Conference League

"Tiere": Fiorentina-Präsident beschwert sich über West-Ham-Fans

Conference-League-Sieg der Hammers von Biraghi-Platzwunde überschattet

"Wie Tiere": Fiorentina-Präsident beschwert sich über West-Ham-Fans

Applaudierte den West-Ham-Fans nach deren Becherwürfen - und wurde verhöhnt: Cristiano Biraghi.

Applaudierte den West-Ham-Fans nach deren Becherwürfen - und wurde verhöhnt: Cristiano Biraghi. IMAGO/Cover-Images

Cristiano Biraghi war so etwas wie das Sinnbild der Conference-League-Finalniederlage aus Sicht der AC Florenz (1:2 gegen West Ham United). Erst hatte der 30-jährige Kapitän der Italiener nach etwas mehr als einer halben Stunde vor der Ausführung einer Ecke einen Becher an den Hinterkopf bekommen - Platzwunde inklusive. Daraufhin war der Profi vom West-Ham-Anhang noch verhöhnt worden, er selbst applaudierte dem Geschehen und registrierte wohl auch aufgrund von Adrenalin die klaffende Wunde am Hinterkopf noch nicht.

Nach minutenlanger Unterbrechung samt Diskussionen unter Spieler und Schiedsrichtergespann wurde das Finale vom spanischen Referee Carlos del Cerro Grande fortgesetzt. Mit weiteren Folgen für Biraghi: Der Routinier verursachte mit einem Handspiel im eigenen Strafraum den Elfmeter zum 0:1 (62. Minute) und hob in der 90. Minute mit seinen Kollegen das Abseits von Siegtorschütze Jarrod Bowen auf.

"Violetter Schmerz"

Nach dem bitteren 1:2 in der Coppa Italia gegen Inter Mailand verlor Florenz somit ebenfalls durch ein 1:2 das nächste Endspiel binnen zweier Wochen - und verpasste zugleich die Chance auf den ersten großen internationalen Titel seit 62 Jahren (Europapokal der Pokalsieger 1960/61).

Heute sind wir innerlich tot.

Cristiano Biraghi nach dem verlorenen Conference-League-Finale

"Violetter Schmerz - und eine weitere bittere Enttäuschung" schrieb im Verlauf des Donnerstags der "Corriere dello Sport" über die leiderprobten Toskaner. Und weiter: "Diese Verbitterung zu überwinden wird schwierig sein, denn wie bereits im Olimpico gegen die Nerazzurri spielte die Viola auch in Prag gut, dominierte das Spiel über weite Strecken und schaffte es mit Bonaventuras tollem eingsprungenen Tor, das Gleichgewicht wieder herzustellen."

Der sichtlich niedergeschlagene und mit einem violetten Turban ausgestatte Biraghi meinte im Gespräch mit den Medien knapp: "Ich habe keine Worte dafür. Das zu beschreiben, fällt mir unglaublich schwer. Das tut einfach nur weh. Heute sind wir innerlich tot - erst recht, weil wir die Protagonisten auf dem Feld waren und auch für die ganze Stadt gespielt haben. Doch leider kehren wir mit leeren Händen zurück."

Ungewöhnliche Wurfgegenstände

zum Thema

Und im Falle von Biraghi mit einer Kopfwunde. Denn Thema war natürlich weiterhin auch das Verhalten der englischen Fans. Der "Corriere dello Sport" betitelte den auffälligen Teil der Hammers-Anhängerschaft etwa als "unzivilisierte Barbaren". Denn diese trafen nicht nur in besagter Szene den AC-Spieler am Hinterkopf und verursachten eine Platzwunde, es flogen auch weitere Getränkebecher. Bei der Wahl der Gegenstände wurde zudem auch nicht auf den materiellen Wert geachtet. Neben einer vom Schiedsrichter sichergestellten E-Zigarette, Flaschen und Dosen flogen laut italienischen Medien auch eine Smart Watch, ein Schuh und eine Kreditkarte aufs Spielfeld.

Fiorentina-Präsident und -Eigentümer Rocco Commisso legte nach. Der 73-jährige Milliardär habe nach eigener Aussage mit dem Präsidenten der Premier League - Richard Masters - gesprochen und ihm gesagt, "dass sie alle Tiere sind, was die Art und Weise angeht, wie sie unsere Spieler heute behandelt haben."

Cristiano Biraghi

Verpasste mit der AC Florenz den Gewinn der Europa Conference League: Kapitän Cristiano Biraghi. IMAGO/PA Images

Biraghi dagegen, dessen Platzwunde theoretisch auch zu einem Spielabbruch hätte führen können, formulierte es diplomatisch: "Es fühlt sich nicht so an, als müsste ich dazu etwas sagen. Ich verurteile sie (die Fans; Anm. d. Red.) nicht, aber ich hoffe, dass jemand seinen Job macht und sich darum kümmert. Die UEFA wird auf jeden Fall Ermittlungen einleiten und gegebenenfalls Strafren aussprechen.

Und auch West Ham hat bereits reagiert. Der Premier-League-Klub verurteilt das Verhalten dieser Minderheit, die nicht zu den Werten des Vereins und dem Großteil der Fans passe. Außerdem wolle man mit den Behörden zusammenarbeiten, um die Schuldigen auszumachen.

mag

Bilder zur Partie AC Florenz gegen West Ham United