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Vrabec: "Die Leute in der Region lechzen nach Profifußball"

Neuer Greifswald-Coach will auf Sicht aufsteigen

Vrabec: "Die Leute in der Region lechzen nach Profifußball"

Roland Vrabec hat große Ziele mit dem Greifswalder FC.

Roland Vrabec hat große Ziele mit dem Greifswalder FC. imago images/Gerry Schmit

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Der kicker erreicht den gebürtigen Frankfurter einen Tag nach seinem 49. Geburtstag auf dem Weg von Dänemark in Richtung Greifswald - seiner neuen sportlichen Heimat. Dabei ging plötzlich alles viel schneller als gedacht.

Ursprünglich sollten Sie für Roland Kroos (63) erst zur Saison 2023/24 beim Nordost-Regionalligisten Greifswalder FC übernehmen. Doch nun folgte der Wechsel inmitten der laufenden Serie, aufgrund der gesundheitlichen Konstellation bei Ihrem Vorgänger. Wurden Sie von den Ereignissen überrollt, Herr Vrabec?

Roland Kroos hat den Greifswalder FC in die Regionalliga geführt, ist zweimal aufgestiegen und hat eine hohe Reputation. Ich hätte ihm einen anderen Abgang in Greifswald als Trainer und auch Mensch gewünscht. Das war meine erste Reaktion. Dann ging alles sehr schnell für mich, und ich musste die banalsten Dinge klären, aber auch schon das erste Training vorbereiten.

Ihr Vorgänger Kroos war seit 2017 im Amt, kommt aus der Region und hat in Toni, der Profi bei Real Madrid ist, und Felix, der unter anderem für Union Berlin und Werder Bremen spielte, zwei bekannte Fußballer als Söhne. Wie groß sind die Fußstapfen?

Grundsätzlich habe ich viel Respekt vor Roland und seiner Arbeit. Er hatte seine Art und seinen Weg mit dem Team, ist jemand aus der Region. Ich bin neu in der Region, komme aus Frankfurt am Main. Daher werde ich es nie schaffen, die Region so einzunehmen. Ich habe auf meinen Stationen einiges gesehen, Erfahrungen gesammelt und bin optimistisch, die Entwicklung in Greifswald gemeinsam mit den Verantwortlichen weiterführen zu können.

Bei Ihrem Debüt gab es eine 1:2-Niederlage bei Viktoria Berlin. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Wenn man nur auf das Spiel schaut, kassieren wir zwei unnötige Gegentore. Das darf auf diesem Level nicht passieren. Wir laufen dann der Sache hinter, zeigen aber eine gute Reaktion. Für mich war es aber gut, die Spieler im Wettkampfmodus zu sehen. So habe ich ein besseres Bild von der gesamten Mannschaft bekommen.

Wie würden Sie sich und Ihr Verhalten an der Seitenlinie beschreiben?

Je nach dem Verlauf des Spiels versuche ich, dem Team zu helfen. Ich mache das nicht in jeder Szene, da dies nicht gut ankommt. Wenn es nötig ist, versuche ich, das Team wachzurütteln oder gebe Feedback für bessere Lösungen. Auch hole ich mir einzelne Spieler mal ran oder gebe den Führungsspielern ein Zeichen. Es ist zudem wichtig, sich mit dem Trainerteam auszutauschen. Am liebsten würde ich aber sitzen, weil dann alles gut läuft. Es ist aber mein Job, da zu sein, wenn ich helfen muss.

Wie lautet die Zielsetzung für die restliche Serie mit Ihrem neuen Klub?

Wir wollen den Klassenerhalt schnellstmöglich schaffen. Da sind wir auf einem guten Weg und haben noch genügend Spiele, um die nötigen Punkte zu holen. Dann wollen wir gerne den Landespokal von Mecklenburg-Vorpommern gewinnen, um in der 1. Runde des DFB-Pokals 2023/24 starten zu können. Zudem gilt es, im Verein weiter Strukturen aufzubauen, die ein professionelles Arbeiten möglich machen. Da heißt es, die Geschäftsstelle auszubauen, die Trainingsplätze zu erweitern und die Jugendabteilung zu verbessern. Zudem soll ein neues Stadion mit der Unterstützung von Sponsoren und Förderern entstehen. Mittel- und langfristig lautet das Ziel 3. Liga. Die Leute in der Region lechzen nach Profifußball. Es gilt, sich hinter Hansa Rostock als Nummer 2 im Bundesland zu etablieren.

Sie haben auch schon den FC St. Pauli in der 2. Liga und FSV Frankfurt in der 3. Liga trainiert. Sie waren ebenso als Co-Trainer für deutsche U-Nationalmannschaften unterwegs. Zudem arbeiteten Sie zuletzt für den dänischen Verein Esbjerg fB (2. Division). Warum führt Sie Ihr Weg nun nach Greifswald?

Nach den Jahren zuletzt im Ausland ist in mir die Idee gereift, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Ich war mit einigen Vereinen in der 3. Liga im Austausch. Dann kam der Kontakt nach Greifswald, und ich war von dem vorgestellen Konzept, den Gesprächen mit Jonas Holtz (Hauptsponsor, Anm. d. R.) und David Wagner (Geschäftsführer Sport, Anm. d. R.) sowie der Idee überzeugt. Hier können wir etwas entwickeln. Zudem ist es für mich eine Plattform. Ich möchte gerne als Trainer in der 2. oder 3. Liga arbeiten, am liebsten mit Greifswald. Ich habe mit der Rückkehr nach Deutschland ein neues Kapitel für mich aufgemacht.

Wie schätzen Sie die Regionalliga Nordost in dieser Saison ein?

Die Liga ist breit gefächert. Es gibt etliche Traditionsvereine wie Cottbus, Erfurt oder auch Jena. Dann sind aber auch noch Klubs wie Meuselwitz oder Lichtenberg dabei, für die die 4. Liga aus sportlicher Sicht das Maß der Dinge ist. Die Liga ist interessant und nicht vorhersehbar.

Matthias Schütt

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