3. Liga

Zahlen zu umstrittener SVWW-Kampagne: Trend geht zum Zweitverein

Wehen Wiesbaden sorgte unter seinen Fans auch für Kritik

Zahlen zu umstrittener SVWW-Kampagne: Trend geht zum Zweitverein

Der SV Wehen Wiesbaden hätte gerne mehr Fans im eigenen Stadion. 

Der SV Wehen Wiesbaden hätte gerne mehr Fans im eigenen Stadion.  IMAGO/Jan Huebner

Die Anhänger des SV Wehen Wiesbaden sind nun nicht unbedingt als unheimlich zahlreich bekannt. Das hat viele Gründe. Fehlende Bundesliga-Tradition etwa, wie sie konkurrierende Drittligisten haben wie etwa Dynamo Dresden oder der TSV 1860 München. Die Lage neben Frankfurt, wo mit der Eintracht ein großer Klub emotionalisiert, gerade aufgrund der Erfolge der vergangenen Jahre. Nun wäre es aber schön, auch in der 3. Liga das Stadion vollzubekommen, zumal es der SVWW ja auch immer mal wieder in die 2. Liga schafft und da schon ein paar Fans mehr als die aktuell durchschnittlich 2963 den Weg in die Arena finden könnten.

Also haben die Hessen vor geraumer Zeit eine Kampagne ins Leben gerufen, deren Idee lautet: Der SVWW möchte Deutschlands bester Zweitverein sein. Also Fußballfans ansprechen, die neben ihrer ersten auch noch eine zweite Liebe haben. Bei dem - zugegebenermaßen - überschaubaren Teil der hartgesottenen Wiesbadener Anhänger traf das auf wenig Gegenliebe. "Kampagne beenden", forderten sie auf Plakaten. Davon will sich Geschäftsführer Nico Schäfer, der schon ahnte, dass die Idee nicht jedem gefällt, nicht abschrecken lassen.

"Es ist nicht entscheidend , ob ich Fan eines Vereins wie dem SVWW bin, der schon fast 100 Jahre besteht, sich aber erst in den letzten 15 Jahren eine bundesweite Wahrnehmung erarbeiten konnte und dies noch erschwerend an zwei Standorten mit Taunusstein und Wiesbaden oder ob jemand in München großgeworden ist und von einem der großen Vereine dort geprägt wurde, jetzt aber seinen Lebensmittelpunkt in Bochum hat", glaubt Schäfer und führt konkrete Zahlen an: "Nur 35 Prozent der Wiesbadener kommen gebürtig aus Wiesbaden." Die 65 Prozent Zugereisten, die es vielleicht in erster Linie mit Hertha BSC, dem Hamburger SV oder dem VfB Stuttgart halten, möchte der 54-Jährige als Zweitfans gewinnen. Der frühere Leiter der Lizenzspielerabteilung des 1. FC Union ist überzeugt: "Überall kann die Leidenschaft für Fußball mit Stolz für mehr als nur einen Verein gezeigt werden."

SVWW ließ eine Studie durchführen

Eine Studie der Wiesbadner untermauert die Idee des Drittligisten. "Das Ergebnis der Umfrage zeigt uns, dass das Thema Zweitverein keineswegs negativ belegt ist. Im Gegenteil", findet Schäfer. Demnach sind knapp die Hälfte aller Vereinsanhänger auch Fan eines zweiten Klubs, nämlich 47 Prozent. Sie agieren im Konsumverhalten sogar auf ähnlichem Niveau wie bei der "ersten Liebe". Der Trend geht also durchaus zum Zweitklub, wobei naturgemäß auch hier die Liga-Großen gut abschneiden. In der Bundesliga etwa liegen der BVB (28 Prozent) und der FC Bayern (13) vorne, im Unterhaus der 1. FC Nürnberg (15) und der FC St. Pauli (14). In der 3. Liga dominieren der TSV 1860 (20) und Dynamo Dresden (18).

Klingt erstmal, als schnitte sich der SVWW ins eigene Fleisch. Andererseits ist laut Umfrage die geographische Nähe einer der Hauptgründe für die Wahl des Zweitvereins, bei 36 Prozent ist sie demnach entscheidend. Angesichts der hohen Fluktuation in Wiesbaden - Stichwort 65 Prozent Zugereiste - könnte das durchaus für Schäfers Idee sprechen. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht in Wiesbaden. "Der Weg vom Zweitverein zum Erstverein ist nicht so weit", sagt Schäfer mit einem Schmunzeln.

Benni Hofmann