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Wie will Rapid eigentlich spielen?

Feldhofer antwortet auf Kritik

Wie will Rapid eigentlich spielen?

Trainer Ferdinand Feldhofer will Rapid dominant sehen.

Trainer Ferdinand Feldhofer will Rapid dominant sehen. GEPA pictures

Bisher hatten die Ergebnisse die Rapid-Fans noch einigermaßen beruhigt. Von den ersten fünf Saisonspielen hatte Rapid vier gewonnen, eines remisiert und dabei nur ein Gegentor zugelassen. Aber nach der 1:2-Niederlage nach schwacher Vorstellung in Baku stellen sich immer mehr Grün-Weiße die Frage: Was will Rapid eigentlich?

"Wir wollen die dominante Mannschaft sein", antwortet Trainer Ferdinand Feldhofer, dem aufkeimende Kritik am Spielstil seiner Mannschaft nicht verborgen geblieben ist. "Wir wollen immer das Tempo bestimmen." Und wie soll seine Mannschaft das bewerkstelligen, durch Spielaufbau über die Außen, durch die Mitte, über zweite Bälle? "Wir wollen alle Facetten ausnützen", sieht Feldhofer nicht den einen Plan.

"Wir wollen durch dynamische Raumbesetzung Überzahl-Situationen schaffen und so ins Gegenpressing kommen. Die ersten 20 Minuten haben wir das auch in Baku gut gemacht. Da haben wir gute Lösungen gefunden und hätten auch 3:0 führen können", so der Rapid-Trainer, der gleich nach dem Spiel eingeräumt hatte, dass seine Mannschaft nach dieser Leistung "sehr böse auf sich selbst" sei. "Es ist nicht alles perfekt, die Kritik ist teilweise berechtigt. Es hapert in Phasen des Spieles, in einzelnen Szenen, etwa in der Zweikampfführung nach den zweiten Bällen, in denen die Spieler noch nicht die richtigen Entscheidungen treffen. Aber das ist ein Lernprozess."

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Keine Handschrift

Nicht wenige Rapid-Fans sind der Meinung, dass man nach neun Monaten Feldhofer in Hütteldorf schon mehr von seiner Handschrift sehen müsste, wenn er denn eine habe. Dass er ein halbes Jahr lang mit einem Torso von Kader arbeiten musste, haben viele schon vergessen. So weit würde der 42-jährige Steirer auch selbst gar nicht gehen. "Aber es war schon ein großer Umbruch. Wir haben dann mit Ljubicic, Aiwu, Grüll auch eine neue Achse gefunden. Zwei davon sind jedoch schon wieder weg. Wir müssen eine neue Mannschaft formen, das ist alles andere als einfach, aber so ist es. Und Geduld ist nicht die Tugend von jedermann."

Dass Rapid bei den bisherigen Auftritten dem Spiel selten seinen Stempel aufdrücken konnte, will Feldhofer aber so nicht stehen lassen. "Wir waren nie die schlechtere Mannschaft", wehrt er sich, muss allerdings eine Einschränkung nachschieben: "Über die meiste Zeit der Spiele." Die Zahlen und Statistiken würden das belegen. "Wir sind aktuell Erster und haben auch gute Chancen, es nach dem nächsten Spiel zu sein."

Rotation wider Willen

Tatsächlich wollen die Hütteldorfer nach zwei 1:0-Siegen gegen Ried und Klagenfurt den nächsten "Dreier gegen Lustenau, um den absolut perfekten Start zu haben", so Feldhofers Zielvorgabe. Dafür wird er wieder die Rotationsmaschine anwerfen. Anwerfen müssen. "Hätten wir nicht Baku gehabt, weiß ich nicht, ob ich diesmal rotieren würde. Aber so wird’s ohne nicht gehen", weiß er, dass die vielen Aufstellungsvarianten auf Kosten der Eingespieltheit der Mannschaft gehen.

Bundesliga - 3. Spieltag

Dass gegen Lustenau zum dritten Mal in der Bundesliga die Null stehen wird, wagt Feldhofer nicht zu prognostizieren. "Das war bisher kein Schwerpunkt in unserer Arbeit. Wir haben zwar öfter zu Null gespielt, aber das war teilweise auch Glück. Immerhin zeigt es aber die richtige Mentalität." Diese würde er nicht nur in der Defensive sehen. "Nur in der Chancenverwertung haben wir noch viel Potential."

Nicht zuletzt auch Marco Grüll. "Er hat im Moment nicht die Scorerpunkte, die er sich wünscht, aber das wird wieder kommen. Er kommt immer noch zu Chancen, probiert alles und hat uns in Baku auch hinten zweimal sensationell gerettet“, hofft Ferdinand Feldhofer, dass seine Nummer 27 bald wieder mehr Abschluss-Glück hat. Am Sonntag gegen Austria Lustenau und am Donnerstag im Rückspiel gegen Neftci, in dem es das 1:2 aufzuholen gilt. Für Feldhofer kein zusätzlicher Druck: "Uns war klar, dass wir in der Qualifikation auch Spiele gewinnen werden müssen. Wenn wir das gegen diesen Gegner nicht schaffen, haben wir den Aufstieg auch nicht verdient."

Horst Hötsch

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