3. Liga

"Wir haben nicht die größte Qualität, aber …"

1860-Kapitän Verlaat im Interview

"Wir haben nicht die größte Qualität, aber …"

Seit dieser Saison Kapitän des TSV 1860 München: Jesper Verlaat.

Seit dieser Saison Kapitän des TSV 1860 München: Jesper Verlaat. IMAGO/Eibner

In Ihrer niederländischen Heimat heißt es in einem Sprichwort, man solle sich nicht den Käse vom Brot nehmen, sich also nicht alles gefallen lassen. Wie viel Käse ist nach der gestrigen Niederlage noch auf dem 1860-Brot, Herr Verlaat?

Die Niederlage war enttäuschend, die Nacht nicht so gut. Aber wir werden die richtigen Schlüsse daraus ziehen.

Dabei war die Niederlage unnötig.

Auf jeden Fall. Wir gehen früh in Führung und waren dann zu passiv.

Warum?

Das hat auch mit dem unglücklichen Eigentor (von Fabian Greilinger, d. Red.) zu tun. Als wir danach in Rückstand geraten sind, wollten wir zu viel. Dadurch sind uns viele kleine Fehler unterlaufen. Das darf nicht passieren.

Und im letzten Drittel fehlte die Zielstrebigkeit.

Richtig, es war teilweise zu krampfhaft. Und Lübeck hat es auch nicht schlecht gemacht.

Über 38 Spieltage zu dominieren, ist nicht möglich.

Jesper Verlaat

Zunächst überzeugte das Team, nun dieses 1:2: Eine Parallele zu 2022/23, wo es nach 13 Partien und Rang 2 einbrach und auf Platz 8 landete?

Klar liefen die ersten Spiele super, aber über 38 Spieltage zu dominieren, ist nicht möglich.

Strebt 1860 den Aufstieg an, geht es am Samstag nun gegen einen direkten Konkurrenten.

Sandhausen hat allein mit seinen Transfers ein Zeichen gesetzt: Sie wollen wieder hoch. Bei uns ist das etwas anders.

Der Aufstieg ist also kein Thema?

Es klingt abgedroschen, aber: Wir schauen von Spiel zu Spiel und tun gut daran, nicht vom Aufstieg zu reden.

Das war vor zwei Jahren noch anders: Als Sie aus Mannheim kamen, galt der Aufstieg als Ziel.

Natürlich strebt man danach, aber es bringt nichts, fünf Schritte nach vorn zu denken.

Das Maximum wollen Sie aber doch erreichen.

Ja, aber eben das Maximum in jedem Spiel. Träumen bringt niemandem etwas.

Als Kapitän gehen Sie mit dieser Prämisse voran?

Auf jeden Fall. Auch außerhalb des Platzes sind ein paar Aufgaben hinzugekommen.

Es war ohnehin mein Ziel, noch mehr voranzugehen.

Jesper Verlaat

Inwiefern? Denn ein emotionaler Leader waren Sie ja schon in den vergangenen Saisons.

Es geht dabei um organisatorische Dinge, wie beim letzten Mannschaftsessen, ein kleines Dankeschön für den Wirt zu besorgen. Ich halte die eine oder andere kleine Rede. Aber: Es war ohnehin mein Ziel, noch mehr voranzugehen.

Wie schwer ist das bei 14 Ab- und 12 Zugängen?

Die Last sollte auf mehrere Schultern verteilt werden. Ob es nun mein Nebenmann Leroy Kwadwo oder ein anderer ist: Wenn den Kollegen etwas auffällt, kommen sie zu mir und sprechen das an. Auch umgekehrt.

Das Binnenklima stimmt also?

Auf jeden Fall, Kommunikation ist das A und O. Für diesen Zusammenhalt steht unser aktuelles Team.

Muss es auch, da die Qualität durch Abgänge wie Marius Wörl, Leandro Morgalla und Christopher Lannert gelitten hat.

Wir haben im Vergleich mit anderen Teams in der Liga vielleicht nicht die größte individuelle Qualität, aber: Jeder ackert für jeden.

Wäre das in der vergangenen Saison auch so gewesen, hätte es kurz vor der Winterpause keinen Bruch gegeben.

Die vergangene Saison ist vorbei. Aber in eine solche Phase wollen wir mit der aktuellen Mannschaft natürlich nicht kommen.

Vermissen Sie Ihren nach Salzburg gewechselten Ex-Kollegen Morgalla, den Sie in seiner ersten Profisaison anleiteten?

Menschlich gesehen auf jeden Fall, wir sind gute Freunde. Und auch fußballerisch, denn auf dem Platz haben wir super harmoniert.

Neu dazu kam Ihr Landsmann Joel Zwarts aus Regensburg. Wie haben Sie die ersten Tagen mit ihm erlebt?

Er bringt sich ein, hat auch schon getroffen (zweimal gegen Duisburg, d. Red.) und unterhält sich viel mit mir.

Auf Deutsch oder auf Niederländisch?

Er kann zwar gut Deutsch, ist aber nicht wie ich zweisprachig aufgewachsen. Deshalb auch mal auf Niederländisch. Ich halte sehr viel von ihm, er braucht aber wie jeder andere seine Spiele.

Sie sind mit 27 im besten Fußballeralter, Führungsspieler, Kapitän, Ihr Vertrag läuft noch ein Jahr bis 2024. Was ist Ihr Plan für die Zukunft?

Mein Ziel und mein Ehrgeiz als Leistungssportler ist es natürlich, so hoch wie möglich zu spielen. Aber ich fühle mich sehr wohl in München und bei 1860. Im Fußball brauchen Spieler eine gewisse Spontaneität, aber auch Kontinuität ist wertvoll.

Die wird auch mit Trainer Maurizio Jacobacci angestrebt. Sie haben nun Ihre erste Vorbereitung unter ihm absolviert. Wie erleben Sie ihn?

Er hat sehr viel mit uns gearbeitet - gerade im Fitnessbereich. Er steht für eine klare Ansprache. Und das ist auch gut so. Man weiß, woran man ist.

Interview: Michael Postl

v.re:Albion VRENEZI (1860 Muenchen),
Eroll ZEJNULLAHU (TSV 1860 Muenchen),
Enttaeuschung,Frust,enttaeuscht,
frustriert,niedergeschlagen,Aktion.
Fussball 3.Liga, 3.Spieltag
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am 22.08.2023 in Muenchen
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