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"Wir haben dominiert": Xavis umstrittene Analyse und die Fati-Frage

Barça-Präsident Laporta stürmt Schiedsrichterkabine

"Wir haben dominiert": Xavis umstrittene Analyse und die Fati-Frage

Wenn die anderen im Hintergrund feiern: Barcelonas Trainer Xavi.

Wenn die anderen im Hintergrund feiern: Barcelonas Trainer Xavi. Getty Images

Schlimmer geht immer. Das mag sich Xavi wohl gedacht haben, als er nach dem verlorenen Clasico vor das DAZN-Mikrofon trat. "Das Unglück war am Mittwoch, heute sind es nur drei Punkte", sagte der Barça-Trainer.

Nur drei Punkte? Ein bisschen mehr ist der Clasico schon. Für die Katalanen war es die Chance auf Wiedergutmachung nach dem enttäuschenden 3:3 gegen Inter, das wohl gleichbedeutend mit dem "Abstieg" in die Europa League ist. Es war die Chance zu zeigen, dass dieses neue Barcelona in der Lage ist, auch mal einen "Großen" zu schlagen. Beim FC Bayern hatte die Xavi-Elf 0:2 verloren, bei Inter 0:1, das 3:3 im Rückspiel war eine gefühlte Niederlage. Und jetzt ein 1:3 im Clasico. Was ist da noch ein 5:1 gegen Pilsen oder ein 4:0 in Cadiz wert?

Spielbericht

Für Xavi sind die jüngsten Rückschläge aber nur eine Phase. "Ich habe das Gefühl, dass wir uns in einer negativen Dynamik befinden, dass nichts in unsere Richtung geht, dass wir Selbstachtung haben und es bis zum Ende versuchen", Aber das sei eben Fußball, so der Barça-Coach weiter.

Doch gerade diese Selbstachtung sprach so mancher Barcelona ab. Die dort ansässige "Sport" schrieb gar von einem "Barcelona aus Porzellan und ohne Seele", das sich im Bernabeu "unfähig" präsentiert hatte. Auf die Abwehr traf dies zu, obwohl Xavi mit Koundé und Balde zwei Änderungen in der Viererkette vorgenommen hatte. Zumindest Ersterer erwies sich in der Tat als Verstärkung, Nebenmann Eric Garcia hingegen patzte wie schon gegen Inter kräftig weiter, verschuldete unter anderem leichtfertig den Elfmeter zum 1:3.

Auf die Szene ging Koundé nicht ein, wohl aber auf die beiden anderen. "Beim ersten Tor müssen wir ein Foul begehen und den Konter verhindern, und beim zweiten Tor ist es das Gleiche", sagte der Franzose und nahm damit auch Sergio Busquets mit ins Gebet, der Toni Kroos vor dem ersten Treffer eben nicht entscheidend umriss, auch wenn er es versuchte.

„Wir hatten darüber gesprochen, Konter zu unterbinden, und in den ersten Minuten haben sie uns beim 1:0 erwischt", sagte Xavi, der weiter versuchte, um die verdiente Niederlage ein schönes Schleifchen zu binden. "Wir haben dominiert, wir hatten Madrid im Griff, ohne großartig zu spielen, wir hatten unsere Momente", so der 42-Jährige, der während der Partie mit "Xavi, quedate" ("Bleib, Xavi")-Rufen gefeiert wurde - von den Real-Fans.

Laporta stürmt Schiedsrichter-Kabine

Vielleicht wäre ja wirklich mehr drin gewesen, hätte Referee Sanchez Martinez in der 75. Minute auf Elfmeter für Barcelona (Carvajal gegen Lewandowski) entschieden. Wie im Spielberichtsbogen vermerkt wurde, stürmte auch deswegen Barça-Präsident Joan Laporta nach der Begegnung die Schiedsrichter-Kabine und "bat wiederholt um Erklärungen zu bestimmten Situationen während des Spiels. In Anbetracht dieser Ereignisse wurde er aufgefordert, die Schiedsrichter-Kabine ohne weitere Zwischenfälle zu verlassen."

kicker History

Doch Elfmeter und einige Chancen hin oder her - Xavis Analyse ist eine strittige. Zwar hatte Barça 57 Prozent Ballbesitz im Bernabeu, nach dem 2:0 schaltete Real allerdings auch bis zum Gegentreffer in der 83. Minute weitgehend auf Verwaltungsmodus und ließ die häufig kreativlosen Katalanen kommen. Gegen das Pressing der Königlichen hatten die Blaugrana gerade in den ersten 30 Minuten häufig keine Antwort parat, Ballverlust um Ballverlust war die Folge.

Druck und Ideen erzeugte Barcelona tatsächlich nach der Einwechslung von Ansu Fati, den der Barça-Coach erst in der 73. Minute für den blassen Ousmane Dembelé brachte. Warum er das nicht früher tat, ist nur eine Frage, die sich Xavi gefallen lassen muss.

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