Frauen

Warum die BVB-Frauen "nur" Bezirksliga spielen

Watzke klärt bei "FE:male view on football" auf

Warum die BVB-Frauen "nur" Bezirksliga spielen

Kreisligaspielerinnen auf der großen Bühne: Die BVB-Frauen bei der Saisoneröffnung im Signal Iduna Park.

Kreisligaspielerinnen auf der großen Bühne: Die BVB-Frauen bei der Saisoneröffnung im Signal Iduna Park. IMAGO/Team 2

Der VfL Wolfsburg hat es einst so gemacht, später auch Bayer 04 Leverkusen oder der 1. FC Köln und zuletzt Eintracht Frankfurt. Dass große deutsche Vereine die Frauenfußball-Abteilungen von kleineren, aber im Ligensystem hoch angesiedelten Vereinen übernehmen und so direkt ganz weit oben einsteigen, ist alles andere als ungewöhnlich. Borussia Dortmund hat darauf verzichtet.

Zwar wäre ein solcher Einstieg "möglich gewesen", betont BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in der aktuellen Folge von "FE:male view on football", "aber das wollten wir nicht". Stattdessen startete die Abteilung unter der Führung von Leiterin Svenja Schlenker erst im Juli 2021, kurz darauf begann die erste Mannschaft ihren Spielbetrieb in der Kreisliga A - im Vergleich zu vielen namhaften deutschen Vereinen recht spät.

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"Dass es kommt, war klar", erklärt Watzke im Podcast, in dem auch Abteilungsleiterin Schlenker zu Gast ist. "Wir haben das schon vor Jahren diskutiert, aber es war immer ein zweischneidiges Schwert. Dortmund war früher eine richtige Sportstadt, das hat Borussia Dortmund - ohne es zu wollen - alles aufgesogen. Der Verein beherrscht diese Stadt komplett und wir hatten eine gewisse Verantwortung."

Im Klartext: Eine Verantwortung gegenüber Vereinen wie der SpVg Berghofen. Der Klub aus dem Dortmunder Stadtteil spielt derzeit in der drittklassigen Regionalliga West - und soll das auch weiterhin tun. Als Berghofen, nicht als Borussia. "Wenn wir als Player Borussia Dortmund auftreten, wird es für die Klubs relativ schwierig", so Watzke im Podcast. "Wir haben uns bewusst dafür entschieden, ganz unten anzufangen, weil wir keinen aufgrund seiner guten Leistungen von vornherein killen wollten."

Lohauserholz und Donop-Voßheide statt Bayern und Wolfsburg

Dass die SpVg noch lange Zeit die Nummer eins im Dortmunder Frauenfußball bleibt, erscheint trotzdem fraglich. Ihre Premierensaison schlossen die BVB-Frauen mit 18 Siegen aus 18 Spielen und einem Torverhältnis von 143:3 ab. Ende August starten sie nun in der Bezirksliga. Die Gegner heißen dann Germania Lohauserholz oder FC Donop-Voßheide II, nicht Bayern oder Wolfsburg. Noch nicht.

"Wir wollen natürlich hochkommen", stellt Watzke klar, man werde aber von Vereinsseite aus nichts dazulegen. "Wenn die Einnahmen so steigen, dass wir uns 2. oder 1. Liga leisten können, dann werden wir das machen, aber wir werden nicht von vornherein Subventionsfußball betreiben. (...) Wir werden es nicht so machen, dass wir das Dreifache von anderen Mannschaften in der Liga zahlen, nur weil wir Borussia Dortmund sind."

Aktuell habe man sich die Maßgabe auferlegt, nur Spielerinnen in die Mannschaften aufzunehmen, die in einem Radius von 35 Kilometern um Dortmund herum wohnen. "Wir wollten nicht den Vereinen aus der 2. oder 3. Liga die Spielerinnen abwerben", meint Watzke. Dennoch sei das Interesse so groß gewesen, dass der BVB seit dieser Saison noch eine zweite Frauenmannschaft ins Rennen schickt. Insgesamt 150 Bewerbungen trafen dafür ein.

"Momentan ist es ganz einfach", sagt Abteilungsleiterin Schlenker im Podcast offen. "Viele möchten das BVB-Trikot tragen und wir können davon zehren, dass wir Borussia Dortmund sind. Aber je höher wir spielen, desto schwieriger wird es. Dann ist nicht mehr jedes Mädchen BVB-Fan. Irgendwann wird sich das Blatt wenden." Bleibt abzuwarten, wann das sein wird - und wie hoch die BVB-Frauen bis dahin spielen werden.

Warum Schlenker als Abteilungsleiterin selbst bei einem Spiel auf dem Platz stand, was sie mit Steffen Baumgart vereint und was Watzke über Equal Pay denkt, hören Sie im aktuellen Podcast "FE:male view on football". Die ganze Folge ist jetzt auf allen digitalen kicker-Kanälen und bei Spotify, Deezer, Google Podcasts, Podimo und iTunes verfügbar!

mib

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