Qualifikation

Yildiz trumpft auf: Haben Bayern und der DFB gepatzt?

Matthäus kritisiert Salihamidzic

Yildiz trumpft auf: Haben Bayern und der DFB gepatzt?

Kommenden Sommer erneut in Deutschland auf Torejagd? Kenan Yildiz.

Kommenden Sommer erneut in Deutschland auf Torejagd? Kenan Yildiz. IMAGO/Ulrich Hufnagel

Roberto Baggio, Zinedine Zidane und Alessandro del Piero nennt Kenan Yildiz als seine Vorbilder, und zumindest einer der drei Granden schien am Samstagabend kurz auf dem Rasen des Berliner Olympiastadion aufzutauchen. Als ihm in seinem zweiten Länderspiel für die Türkei sein erstes Tor gelungen war - und was für eines -, jubelte Yildiz mit ausgebreiteten Armen und herausgetreckter Zunge, genau wie es früher del Piero getan hatte.

Während sich für die deutsche Nationalelf nach der 2:3-Niederlage der Blick in die Zukunft verdüsterte, galt für Yildiz (kicker-Note 2) auf der anderen Seite das genaue Gegenteil. Der türkische Verband hat sich mit dem 18-jährigen Juventus-Stürmer augenscheinlich ein Toptalent gesichert, was auf den ersten Blick zwei andere Institutionen schlecht aussehen lässt: den DFB, für den Yildiz ebenfalls spielberechtigt gewesen wäre, und den FC Bayern, der ihn 2022 nach Turin ziehen ließ.

Kuntz: "Ich wäre vorsichtig zu sagen: 'Hier schläft der DFB'"

Stefan Kuntz, der Yildiz selbst längst auf dem Zettel gehabt hatte, bevor er als türkischer Nationaltrainer gehen musste, nimmt den DFB in Schutz. Erstens werde von vielen deutsch-türkischen Talenten oft erwartet, für das Land der Eltern zu spielen, zweitens könne der türkische Verband viel früher mit Einsätzen für die A-Nationalelf locken als der deutsche. "Das ist schwer zu schlagen", so Kuntz am Sonntag bei "Bild-TV". "Ich wäre vorsichtig zu sagen: 'Hier schläft der DFB.'" Zumal Yildiz' Loyalität früh dem Land seines Vaters gegolten habe.

Fußball: Länderspiele, Deutschland - Türkei, Olympiastadion. Deutschlands Bundestrainer Julian Nagelsmann. WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen.

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Doch wie sehr sich der DFB überhaupt um Yildiz bemühte, ist unklar. Antonio Di Salvo, Kuntz' Nachfolger als U-21-Nationaltrainer, hatte kürzlich eingeräumt, sich "aktuell" nicht mit dem Youngster zu beschäftigen, "weil ich ja weiß, dass er auch schon für die U 21 der Türkei gespielt hat". Durch seine beiden A-Länderspieleinsätze ist Yildiz zwar noch nicht für die Türkei "festgespielt" - inzwischen braucht es dazu mindestens vier -, doch das ist nur noch theoretischer Natur. Unter Kuntz-Erbe Vincenzo Montella, einer Serie-A-Legende, wie es Yildiz' Vorbilder waren, winkt schon 2024 das erste große Turnier.

"Wir sehen im Training, was er drauf hat. Er ist jung und unbekümmert", sagte Kapitän Kaan Ayhan am Samstag, nachdem Yildiz Deutschlands rechte Abwehrseite immer wieder in Verlegenheiten gestürzt hatte. "Es tut gut, wenn man so einen jungen Wilden auf dem Flügel hat, der es dem Gegner schwer macht und uns entlastet."

Salihamidzic sprach von zu hohen finanziellen Forderungen

Und die Bayern? Sie hatte Yildiz einst in dessen Geburtsstadt Regensburg entdeckt und zehn Jahre lang ausgebildet, es 2022 aber nicht geschafft, den damals 17-Jährigen weiter an sich zu binden. Hasan Salihamidzic hatte erklärt, man habe die finanziellen Forderungen des Spielers nicht entsprechen können und wollen, woraufhin dieser Juve den Vorzug gab. "Da hat Hasan Salihamidzic vielleicht nicht den Job gemacht, den der ein oder andere gemacht hätte", kritisierte RTL-Experte Lothar Matthäus den damaligen Sportvorstand der Münchner.

Doch offenbar stimmte in Turin auch die Perspektive. "Schon vor eineinhalb Jahren, als er von Bayern weggegangen ist, habe ich mich mit ihm zusammengeschlossen. Und er hat mir gesagt: 'Die Italiener haben mir den perfekten Karriereplan vorgelegt'", verrät Kuntz. Inzwischen diente sich Yildiz beim italienischen Rekordmeister tatsächlich planmäßig zu einem Vertrag bis 2027 plus fünf Kurzeinsätzen für die Profis hoch und Trainer Massimiliano Allegri sagt, er könne "ein ganz Großer werden". Ballführung und Übersicht seien "imponierend".

Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Yildiz schon im kommenden Sommer einen weiteren Del-Piero-Jubel in einem deutschen Stadion imitiert. Beim DFB und bei Bayern würden sie diese Bilder gerne vermeiden.

jpe

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