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"Kania ist ein Beispiel, wie unser Scouting funktioniert"

Nürnbergs NLZ-Leiter über Kania, Vonic und Co.

Wiesinger: "Julian ist ein Beispiel, wie unser Scouting funktioniert"

Michael Wiesinger (rechts) hofft auf eine flächendeckende Rückkehr zu U-23- und U-21-Mannschaften.

Michael Wiesinger (rechts) hofft auf eine flächendeckende Rückkehr zu U-23- und U-21-Mannschaften. IMAGO/Zink

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Herr Wiesinger, seit Jahren schaffen beim 1. FC Nürnberg regelmäßig Spieler aus dem eigenen NLZ den Sprung zu den Profis. Zuletzt ist dies Nathaniel Brown, Can Uzun, Ali Loune und Jannik Hofmann gelungen. Was ist das Erfolgsrezept des FCN?

Das kommt nicht von heute auf morgen. Nachwuchsarbeit hat beim 1. FC Nürnberg eine extrem hohe Bedeutung. Bei allen Gesprächen, die wir mit jungen Spielern führen, ist das wichtigste Argument unsere Glaubwürdigkeit. Beim FCN bekommen talentierte Spieler die ehrliche Chance, sich durch tägliches intensives Engagement nach oben zu arbeiten. Hinzu kommt die Expertise von ehemaligen Profis in unserem NLZ. Unterstützt von der Vereinsführung ist das der Grundstock für die aktuelle Situation.

Mit Julian Kania steht der Nächste schon in den Startlöchern.

Julian ist ein klassisches Beispiel, wie unser Scouting funktioniert. Es gibt in den Regional- und Oberligen immer mal Spieler, die sich in keinem NLZ zeigen konnten, verborgene Talente, die aber das Potenzial haben, sich unter professionellen Bedingungen so zu entwickeln, dass sie es nach ganz oben schaffen können. Julian könnte so einer werden. Der Junge hat gemerkt, dass wir an ihn glauben, aber keine Traumwelt aufbauen. Dass er jetzt regelmäßig bei den Profis trainiert und im Zweitligakader im Derby stand, ging wirklich schnell. Wir werden ihn behutsam weiterentwickeln. Egal wie es weitergeht, wird er in der U 23 weiter die Möglichkeit haben, seine Leistung zu bringen. Dafür ist die U 23 Gold wert.

Jermain Nischalke und Leonardo Vonic haben den Durchbruch beim FCN nicht geschafft, sind jetzt bei Dortmund II und Rot-Weiss Essen in der 3. Liga. Gerade bei Vonic gab es Stimmen, die ihn wegen seiner 22 Treffer gerne weiter in Nürnberg gesehen hätten.

Bei Jermain ist es ja erst einmal eine Leihe. Es muss sich zeigen, ob er sich in der 3. Liga durchsetzen kann. Hier kann die Tür noch aufgehen. Bei Leo ging es bei uns nicht weiter. Aber es war ein Abschied, nach dem man sich in die Augen schauen kann. Manchmal trennen sich Wege. Cristian Fiel hat als U-23-Trainer seine Entwicklung genau beobachtet und eine klare Meinung vertreten, hinter der wir voll stehen. Deshalb ist der Cut richtig. Auch wenn 40 Tore gegangen sind, gibt es die nächsten interessanten Spieler, die wir entwickeln wollen. Julian Kania und Eliot Muteba kommen auch schon auf 14 Treffer.

Es wäre wichtig, wenn alle Klubs wieder das Ausbildungsthema aufgreifen würden und nicht mit der U 19 abschließen.

Michael Wiesinger

Manche Klubs haben keine U 23 mehr, Eintracht Frankfurt hat wieder eine zweite Mannschaft installiert. Stand die U 23 in Nürnberg auch auf dem Prüfstand?

Nein. Die U 23 ist ein extrem wichtiger Zwischenschritt und auch eine sehr gute Plattform, wenn ich sehe, wie viele Scouts jede Woche bei unseren Spielen sind. Wir haben im Kader einen Konkurrenzkampf, von dem alle profitieren. Deshalb ist eine U 23 unseres Zuschnitts extrem wertvoll. Es wäre wichtig, wenn alle Klubs wieder das Ausbildungsthema aufgreifen würden und die Ausbildung nicht mit der U 19 abschließen.

Welche Rolle spielt die Trainerförderung? Immerhin sind mit Ihnen, Michael Köllner und aktuell Cristian Fiel einige Nürnberger U-23-Trainer zum Chefcoach der Profis befördert worden.

Die Förderung der Übungsleiter ist ein zentrales Thema. Wir wollen die Trainer engmaschig begleiten und leben eine ehrliche Feedbackkultur. Wir besetzen die Stellen primär regional, setzen auf Coaches, die sich für den 1. FC Nürnberg zerreißen. Zwischen den Jahrgängen haben wir eine gute Kommunikation und gegenseitige Unterstützung. Jeder merkt, dass er sich Schritt für Schritt nach oben arbeiten kann, wie aktuell Andreas Wolf in der U 23 und Vincent Novak in der U 19. Aber natürlich tun uns auch externe Einflüsse gut. Cristian Fiel hat viele neue Ideen, Impulse und frischen Wind reingebracht. Davon profitieren nun auch die Profis.

Vor einem Jahr sind Sie von einer U 21 zur U 23 zurückgekehrt. Was war der Grund?

Die zwei Jahre zwischen der U 19 und der U 21 sind sehr kurz, um die Frage abschließend zu beantworten, ob es ein Spieler es zu den Profis schaffen kann. Eine reine U 21 passt nicht zu unserer Ausrichtung. Deshalb öffnen wir noch einmal für zwei weitere Jahre. In dieser Zeit halten wir auch die Option offen, spannende Spieler aus der Bayern- oder Regionalliga hinzuzuholen, wie aktuell Julian Kania. Es gibt ganz unterschiedliche Biographien und Wege, die wir uns nicht abschneiden wollen. Ali Loune hat den ganz großen Schritt im dritten Jahr gemacht und ist jetzt bei den Profis. Da sollten wir uns nicht einschränken.

Das Team hatte lange keinen erfahrenen Ankerspieler, bis 2022 Fabian Menig kam. Jetzt wurde mit Benedikt Kirsch ein zweiter älterer Spieler verpflichtet.

Erfahrene Spieler sind ein großer Mehrwert für eine junge Mannschaft. Fabi Menig ist einer, der sich Gedanken macht und weiterdenkt. Bene Kirsch ist auch so ein Typ, der Werte vermittelt. Beide sind in kürzester Zeit zu Gesichtern der Mannschaft geworden. Hinzu kommt, dass wir alle zwei Jahre bei null anfangen. Da ist es wichtig, dass man zwei stabile Säulen drin hat, die mit ihrer Qualität ein Gerüst bilden, um das herum man wieder ein Team aufbauen kann. So bleiben wir sportlich in ruhigen Gewässern.

Die U 23 des FCN war in den letzten Jahren immer mal wieder in der Spitzengruppe der Regionalliga. Wäre ein Aufstieg in die 3. Liga für Sie denkbar?

Wir schließen nichts aus und bewerten jedes Jahr aufgrund der sportlichen Lage. Aber wenn man ernsthaft in die 3. Liga will, müsste man einiges anpassen. Die Regionalliga bietet für unsere Jungs das ideale Niveau für den nächsten Schritt. Wir sind gerne in der Regionalliga Bayern.

Interview: Martin Bauer

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