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Nationalelf: Völlers totale Rückendeckung für Flick

Sportdirektor tritt als Krisenmanager auf: "Wir sind uns alle einig"

Völlers totale Rückendeckung für Flick

Ist beim DFB derzeit als Krisenmanager gefragt: Sportdirektor Rudi Völler.

Ist beim DFB derzeit als Krisenmanager gefragt: Sportdirektor Rudi Völler. IMAGO/Schüler

Der 63-Jährige war am Sonntag in der Rolle des Krisenmanagers aufgetreten. Und auf diese exakt vorbereitet. Auch auf die Frage, was im Falle einer Pleite zum Saisonabschluss passiere? "Ich wusste, dass die kommt. Aber natürlich wird Hansi bleiben. Er ist ein absoluter Top-Trainer."

Auffällig an Völlers Aussagen ist: Er belässt es nicht nur bei den üblichen und erwartbaren Bekenntnissen, er geht auch in die Tiefe und begründet, weshalb der Bundestrainer für ihn immer noch der Richtige ist. "Hansi hat mit den Bayern alles gewonnen, hat auch bei der Nationalelf sehr, sehr gut angefangen. Dann wurde es etwas holprig, aber, und das zeichnet einen absoluten Top-Trainer aus, es hat nach der WM eben nicht einfach nur ein weiter so gegeben, er hat reflektiert und sich hinterfragt: Was kann ich tun, um die Defensive zu stabilisieren? Was kann ich tun, um eine Top-EM zu spielen? Am liebsten hätten wir natürlich beides, Dinge ausprobieren und trotzdem die Leute mit guten Ergebnissen begeistern. Das ist uns noch nicht gelungen, aber es ist Fakt, dass Hansi alles tut und probiert, damit wir eine bestmögliche EM spielen."

Thiaw war die Entdeckung von Warschau

Und ausgerechnet die jüngste Niederlage, das 0:1 in Polen, dient Völler als Beleg: "Wenn Hansi jetzt schon immer seine vermeintliche Stammelf einspielen lassen würde, hätten wir alle nicht zu sehen bekommen, was Malick Thiaw für ein wunderbarer Fußballer ist." Der Verteidiger war tatsächlich die Entdeckung von Warschau - und ist nach Völlers Ansicht der Beweis, dass die Experimente seines Trainers zu diesem Zeitpunkt noch richtig sind.

Klar ist, dass Völler nicht die alleinige Entscheidungsgewalt in der Personalie Flick besitzt. Ebenso klar stellt er jedoch heraus, dass es aktuell keine Debatte um den 58-Jährigen gibt. Mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte er noch in Warschau über die allgemeine Situation gesprochen, mit Hans-Joachim Watzke telefoniert. "Wir sind uns alle einig", erklärt Völler und schiebt zum entstandenen Kontext aus Frage und Antwort nach: "Das hört sich jetzt so an, als hätten wir diskutiert. Aber das haben wir gar nicht. Wir sind alle der Meinung, dass Hansi der Richtige ist, er steht nicht zur Debatte."

Völler: "Als Bundestrainer muss man ein bisschen was aushalten"

Aber Flick steht - wie der gesamte Verband - nach monatelangem Abwärtstrend unter Druck und Völler sagt: "Natürlich ist ihm Lob angenehmer, das ist menschlich. Es ist nicht schön für ihn, und er hat natürlich die Hypothek durch die WM auf dem Buckel." Völler weiß auch aus eigener Erfahrung: "Als Bundestrainer muss man ein bisschen was aushalten, aber das kann der Hansi."

Dennoch stellt sich das Stimmungsbild ein Jahr vor Beginn der Heim-EM so dar, dass einzig ein Erfolg gegen Kolumbien samt ansprechendem Vortrag ein Gefühl des Aufbruchs im Gastgeberland erzeugen kann. Das verhehlt auch der Sportdirektor nicht. "Am Dienstag", weiß Völler, "ist kein Freundschaftsspiel, es ist ein wichtiges Spiel. Wir müssen den Leuten vor der langen Pause zeigen, dass sie auf uns bauen können."

Sebastian Wolff

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