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Karbach-Knipser Wilschrey ist ein Mann fürs Rampenlicht

"Verrückter Typ" trifft und trifft und trifft

Zwischen Oberliga, Baller League und Reality-TV: Wilschrey ist ein Mann fürs Rampenlicht

Max Wilschrey sorgt nicht nur in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar für Aufsehen

Max Wilschrey sorgt nicht nur in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar für Aufsehen IMAGO/Gartner

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Was wäre eigentlich, wenn Max Wilschrey alle Spiele in dieser Saison absolviert hätte? Der Mittelstürmer des FC Karbach kam auch verletzungsbedingt "nur" in 17 von 26 Partien zum Einsatz und kann dabei eine glänzende Quote vorweisen: Schon 15 Tore stehen in der Bilanz des 28-Jährigen, der in allen Partien des Kalenderjahres 2024 getroffen hat - zuletzt am vergangenen Samstag, beim 3:1-Auswärtssieg gegen TuS Mechtersheim. Sucht man nach den Faktoren für den aktuellen Erfolg des Klubs - der Tabellenachte hat seine letzten sechs Partien allesamt gewonnen - landet man unweigerlich bei der wohl schillerndsten Figur der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar.

Torjäger, Baller-League-Akteur und Protagonist diverser Reality-TV-Shows („Die Bachelorette“, "Ex on the Beach", "Bachelor in Paradise“): Wilschrey bestimmt die Schlagzeilen über den Verein aus der kleinen Gemeinde im Rhein-Hunsrück-Kreis. „Ich bin ein verrückter Typ und für jeden Spaß zu haben. Wenn ich alles für den Fußball getan hätte, hätte ich wohl noch deutlich höher spielen können", sagt er. In der B-Jugend zog es ihn einst zu Arminia Bielefeld; der große Durchbruch blieb dem 1,86 Meter großen und 85 Kilo schweren Angreifer auf der Alm aber verwehrt. Später sammelte Wilschrey unter anderem beim VfB Oldenburg Regionalliga-Erfahrung. Seine stärkste Zeit hatte er nach eigener Einschätzung aber in den USA. Von 2017 bis 2020 spielte er dort für die Old Dominion University und später für Chattanooga FC. Über Stationen bei Rot-Weiß Koblenz und Rot Weiss Ahlen kam er Anfang 2021 dann nach Karbach, wo er als Oberliga-Torschützenkönig an seine stärkste Phase anknüpfte.

Ich bin kein Trainingsspieler und gebe da nicht immer 100 Prozent.

Max Wilschrey (28) legt im Training gerne mal den Energiesparmodus ein

"In der Regionalliga konnte ich mich nie so frei entfalten wie hier", betont Wilschrey. Für sein Spiel braucht der beidfüßige Angreifer Vertrauen - und gewisse Freiheiten. "Ich bin kein Trainingsspieler und gebe da nicht immer 100 Prozent", gibt er ehrlich zu. In seinem Verein weiß man, anders als auf so manch anderer Station, mit dem besonderen Charakter umzugehen. "Max ist ein Freigeist, aber auch ein ehrgeiziger Spieler. Das verkörpert er auf dem Platz. Dort bekommen wir alles von ihm", sagt Patrick Kühnreich. Karbachs Trainer, der im Winter von Rheinlandligist Metternich kam und mit seiner neuen Mannschaft einen beeindruckenden Start hinlegte, attestiert dem Stürmer für Oberliga-Verhältnisse überdurchschnittliche Qualität: "Wir sind sehr glücklich, dass wir ihn haben."

Bereut Wilschrey dennoch den einen oder anderen Schritt in seiner Laufbahn? "Ich hatte keine Lust, alles dem Fußball unterzuordnen und bin nicht traurig. Ich habe Erfahrungen gesammelt, die ich nicht gegen eine Profikarriere tauschen würde."

Brandherd Baller-League?

Seit kurzem hat der gebürtige Bremer eine weitere Leidenschaft entdeckt: die Baller League. Wilschrey überzeugte beim Combine, wurde schließlich gedraftet und läuft in der Kleinfeld-Liga für die "Protatos" auf - mit der Rückendeckung des FC Karbach. "Kicken, Spaß haben - das ist genau mein Ding. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Baller League immer größer wird. Sie spricht die jüngeren Generationen extrem an", sagt er. Wichtig sei ihm dabei die Unterstützung seines Klubs gewesen.

"Max ist ein ganz besonderer Kerl. Er gibt alles und identifiziert sich voll mit uns", betont Daniel Bernd. Karbachs Vorstand hat kein Problem mit den anderen Engagements seines Torjägers. Im Gegenteil: "Es hat einen gewissen Charme, wenn unser Verein ab und zu im Fernsehen genannt wird. Wir sind großzügig mit Max - er zahlt das aber auch voll zurück." Was auch in Zukunft so bleiben soll: Wilschrey wird mindestens bis Sommer 2025 auf dem Quintinsberg spielen und auch in der nächsten Spielzeit auf Torejagd für den FC Karbach gehen.

Steffen Schneider

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