Südwest

Das ernüchternde Winter-Fazit des FSV Frankfurt

Unzufriedenheit am Bornheimer Hang

Zu hohe Ansprüche und zu große Fußstapfen: Das ernüchternde Winter-Fazit des FSV Frankfurt

Beim FSV Frankfurt läuft in dieser Saison bislang nicht besonders viel zusammen.

Beim FSV Frankfurt läuft in dieser Saison bislang nicht besonders viel zusammen. IMAGO/Jan Huebner

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Mit großen Tönen hatte der FSV Frankfurt vor dem Saisonstart um sich geworfen. Auf die Titel- und Aufstiegswärter TSV Steinbach Haiger und FC Homburg und die stets ambitionierten Offenbacher Kickers sowieso wollten die Bornheimer noch mehr Druck ausüben. Nach Platz fünf in der vorigen Spielzeit und dem Gewinn des Hessenpokals waren die Entscheidungsträger und Spieler mutig wie tatendurstig. Doch nach verheißungsvollem Start mit sieben Punkten aus drei Partien ging es abwärts. Bis auf den aktuellen Abstiegsplatz 15 ging es sogar runter. Dank acht Punkten aus den letzten vier Spielen in diesem Jahr gelang es den Schwarz-Blauen immerhin, die heiße Zone zu verlassen.

Die Gründe für das insgesamt enttäuschende Abschneiden sind vielfältig. Den Abgang der Leistungsträger Cas Peters (Alemannia Aachen), Manuel Reutter (Chemnitzer FC), Leon Müller und Noel Knothe (beide Offenbach) konnte der FSV nicht kompensieren. Auch das frühzeitige Laufbahnende von Jake Hirst (27) traf den Verein. Zwar stellten der Sportliche Leiter Thomas Brendel und Trainer Tim Görner den Kader quantitativ so stark auf wie nie seit dem Drittliga-Abstieg 2017, doch höchste Ansprüche erfüllte von den Zugängen nur Torwart Justin Ospelt. Selbst Rückkehrer Leonhard von Schroetter, der nach seinem einjährigen Gastspiel beim FSV Zwickau vereinslos war und im September die Offerte annahm, hat noch nicht das hohe Niveau erreicht, als er im Sommer 2022 Frankfurt verlassen hatte.

Klaffende Wunde in der Sturmspitze

Am deutlichsten wird die qualitative Diskrepanz am Beispiel der Stoßstürmer. Während Cas Peters mit 22 Treffern zum erfolgreichsten Schützen im Südwesten avancierte, traf sein Nachfolger Aziz Bouhaddouz in 14 Einsätzen nur einmal. In den Tagen vor Weihnachten gab der FSV die Vertragsauflösung mit dem 36-Jährigen bekannt. Die offizielle Begründung ist, dass der ehemalige marokkanische Nationalspieler seine Laufbahn beenden und sich beruflich verändern möchte. Doch Strafraumspezialist Bouhaddouz passte einfach nicht ins laufintensive System - da stieg das Frustrationslevel.

Dazu kommt, dass keine andere Mannschaft so zweikampfbetont agiert und so konfliktbereit ist wie die des FSV. 80 Gelbe Karten gab es, dazu jeweils einmal "Gelb-Rot" und "Rot" - damit liegen die Frankfurter mit Abstand auf dem letzten Platz der Fairnesstabelle.

Das erschwerte Görners Arbeit natürlich und machte einen Angriff auf die Topteams quasi unmöglich. Verletzungsprobleme plagten den FSV teils intensiv. Bis zu 14 Ausfälle hatte der Coach zu beklagen. Am härtesten traf es Malik Memisevic, der Stürmer absolvierte nach verheißungsvoller Vorbereitungsphase noch keine Regionalliga-Partie. Ebenso der Langzeitrekonvaleszent Miguel Costa de Figueiredo. Jan Erik Eichhorn spielte nur einmal, und der dribbelstarke Sho Sannomiya kommt nach wochenlanger Pause erst langsam wieder in Schwung.

Winter-Transfers unumgänglich

Bei nur einem Punkt Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang und nach dem Abtritt von Bouhaddouz ist den Verantwortlichen bewusst, dass in der Winterpause noch ein Stürmer geholt werden müsste. Zumal Jihad Boutakhrit (6 Tore), Oluwabori Falaye (5), Malik McLemore (4) und Lucas Hermes (3) zu inkonstant sind.

Stefan Fritschi

Die Trainer in der Regionalliga Südwest