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Der 23. Klub der Major League Soccer: Der Los Angeles Football Club im Porträt

Der 23. Klub der Major League Soccer im Porträt

Was für Komiker! Der Los Angeles FC und eine spezielle Fankultur

Schauspieler, Komiker und Mit-Eigentümer des Los Angeles Football Club: Will Ferrell.

Schauspieler, Komiker und Mit-Eigentümer des Los Angeles Football Club: Will Ferrell. imago

Der Schritt, den VfL Wolfsburg aus der Bundesliga zu nehmen und dafür Volkswagen United an den Start zu bringen, war ein mutiger. Aber Christian Seifert hatte genug gesehen, irgendwie brauchte die Liga etwas Neues, idealerweise auch weiß-grün; der VfL ließ ein bisschen Vermarktungspotenzial vermissen. 2022 soll es so weit sein, bis dahin konkurrieren vorübergehend 17 Klubs um die Meisterschaft.

Klingt verrückt? Ist es auch - zumindest in Deutschland oder in Europa unvorstellbar. In der Major League Soccer ist das Szenario nicht unüblich. Die San Jose Earthquakes zum Beispiel verschwanden 2005 aus Kalifornien, spielten in Texas als Houston Dynamo weiter und wurden 2008 nochmal neu unter dem alten Namen in San Jose gegründet.

Spielersteckbrief Vela
Vela

Vela Carlos

Trainersteckbrief Bradley
Bradley

Bradley Bob

Los Angeles FC - Vereinsdaten
Los Angeles FC

Gründungsdatum

30.10.2014

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Ähnlich, nur ohne Neugründung, erging es Chivas USA: Für die Los Angeles Galaxy war der Super Clasico gegen das Tochterunternehmen vom mexikanischen Klub Deportivo Guadalajara ein dankbares Derby: 22 von 34 gingen an L.A. Außerdem war das Aufeinandertreffen stellvertretend für die zumeist freundschaftliche, sportliche Rivalität zwischen den USA und Mexiko.

Chivas muss weichen - Schauspieler und Basketballer gründen den LAFC

2014 traf MLS-Commissioner Don Garber die Entscheidung, zu der Christian Seifert niemals berechtigt wäre; Die Major League Soccer kaufte sich die Rechte an den Chivas zurück und legte das Franchise still. Stattdessen verkündete Garber nur wenige Tage später feierlich, dass der Los Angeles Football Club den Platz einnehmen und 2018 als nächstes Expansion-Team der Liga beitreten wird.

Als Eigentümer-Gruppe des 23. MLS-Klubs schlossen sich unter anderem NBA-Legende Magic Johnson und Schauspieler Will Ferrell zusammen, und der Komiker waltete gleich mal seines Amtes: "Wir werden ungeschlagen durch die erste Saison ziehen. Ich habe keine Ahnung, wie schwer das ist, aber wir haben eine ziemlich gute Chance." Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein weder ein Stadion noch einen einzigen Spieler. "Wenn nicht, könnt ihr mir auf dem Parkplatz auflauern und mich umgrätschen."

Gesagt hatte Ferrell das bei der Spatenstich-Zeremonie für das Gelände, auf dem nun ein fast fertiges, 22.000 Zuschauer fassendes "Banc of California Stadium" steht. Zum Saisonstart am Wochenende wird es noch nicht bespielbar sein, die erste MLS-Spielzeit beginnt für den LAFC mit acht Auswärtspartien. Ende April gastiert Vizemeister Seattle dann zum ersten Heimspiel, ehe Borussia Dortmund am 21. oder 22. Mai die Ehre zuteilwird, die 350 Millionen Dollar teure Arena offiziell zu eröffnen.

Der lokale Klub für alle Kulturen - sechs Fanklubs bejubeln die U 12

Ein unfertiges Stadion, das schon jetzt für die gesamte Saison ausverkauft ist, verkommt nur zu einer der Besonderheiten an einem Klub, der extra in Downtown Los Angeles errichtet wurde - als Gegensatz zu Stadtrivale Galaxy, der etwas außerhalb von Kaliforniens Metropole liegt. Sowieso sind es die Galaxy, nach denen sich beim LAFC einiges richtet - denn genauso wie die es machen, soll es nicht sein.

District 9 Ultras

District 9 Ultras on Tour: Die Fans des LAFC sind bereit. imago

Der LAFC definiert sich über die "Wir-sind-eine-Familie"-Identität, will der lokale Klub für die Leute sein, verschiedene Kulturen und Menschen zusammenbringen. Und das klappt: Denn was einst Chivas-Supporter waren, sind jetzt Anhänger von dessen Ersatz. Unmittelbar nach der Ernennung des 23. Franchise hatten diese mit weiteren Fans sechs Fanklubs gebildet (Expo-Originals, Relentless, District 9 Ultras, Cuervos, Black Army 1850, Lucky Boys), die zusammen die 3252, eine "unabhängige Fangemeinschaft", bilden. Genau deswegen, erklärte Vereinspräsident Tom Penn mal, sei die Standortwahl auf L.A. gefallen, "wegen der ethnischen Vielfalt, der Menschen aus aller Welt, die die Liebe zu diesem Sport teilen".

Carlos Vela als Aushängeschild

Da die Fans aber mehrere Jahre auf das erste Spiel ihres Lieblingsvereins warten mussten, vertrieben sie sich die Zeit zunächst bei den Partien der hauseigenen U 12 oder klatschen Mexikos Nationalmannschaft Beifall. Und im Zuge der neu aufkeimenden Stadtrivalität wurden Galaxy-Logos in der Stadt mit dem gerade erst kreierten Wappen des LAFC übermalt.

Spieler hat der Klub inzwischen auch, sogar 20 und teilweise bekannt - zumindest bei Carlos Vela könnte es klingeln. Der 28-jährige Angreifer brachte es für den spanischen Erstligisten Real Sociedad immerhin auf 73 Pflichtspieltreffer, bei Arsenal begann seine Laufbahn in Europa. Als 64-maliger mexikanischer Nationalspieler bringt Vela zudem die Fans über die Grenze, die nicht ohnehin schon in Los Angeles leben. Trainer Bob Bradley kommt mit Erfahrungen als US-Nationalcoach und aus kurzen Zwischenstopps in Europa.

Es sind große Ziele, die der Los Angeles Football Club hat, der trotz des Namens Soccer spielt. Natürlich will er wie jeder andere Klub "anders" und sportlich erfolgreich sein. Ungeschlagen ist allerdings noch niemand geblieben.

Mario Krischel

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