Nordost

VSG Altglienicke: Berliner Beton als Fundament

Erfolgreiche Umstellungen in der Winterpause

VSG Altglienicke: Berliner Beton als Fundament

Kollektive Freude: Bei der VSG Altglienicke läuft es seit der Winterpause richtig gut.

Kollektive Freude: Bei der VSG Altglienicke läuft es seit der Winterpause richtig gut. IMAGO/Matthias Koch

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Schnee und Regen haben am Freitagabend verhindert, dass sich die VSG Altglienicke für die Hinspielniederlage in der Regionalliga Nordost gegen den Berliner AK revanchieren konnte. Das 0:4 beim Stadtrivalen war die bisher höchste Saisonniederlage. Mehr noch, nur zweimal setzte es seit dem Aufstieg der VSG 2017 höhere Pleiten: am 30. September 2017 mit 0:5 gegen Union Fürstenwalde und am 2. Dezember 2018 mit 1:7 bei Rot-Weiß Erfurt. "Beim BAK haben wir einen rabenschwarzen Tag erwischt", erinnert sich Altglienickes Verteidiger Philipp Zeiger (32) nur ungern an die Niederlage im Poststadion im Berliner Stadtteil Moabit, die gleichzeitig die höchste Niederlage für Trainer Karsten Heine (67) war, seit er die VSG im Sommer 2019 übernommen hat.

Nicht nur diese vier Gegentore haben bei Trainer und Mannschaft ein Umdenken bewirkt. Bis zur Winterpause hatte Torhüter Leon Bätge (25) bereits 22-mal den Ball aus dem eigenen Netz holen müssen, nur sechs Mannschaften in der Liga mussten bis zum Jahreswechsel eine größere Anzahl an Gegentreffern hinnehmen. Aufgrund der löchrigen Abwehr überwinterte die als Mitfavorit auf den Meistertitel in die Saison gestartete VSG Altglienicke, die mit 33 Toren den drittbesten Angriff stellte, lediglich auf den 9. Tabellenrang.

Bald alleiniger Rekordhalter?

Nach sieben Partien im Jahr 2023 haben sich die Vorzeichen deutlich verändert und die VSG ist drauf und dran, einen neuen Rekord in der Regionalliga aufzustellen. Nach dem 1:1 gegen Germania Halberstadt am 25. Januar konnte Heines Mannschaft sechs Siege in Serie einfahren - alle zu null. Ein halbes Dutzend Erfolge ohne jeglichen Gegentreffer sind seit 2012, als die Regionalliga in ihrer jetzigen Form mit fünf Staffeln eingeführt wurde, nur fünf weiteren Klubs gelungen: Im Nordosten der TSG Neustrelitz (2013/14), dem 1. FC Magdeburg (2014/15) und dem FSV Zwickau (2015/16) sowie in der Südweststaffel dem SV Waldhof Mannheim (2017/18) sowie dem SSV Ulm (2021/22). Somit wäre die VSG nach einem erneuten Sieg ohne Gegentor am kommenden Freitag beim Chemnitzer FC alleiniger Rekordhalter.

Die aktuelle Erfolgswelle fußt derweil auf intensiven Trainingseinheiten, gepaart mit vielen Analysen und Gesprächen. "Unsere Defensivarbeit war in der Winterpause ein großes Thema bei uns", stellt Coach Heine klar. "Wir haben zu viele unnötige Gegentore bekommen", sagt auch Abwehrchef Zeiger, "und den Gegnern zu viele klare Möglichkeiten gelassen." Nach dem besagten Remis gegen Halberstadt stellte Heine in der Abwehrreihe auf eine Dreierkette um, wobei die äußeren Mittelfeldakteure bei Ballverlusten diese unterstützen, also praktisch eine Fünferkette bilden. "Dadurch haben wir einen Defensivspieler mehr", sagt Zeiger.

Mit den passenden Spielern haben wir gelernt, dass es für einen Sieg nicht immer ein Spektakel braucht.

Stephan Brehmer

Die linke Seite bei der VSG beackert seit der Neuordnung Stephan Brehmer. Der 30-Jährige kam 2015 von Viktoria Berlin zum Klub aus dem Südosten der Hauptstadt und ist damit der dienstälteste Akteur im Kader von Heine. "Wir waren einfach zu konteranfällig. Mit den passenden Spielern haben wir gelernt, dass es für einen Sieg nicht immer ein Spektakel braucht." Ein Spektakel war indes das Hinspiel gegen den kommenden Gegner Chemnitz, das am 7. Oktober 2022 3:3 endete. Die Partie hat Brehmer nicht nur wegen der drei Gegentore in unguter Erinnerung. "Ich habe mir in diesem Spiel einen Innen- und Außenbandriss im Sprunggelenk zugezogen", sagt er im Rückblick. Seit dem Jahreswechsel ist Brehmer auf der linken Seite bei der VSG wieder gesetzt und ist guter Dinge, mit seinen Kollegen in den Kampf um die Meisterschaft noch einmal eingreifen zu können: "Doch dafür dürfen wir uns keine Fehler mehr erlauben, Erfurt wirkt sehr stabil."

Das Rekordspiel

Dass die neu gewonnene Stabilität in der Defensive auf Kosten des eigenen Angriffspotenzials geht, sehen weder Brehmer noch Zeiger so. "Bei der Qualität unserer Offensivakteure werden wir auch weiterhin unsere Tore schießen. Das ist unser Selbstverständnis", betont Zeiger. In der Tat: Wer einen Tolcay Cigerci (28, 9 Tore), einen Tugay Uzan (29, 10) sowie einen Patrick Breitkreuz (31, 6) in seinen Reihen hat, muss sich wenig Sorgen um eigene Treffer machen. Und selbst Kolja Oudenne (21) hat nun das Toreschießen für sich entdeckt. Der technisch beschlagene Schwede erzielte alle seine fünf Saisontore im Jahr 2023. Dazu hat sich in der Winterpause auch noch Neuzugang Philip Türpitz (31) gesellt, der in seinen vier Einsätzen bereits einmal erfolgreich war.

Für Kapitän Zeiger, der selbst schon drei Treffer in dieser Spielzeit erzielen konnte, ist ein anderer Aspekt seiner Offensivabteilung wichtig. "Bei Ballverlusten schalten die Stürmer sofort um, ackern auch defensiv und gehen in die Zweikämpfe. Dadurch haben wir stets genügend Akteure hinter dem Ball und sind so schwer auszuspielen."

Martin Eisen

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