kicker

1924 - Olympia und das Wunder Uruguays

100 Jahre kicker

1924 - Olympia und das Wunder Uruguays

José Leornardo Andrade feierte mit Uruguay viele Erfolge und wurde zum Weltstar.

José Leornardo Andrade feierte mit Uruguay viele Erfolge und wurde zum Weltstar. imago images

Als er 1924 mit Uruguay an den Olympischen Spielen in Paris teilnahm, hatten viele Europäer noch nie einen Farbigen gesehen. Und dank seiner Kunst wurde er zum Superstar, "schwarzes Wunder" riefen sie ihn.

Der kicker-Reporter Ernest Bühlmann schrieb: "Andrade spielt einen wunderbaren Fußball, gibt sich nie geschlagen. Selbst wenn er am Boden liegt, findet er immer wieder Mittel und Wege, den Ball an seine Leute abzugeben."

Die Celeste gewann nach fünf Spielen mit 20:2 Treffern Gold, taktisch und fußballerisch war der Titel vollauf verdient. Nach dem 3:0 im Finale über die Schweiz, vom kicker als "Spiel um die Weltmeisterschaft" tituliert, schrieb kicker-Mann Edwin Blum: "Uruguay ist eine tadellose Mannschaft, der man beim ersten Spiel ansah, dass ihr Fußball durchschlagen wird."

Die Celeste war Olympiasieger - und Andrade ein Weltstar. Nach dem Gewinn der Goldmedaille blieb er eine Zeitlang in Paris, genoss den Ruhm und trat in Bars als Sänger und Tänzer auf. Unter der High Society galt es als schick, den Fußballer als eine Art "Zirkuspferd" nach Hause einzuladen.

1928 in Amsterdam gelangen Andrade und Uruguay die Titelverteidigung, 1930 gar der Triumph bei der Premieren-WM in der Heimat. Das WM-Finale gegen Argentinien war sein letztes Länderspiel.

Als sein Neffe Victor Andrade 1950 mit Uruguay Weltmeister wurde, war das "schwarze Wunder" längst ein Pflegefall. Er starb 1957 im Alter von 55 Jahren in einem Armenhaus.

Jörg Wolfrum

1924: Was sonst noch geschah ...

1. FC Nürnberg

Noch heute (im Bild eine Choreografie der Nürnberg Fans im Jahr 2014) zehren die Club-Fans vom Erfolg der Meistermannschaft von 1924. imago images

Meister: 1. FC Nürnberg (nach 2:0 gegen den Hamburger SV)

Olympische Spiele in Paris: Uruguay (Gold), Schweiz (Silber), Schweden (Bronze), ohne deutsche Beteiligung