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WSV-Sportchef Manno: "Herzensangelegenheit ist keine Phrase"

WSV will um den Titel mitspielen

Wuppertal-Sportchef Manno: "Herzensangelegenheit ist keine Phrase"

Gaetano Manno (links) im Austausch mit WSV-Trainer Huezeyfe Dogan.

Gaetano Manno (links) im Austausch mit WSV-Trainer Huezeyfe Dogan. IMAGO/Nordphoto

Nahezu täglich gaben sich in den letzten Wochen die Neuzugänge beim WSV die Klinke in die Hand. Wie intensiv erleben Sie die aktuelle Transferphase, Herr Manno?

Die zurückliegenden acht Wochen waren in der Tat sehr intensiv. Bei meiner Rückkehr standen wir bei der Kaderplanung fast bei Null. Meine erste Amtshandlung war die Vertragsverlängerung mit den beiden Innenverteidigern Durim Berisha und Kevin Pytlik. Nach und nach sind wir dann den Kader durchgegangen. Bis auf Marco Stiepermann, der die Trainerlaufbahn einschlägt, und Torjäger Serhat-Semih Güler konnten wir alle Spieler halten, die wir unbedingt halten wollten. Dazu haben wir jetzt schon einige vielversprechende Neuzugänge verpflichtet. Mit dem jetzigen Stand bin ich schon ganz zufrieden.

Aktuell sind 20 Spieler unter Vertrag. Zu wieviel Prozent steht der Kader?

Im besten Fall planen wir mit 22 oder 23 Feldspielern und drei Torhütern. Derzeit stehen wir bei 17 plus drei. Bis zum Trainingsbeginn am 19. Juni werden wir noch zwei oder drei Spieler dazunehmen. Zwei weitere Positionen werden wir bewusst offenhalten, um im weiteren Verlauf der Transferperiode noch reagieren zu können.

Auf welchen Positionen sehen Sie noch Handlungsbedarf?

Für die nächsten Kaderplätze, die wir besetzen wollen, sehen wir uns intensiv nach einem weiteren Innenverteidiger und einem Sechser um, damit die Defensive weiter verstärkt wird.

Jetzt drücken wir ihm die Daumen, dass er in der 2. Liga durchstartet.

Gaetano Manno über Serhat-Semih Güler

Torschützenkönig Serhat-Semih Güler hat sich für einen Wechsel zum Zweitligisten FC Hansa Rostock entschieden. Wie schwer wiegt dieser Verlust?

Mit seiner Schnelligkeit und mit seiner herausragenden Abschlussstärke wird er uns fehlen, das ist kein Geheimnis. Mir war aber schon vor einigen Wochen klar, dass Semih uns verlassen wird. Bei Angeboten aus der 2. Bundesliga und 3. Liga können wir nicht mithalten. Semih kam vor einem Jahr vom damaligen Absteiger Bonner SC. Wir haben ihm geholfen, er hat uns geholfen. Jetzt drücken wir ihm die Daumen, dass er in der 2. Liga durchstartet. 

Wer soll Güler in der kommenden Saison ersetzen?

Neben Mittelstürmer Damjan Marceta haben wir mit Phil Beckhoff, Semir Saric und zuletzt Hüseyin Bulut schon einige sehr gute Offensivspieler verpflichtet, denen wir sehr viel zutrauen. Vielleicht passen wir deshalb unser Spielsystem auch ein wenig an. Aber klar, wir werden in den nächsten Wochen auch noch einen Stürmer suchen, der im besten Fall ähnliche Qualitäten wie Semih mitbringt.

Erst im Februar waren Sie als Sportlicher Leiter zum Ligakonkurrenten Rot Weiss Ahlen gewechselt. Zwei Monate später kehrten Sie zurück. Hatte Ihnen niemand den Weggang übelgenommen?

Nach mehreren Jahren als Scout und Kaderplaner beim WSV war ich Rot Weiss Ahlen sehr dankbar, dass mir der Verein die Chance gegeben hat, als Sportlicher Leiter einzusteigen. Das war für mich der nächste Schritt, zumal zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar war, dass Sport-Chef Stephan Küsters den WSV verlassen könnte. Als dann kurz vor Ostern der Anruf aus Wuppertal kam, war es mir zunächst sehr unangenehm, in Ahlen direkt wieder um die Freigabe zu bitten. Ich bin froh, dass man mir keine Steine in den Weg gelegt hat.

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Was macht für Sie den Reiz aus, die sportlichen Geschicke beim WSV zu leiten?

Ich war sechs Jahre als Spieler beim WSV, zuletzt sogar als Kapitän. Dazu kam die Zeit als Scout. Daher ist es keine Phrase, wenn ich sage, dass es für mich eine Herzensangelegenheit ist. Außerdem ist es natürlich sehr reizvoll, ein Team zu formen, das um den Aufstieg mitspielen kann.

Leitet sich aus der Vizemeisterschaft in der Vorsaison automatisch der Anspruch ab, in der kommenden Spielzeit Platz eins anzustreben?

Es ist unser Ziel, uns von Saison zu Saison zu verbessern. Deshalb ist es klar, dass wir nach Platz drei und Rang zwei in den letzten Jahren erneut ganz oben mitspielen wollen.

Welche Vereine waren die stärksten Konkurrenten sein?

Dazu gehören definitiv die Aachener Alemannia, die auf dem Transfermarkt sehr aktiv ist und schon viele gute Spieler verpflichtet hat, der SV Rödinghausen mit seiner Kontinuität, die äußerst talentierte U 23 von Borussia Mönchengladbach und auch Rot-Weiß Oberhausen. In diesem Kreis wollen wir dabei sein. Vielleicht kommt noch ein Überraschungsteam hinzu.

Wird der "neue" WSV-Kader aus Ihrer Sicht noch besser aufgestellt sein?

Wir waren schon in der letzten Saison sehr gut aufgestellt, haben schließlich nicht von ungefähr zweimal gegen Meister SC Preußen Münster gewonnen. Das größte Problem war unser missglückter Start, der uns deutlich ins Hintertreffen gebracht hat. Das wollen wir diesmal unbedingt verhindern, wissen aber auch, dass zwölf oder 13 Neuzugänge erst einmal integriert werden und sich in die insgesamt verjüngte Mannschaft einfinden müssen.

Was soll das neue WSV-Team vor allem auszeichnen?

Die wichtigsten Aspekte sind für mich Disziplin und Teamgeist. Wenn die Fans merken, dass eine echte Einheit auf dem Platz steht und jeder für den anderen da ist, dann sind sie auch bereit, das Team bedingungslos zu unterstützen und auch Fehler zu verzeihen.

Wie schwer wiegt der Nachteil, die ersten Heimspiele nicht im Stadion am Zoo austragen zu können?

Das ist natürlich kein Vorteil, aber wir müssen einfach das Beste aus der Situation machen. Fakt ist, dass wir die ersten fünf oder maximal sechs Spiele nicht in Wuppertal austragen können, sondern nach Oberhausen, Remscheid oder Velbert ausweichen müssen. Ich kann nur an alle appellieren, deshalb erst recht zusammenzuhalten. Ich persönlich hoffe, dass wir wegen der räumlichen Nähe in Velbert spielen dürfen, zumal auch unser Hauptsponsor Friedhelm Runge dort seinen Firmensitz hat. Ohne ihn wäre es gar nicht möglich, den WSV bestmöglich auf die neue Saison vorzubereiten.

Ralf Debat

Die Stadien der Regionalliga West