Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar Süd
Als 1974 die damals noch zweigleisige 2. Bundesliga gegründet wurde, da war der SV Röchling Völklingen noch mittendrin. Heute sind diese Tage weit weg und der Blick auf die Ist-Situation erstickt jegliche Hoffnungen auf einen Aufschwung jäh. "Luft gibt es allenfalls nach unten", schreibt der Verein in seiner neuesten Mitteilung, in der der Rücktritt des 1. Vorsitzenden Christian Sauer vermeldet wurde.
Der Grund für den Rücktritt: Die derzeitige finanzielle Lage werde von den Verantwortlichen offenbar unterschiedlich eingeschätzt, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei für Sauer somit nicht mehr möglich gewesen. Die Kommunikation beschreibt der Verein auf seiner Seite selbst als "katastrophal".
Da auch Schatzmeister Frank Ferdinand bald aufhören wird und dazu noch die so wichtigen Stellen des Präsidenten sowie des Geschäftsführers seit längerem vakant sind, besteht der Vorstand bald nur noch aus zwei Mitgliedern: Herbert Sossong und Rudi Mathieu. Nachfolger zu finden gestaltet sich nach Vereinsangaben schwierig, zu frisch sind die Erinnerungen an eine Steueraffäre, die im Mai 2019 darin mündeten, dass die Staatsanwaltschaft nach Informationen des "Saarländischen Rundfunks" die Geschäftsräume des Vereins sowie Wohnungen von Vorstandsmitgliedern und des damaligen Trainers durchsuchte. Der Verein bestritt seinerzeit den Vorwurf, unter der Hand Zusatzgehälter bezahlt und für diese keine Steuern und Sozialabgaben abgeführt zu haben. Eine Thematik, die den Amateurfußball offenbar flächendeckend betrifft. Das Verfahren gegen Völklingen sei aber mittlerweile abgeschlossen. Sossong hält sich über weitere Details bedeckt, die Staatsanwaltschaft Saarbrücken verweist auf das Steuergeheimnis.
Nur mit einer radikalen Änderung der Vereinskultur und Zusammenarbeit besteht überhaupt noch eine Möglichkeit, den Verein zu retten.
Ludwig Heil, Aufsichtsratsvorsitzender
Aktuell gebe es keine verlässlichen Aussagen darüber, wie hoch die Verbindlichkeiten des Oberligisten tatsächlich sind. Auch Sponsorengelder seien nach Darstellung des Klubs derzeit nicht kalkulierbar. Fest steht: Die finanzielle Lage ist schwierig, der bereits erwähnte Satz "Luft gibt es allenfalls nach unten" lässt tief blicken. Passend dazu schrieb der Aufsichtsratsvorsitzende Ludwig Heil Ende 2021 in der eigenen Stadionzeitung: "Wirtschaftlich sind wir mit dem Rücken schon über die Kante des Abgrunds hinaus - mindestens." Sein hartes Urteil: "Nur mit einer radikalen Änderung der Vereinskultur und Zusammenarbeit besteht überhaupt noch eine Möglichkeit, den Verein zu retten."
Einige Spieler haben aus der düsteren Lage schon ihre eigenen Schlüsse gezogen. Nach dem Verpassen der Aufstiegsrunde setzte so etwas wie eine Massenflucht ein. Insgesamt zehn Akteure mit einem "Gegenwert" von 19 Saisontoren haben den Klub im Winter verlassen, darunter die treffsicheren Kevin Saks (fünf Tore; zu Borussia Neunkirchen) und Alexander Schmieden (sieben Tore; zum FSV Viktoria Jägersburg). Auch Kapitän Julian Kern (zum FK Pirmasens) ging von Bord. Den Kampf gegen den Abstieg muss eine stark verjüngte und runderneuerte Truppe in Angriff nehmen.