Wigan Athletic hat in den letzten Wochen für einige Schlagzeilen gesorgt, doch eine positive war nicht darunter. Und jetzt das: Am Dienstagabend bezwang der englische Zweitligist Hull City mit 8:0 - nach nur neun Schüssen aufs Tor und einer 7:0-Führung zur Pause. Was war da nur los?
"Virtuell" ging Wigan als Tabellenletzter ins Spiel gegen Hull
Vor dem 44. von 46 Spieltagen in der ewig strapaziösen Championship war Wigan Tabellen-15., scheinbar im grauen, aber sicheren Mittelfeld platziert. In Wahrheit aber steckt der FA-Cup-Gewinner von 2013 mitten im Abstiegskampf. Weil er Anfang Juli Insolvenz angemeldet hat, werden ihm zwölf Punkte abgezogen - "virtuell" ging Wigan also als Tabellenletzter in das Duell mit dem tatsächlichen Drittletzten Hull, der acht seiner letzten zehn Spiele verloren hatte.
Und offenbar erkannte die Mannschaft die Wichtigkeit dieses Heimspiels: Schon in der ersten Minute köpfte Kal Naismith zur Führung ein, die danach konsequent ausgebaut wurde. Die überforderten Gäste gingen mit einem 0:7 in die Halbzeitpause, Naismith hatte beim Stand von 2:0 sogar noch den Pfosten getroffen.
Wigan schießt erstmals acht Tore - und liegt jetzt vor Hull
Hulls ohnehin unter Druck stehender Trainer Grant McCann hatte bereits in der 35. Minute erstmals gewechselt, und tat das mit Wiederanpfiff drei weitere Male und in der 57. Minute schließlich zum letzten Mal. Seine Elf entging immerhin einer zweistelligen Niederlage, obwohl Wigan weiter auf Tore drängte. Kieran Dowell erzielte in der 65. Minute mit seinem dritten Treffer das 8:0, Antonee Robinson scheiterte an der Latte.
Auch die acht Tore reichten Wigan, um einen neuen Rekord in der 88-jährigen Vereinsgeschichte aufzustellen, Hull die höchste Niederlage seit 1911 zuzufügen und um in der Tabelle "virtuell" mit den Tigers gleichzuziehen - mit einer nun um 27 Treffer besseren Tordifferenz.
Merkwürdige Insolvenz: Warum ging dem neuen Besitzer so schnell das Geld aus?
Nach der plötzlichen Insolvenz, die offiziell der Corona-Krise zugeschrieben wurde, waren Gerüchte aufgekommen, dass der ehemalige Klubeigner, eine unter anderem im Glücksspiel aktive Firma aus Hongkong, von Wigans Abstieg profitieren könnte. Erst seit 4. Juni gehörte der Klub dem erst im Januar gegründeten "Next Leadership Fund", ebenfalls aus Hongkong. Warum dem neuen Besitzer so schnell das Geld ausging, ist nach wie vor ungeklärt.
Falls tatsächlich jemand auf Wigans Abstieg gewettet haben sollte - spätestens seit diesem Dienstag lebt die Chance auf den Klassenerhalt. Noch mehr als das Rekord-8:0 macht den Fans Hoffnung, dass die Latics um den Ex-Darmstädter und Mainzer Leon Balogun (32) in Topform in die letzten beiden Spieltage gehen: Von den jüngsten elf Ligaspielen gewannen sie jetzt acht und kassierten zehnmal kein Gegentor. Am Samstag gastiert Wigan in Charlton bei einem weiteren Abstiegskandidaten. Zum Abschluss kommt der Tabellenvierte Fulham.
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