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Warum Rangnick Nagelsmann zu Tottenham rät

"Spannender Verein" - und ein Fragezeichen

Warum Rangnick Nagelsmann zu Tottenham rät

Nächster Halt Premier League? Julian Nagelsmann.

Nächster Halt Premier League? Julian Nagelsmann. IMAGO/Sven Simon

Während die Mannschaft in den Saisonendspurt stolpert und die Europapokal-Qualifikation sogar noch gänzlich verspielen könnte, läuft auf der Führungsebene der Tottenham Hotspur weiterhin die Suche nach einem neuen Trainer für die neue Saison. Julian Nagelsmann scheint dabei weiterhin ein aussichtsreicher Kandidat zu sein - den sich auch Ralf Rangnick gut in London vorstellen kann.

"Ich glaube, dass Tottenham in mehrfacher Hinsicht ein spannender Verein ist", sagte der aktuelle Nationaltrainer der österreichischen Nationalmannschaft, der in der vergangenen Saison ein halbes Jahr Trainer bei Manchester United war, am Mittwochabend bei "Sky". Dafür sprächen allein die Rahmenbedingungen.

"Sie haben momentan mit das modernste, schönste Stadion, das es auf der Welt gibt, und sie haben eines der besten Trainingszentren", führte Rangnick aus. Klubboss Daniel Levy sei zwar "kein Big Spender" und schaue sehr aufs Geld, kenne aber nach vielen Jahren bei den Spurs das Fußallgeschäft und sei jemand, der "sich selbst nicht unbedingt in den Mittelpunkt und den Fokus der Kamera stellen möchte".

Rangnick: "Und es ist London"

Außerdem halte sich die Erwartungshaltung in Grenzen. "Da ist im Moment jede Menge Luft nach oben, trotzdem ist es kein Verein, bei dem man erwartet, dass er sofort unter den ersten ein, zwei oder drei landet" - was gleichwohl "möglich" sei, "wenn man gut arbeitet", so Rangnick. Das habe Mauricio Pochettino bewiesen, der die Spurs regelmäßig in die Champions League und dort 2019 bis ins Finale geführt hatte.

Eine entscheidende Frage ist für Rangnick aber noch offen: Sportdirektor Fabio Paratici ist wegen seiner Verwicklungen in die Finanzskandale bei Juventus Turin gesperrt worden und deshalb von seinem Amt zurückgetreten, seine Nachfolge noch nicht geregelt. "Sollte Tottenham ihn (Nagelsmann, Anm. d. Red.) wirklich haben wollen, wäre es wichtig, wenn dort auch noch ein Sportdirektor wäre, der ihm zur Seite steht."

Insgesamt könne es zwischen Nagelsmann und Tottenham "eine sehr, sehr spannende Geschichte sein", findet Rangnick, der mit dem 35-jährigen Trainer einst in Leipzig zusammenarbeitete. "Und es ist London, das muss man einfach auch sehen, das ist eine hohe Lebensqualität für jeden Trainer."

Aktuell betreut interimsweise mit Ryan Mason bereits der dritte Trainer in dieser Saison die Spurs. Nach Antonio Conte Ende März hatte zu Wochenbeginn auch Cristian Stellini gehen müssen, der seinen früheren Chef Conte eigentlich bis zum Saisonende hatte vertreten sollen. Nach der 1:6-Klatsche in Newcastle mit 0:5-Rückstand nach 21 Minuten reagierte Levy erneut.

Nagelsmann, der vor rund einem Monat beim FC Bayern freigestellt worden war und immer noch beim Rekordmeister unter Vertrag steht, hatte zuletzt bereits mit Tottenhams Stadtrivale FC Chelsea Gespräche geführt, dem Vernehmen nach aber Abstand genommen. Bei den Blues scheint dagegen Pochettino kurz vor der Unterschrift zu stehen.

jpe