Eishockey

Edmonton Oilers: Woodcroft ist nicht der alleinige Schuldige

Kommentar zum Trainerwechsel bei den Edmonton Oilers

Woodcroft ist nicht der alleinige Schuldige

Nach nur eineinhalb Jahren im Amt ist Schluss: Jay Woodcroft (M.) ist nicht mehr Head Coach der Edmonton Oilers.

Nach nur eineinhalb Jahren im Amt ist Schluss: Jay Woodcroft (M.) ist nicht mehr Head Coach der Edmonton Oilers. IMAGO / USA TODAY Network

Den jüngeren Fans wird der Name Glen Sather nichts mehr sagen. Der heute 80-Jährige war als Trainer und General Manager der Architekt jener Edmonton Oilers, die in den 1980er-Jahren NHL-Geschichte um ihre Superstars wie Wayne Gretzky und Mark Messier schrieben und fünfmal den Stanley Cup gewannen. Nichts anderes war vor Beginn dieser Saison das Ziel, doch nach ihrem größten Fehlstart überhaupt sind für die Oilers die Playoffs in akuter Gefahr. Das hat Jay Woodcroft nun den Job gekostet - obwohl er mit einer Siegquote von 64,3 Prozent die höchste aller Oilers-Trainer seit deren NHL-Einstieg 1979 vorweisen kann, auch eine höhere als die von Sather.

Im Februar 2022 übernahm Woodcroft das Amt von Dave Tippett, seitdem hatte er die fünftmeisten Siege in der NHL eingefahren, führte die Oilers 2022 ins Halbfinale, 2023 ins Viertelfinale. Doch der Start mit nur drei Siegen aus den ersten 13 Saisonspielen wog für die Verantwortlichen schwerer. Ob damit alles besser wird, darf freilich bezweifelt werden. Natürlich hat auch Woodcroft Fehler gemacht, vor allem beim Play-off-Aus gegen den späteren Champion Vegas Golden Knights, als er keine Lösung gegen den Spielplan des Gegners fand und bis zum Ende stur an seinem festhielt.

GM Holland hätte zuerst gehen müssen

Zum Alleinschuldigen taugt Woodcroft freilich nicht. Vielmehr hätten die Oilers ihren General Manager Ken Holland zuerst entlassen müssen, zumal dieser sich in seinem letzten Vertragsjahr befindet. Holland ist dafür verantwortlich, dass die Oilers um ihre Superstars Connor McDavid und Leon Draisaitl noch immer keinen Torhüter haben, der eine zuverlässige Nummer eins darstellt.

Holland stattete im Sommer 2022 Jack Campbell mit einem Fünfjahresvertrag mit fünf Millionen Dollar Gehalt per annum aus. Mittlerweile bekommt Campbell im Farmteam Bakersfield Condors Gegentreffer um Gegentreffer. Ein Desaster. Holland hat Woodcroft keine fähige Kadertiefe gegeben, wie sie beispielsweise Vegas besitzt. Die dritte und vierte Sturmreihe sind zu schwach, der Salary Cap aber soweit ausgereizt, dass Veränderungen am Kader nur schwer möglich sind.

Insofern fällt es schwer zu glauben, dass der neue Trainer Kris Knoblauch (bislang beim AHL-Klub Hartford Wolf Pack, er coachte McDavid im Juniorenbereich) und sein Assistent Paul Coffey alles zum Besseren wenden. Coffey als Verteidiger-Legende ist das Bindeglied zu den glorreichen 80ern. Die lassen sich nur dann ansatzweise mit einem Cupgewinn wiederholen, wenn Knoblauch und ihm schnell die Wende zum Guten gelingt. Denn Draisaitls Vertrag läuft 2025 aus, McDavids ein Jahr später. Ohne Chance auf den Stanley Cup werden sie nicht verlängern - und dann haben die Oilers ganz andere Probleme als aktuell.