Europa League

Warum Leverkusens Coach Xabi Alonso sein Team kritisiert

Leverkusens Trainer lobt den Rasen und bemängelt die Chancenverwertung

Warum Xabi Alonso sein Team kritisiert - und die Greenkeeper lobt

Leverkusens Coach Xabi Alonso kritisierte die Chancenverwertung.

Leverkusens Coach Xabi Alonso kritisierte die Chancenverwertung. IMAGO/Laci Perenyi

Aus Budapest berichtet Stephan von Nocks

Es war eine angebrachte, aber dennoch bemerkenswerte Nüchternheit, mit der Spieler wie Verantwortliche von Bayer 04 den Einzug ins Viertelfinale der Europa League abhandelten. Keine überschäumende Euphorie nach dem am Ende souveränen 2:0-Sieg gegen zweitklassige Ungarn, der nach der frühen Führung durch den starken Moussa Diaby, der zudem Amine Adlis 2:0 vorbereitete, sogar deutlich höher hätte ausfallen müssen.

Dass niemand bei Bayer die von Xabi Alonso treffend als "seriös und erwachsen" eingeordnete Leistung überhöhte, darf zumindest als gutes Zeichen gewertet werden, dass die Werkself-Profis nach dem fünften Sieg in den jüngsten sechs Partien, in denen sie unbesiegt blieben, die Bodenhaftung nicht zu verlieren drohen.

So fand nicht nur Leverkusens Trainer nach der Wiederholung des Hinspiel-Resultats berechtigte Ansätze zur Kritik. "In der ersten Hälfte hatten wir zehn Minuten, in denen wir passiv in der Defensive waren", bemängelte Xabi Alonso die Phase von der 22. bis zur 38. Minute, in der die Ungarn zweimal dem Ausgleich sehr nahe waren, "wir dürfen dem Gegner nicht das Gefühl geben, dass er nochmal zurückkommen kann."

"Chancen, die wir nicht vergeben dürfen"

Zudem monierte der 41-Jährige zwangsläufig Bayers leichtfertigen Umgang mit den eigenen Möglichkeiten. "Wir haben zwei Tore gemacht, hatten aber Chancen für viel mehr. Chancen, die wir nicht vergeben dürfen. Uns muss bewusst sein, dass wir uns das im Europapokal nicht erlauben dürfen. Heute war es genug, aber beim nächsten Mal reicht es vielleicht nicht."

"Killerinstinkt hat heute gefehlt"

Auch Torhüter Lukas Hradecky war dieser Chancenwucher ein Dorn im Auge. Allein nach der Pause standen für Bayer sieben Torchancen zu Buche. "Da waren wir fahrlässig. So viele Möglichkeiten werden wir in der nächsten Runde nicht bekommen", hob der Kapitän, der nach 22 Minuten gegen den freistehenden Gojak glänzend gerettet hatte, mahnend den Zeigefinger, "wir müssen effektiver werden. Gegen bessere Mannschaften musst du den Killerinstinkt haben, der heute gefehlt hat."

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Und dass nun international wie national bessere Gegner kommen als Ferencvaros, steht außer Frage. In der Liga empfängt Bayer am Sonntag den FC Bayern München. Im Viertelfinale der Europa League geht es womöglich auch gegen einen hochkarätigen Kontrahenten. Hradecky, der sich nun gerne mit einem ganz Großen ("Manchester United fände ich ganz geil") messen möchte, betonte: "Eins kann ich sicher sagen: Dass jetzt ein schwierigerer Gegner kommt, aber in dieser Form können wir in diesem Wettbewerb jeden schlagen."

Rückkehr nach Budapest zum Finale?

Um die Europa League zu gewinnen und damit die letzte Chance zu nutzen, das Saisonziel Champions-League-Qualifikation zu erreichen, muss der Werksklub dies auch. Und trotz des Bewusstseins, dass die limitierte Elf von Ferencvaros kein wirklicher Maßstab dafür war, ob Bayer 04 wirklich dazu fähig ist, konnte selbst der so zurückhaltende Xabi Alonso seine Ambitionen nicht verheimlichen, am 31. Mai nach Budapest, den Austragungsort des Endspiels, zurückkehren zu wollen.

Ob er plane, bald wieder hierher zu kommen, fragte ein ungarischer Journalist. Worauf Xabi Alonso augenzwinkernd antwortete: "Hier findet irgendetwas in ein paar Monaten statt. Aber diese Chance müssen wir uns verdienen. Wir müssen nicht viel über das Finale sprechen. Es ist ein langer, harter Weg bis dorthin."

"Das Spielfeld war unglaublich gut"

Doch dann steuerte der frühere Weltlasse-Spieler das Thema selbst nochmal an, als er auf den bestens gepflegten Platz zu sprechen kam. "Das Spielfeld war unglaublich gut. Kompliment an die Greenkeeper. So einen guten Platz habe ich nicht oft gesehen. Es wäre ein Vergnügen wiederzukommen ..." Natürlich nicht nur wegen des Rasens.

Wie weit Bayer 04 in der Entwicklung unter Xabi Alonso aber wirklich ist, dürfte schon das Gastspiel der Münchner Bayern am Sonntag zeigen. Dass diese Partie für den ehemaligen Bayern-Profi eine besondere darstellt, steht außer Frage. "Ich habe sogar heute während des Tages das Spiel gegen die Bayern vorbereitet", verriet Xabi Alonso, "es wird ein intensives Spiel." In dem Bayer anders als in Budapest defensiv wie offensiv durchgehend konsequent zu Werke gehen muss.