als erster Akteur überhaupt eingewechselt worden. Zunächst nutzten die Trainer die neue Wechselmöglichkeit, um lädierte Profis zu ersetzen. Dazu musste ein Vereinsfunktionär die Verletzung feststellen - Tricksereien waren Tür und Tor geöffnet. Einen unabhängigen Mediziner konnte der DFB für jedes Spiel aber nicht bereitstellen: zu teuer.

Also reagierte der DFB im Sommer 1968 und erlaubte einerseits einen weiteren personellen Tausch - andererseits musste nun keine Verletzung mehr zwingend vorliegen. Fortan kam der taktische Aspekt mehr und mehr zum Tragen. Den Anfang nahm diese Entwicklung im Stadion Rote Erde.

Die Regelung hielt sich über viele Jahre. Erst 1994/95 war es den Trainern erlaubt, zwei Feldspieler und zusätzlich den Torwart auszutauschen. Seit 1995/96 können grundsätzlich drei Akteure gewechselt werden. Inzwischen sind in Wettbewerben der UEFA teils bis zu fünf Wechsel erlaubt.

Paul Bartmuß

1968: Was sonst noch geschah ...

Deutscher Meister 1968: 1. FC Nürnberg.

Deutscher Meister 1968: 1. FC Nürnberg. imago images

Meister: 1. FC Nürnberg

Pokal: 1. FC Köln (nach 4:1 gegen VfL Bochum)

Fußballer des Jahres: Franz Beckenbauer (FC Bayern München)

Torschützenkönig: Johannes Löhr (1. FC Köln, 27 Tore)

DDR: FC Carl-Zeiss-Jena (Meister), Union Berlin (Pokalsieger nach 2:1 gegen Carl-Zeiss Jena), Torschützenkönig: Gerd Kostmann (Hansa Rostock, 15 Tore), Fußballer des Jahres: Bernd Bransch (Hallescher FC Chemie)

Europapokal der Landesmeister: Manchester United (nach 4:1 n.V. gegen Benfica Lissabon)

Messe-Pokal (Vorläufer UEFA-Cup): Leeds United (gegen Ferencvaros Budapest)

Europapokal der Pokalsieger: AC Mailand (nach 2:0 gegen Hamburger SV)

Europameisterschaft in Italien: Sieger Italien (nach 2:0 gegen Jugoslawien im Wiederholungsspiel)

Olympische Spiele in Mexiko City: Ungarn (Gold), Bulgarien (Silber), Japan (Bronze) - ohne deutsche Beteiligung